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Das dritte Ohr

Das dritte Ohr

Titel: Das dritte Ohr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Curt Siodmak
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nicht eben den Beweis für Ihre infernalische Macht erhalten?“ sagte ich. „232 ist das ideale Instrument zur Selbstvernichtung des Menschen. Ich bin für Änderungen in unserer Gesellschaft, aber nicht durch Methoden, die sich noch unserer Kontrolle entziehen.“
    „Ist das Ihre endgültige Entscheidung?“ fragte McClore.
    „Nicht meine“, sagte ich. „232 hat das Urteil für uns alle gefällt.“
    Als ich zur Türe ging, rief McClore mir nach:
    „Einen Augenblick, Bolt! Ich bin gezwungen, Ihnen zu sagen, daß Sie ab sofort unter die Spionagegesetze des Jahres 1947 fallen, die für jeden Amerikaner und Ausländer gelten. Ihnen werden alle weiteren Experimente mit künstlich erzeugter ESP untersagt, ausgenommen natürlich unter Regierungskontrolle. Ich bin sicher, daß Sie mich verstanden haben.“
    „Ich habe Sie verstanden“, sagte ich. „Ich bin ohnehin längst urlaubsreif.“
    Ich verließ das Zimmer. Bauer folgte mir. Ich spürte seine Hand auf meinem Arm, ein warmer Druck, mit dem er mir dankte, daß ich den bösen Geist wieder in die Flasche gesperrt hatte.
    „Diese Männer da drin sind immer noch von der Ansicht besessen, daß die Menschheit nur durch Macht regiert werden kann. Eine Macht, die natürlich sie ausüben müssen“, sagte Bauer seufzend. „Was werden Sie jetzt tun?“
    „Ich werde warten, ganz einfach warten“, antwortete ich. „Das soziale Verantwortungsbewußtsein des Menschen ist im Ansteigen begriffen. Wir leben in einer Zeit, die ebenso wandlungsträchtig ist, wie die Renaissance. Vielleicht erleben wir noch eine Revolution menschlicher Werte, die die Menschen vielleicht doch befähigen könnte, 232 zum Wohle der Allgemeinheit zu nutzen.“
    „Ach, was sind Sie doch für ein Träumer!“ sagte Bauer zu mir.
    „Und was sind Sie so ungeduldig!“ sagte ich und lächelte ihn an. „Gestatten Sie mir, Sie nach Ihrem Alter zu fragen, Herr Professor?“
    „Ich bin schon sehr alt“, antwortete er. „Zu alt, zweiundsiebzig.“
    „Zweiundsiebzig!“ sagte ich. „Die Weltgeschichte von Christi Geburt bis zum heutigen Tage umfaßt kaum siebenundzwanzigmal Ihre bisherige Lebensspanne. Nur siebenundzwanzigmal! Glauben Sie nicht, daß wir recht ungeduldig sind, wenn wir vom Menschen erwarten, daß seine Moral in einer so kurzen Zeitspanne Vollkommenheit erreicht?“
     

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