Das Duell der Hexen
Schultern mehr zu besitzen, sondern schmerzende Inseln, die den wütenden Schmerz abstrahlten. Sie wollte ihn zurückdrängen und sich auf die Probleme konzentrieren, die vor ihr lagen, doch das war nicht mehr möglich.
Der Hexenstein und alles, was mit ihm zusammenhing, war plötzlich uninteressant geworden. Jane dachte nur noch an ihr eigenes Leid. Auch wenn sie geredet hätte, viel konnte sie der anderen nicht sagen. Der Stein lag im Sumpf. Er war verschwunden, verschluckt, versunken, aber er besaß eine gewaltige Machtfülle. Wer ihn holen wollte, mußte es mit Magie versuchen, und selbst der Teufel schien dabei zu scheitern, denn der Stein war auch unberechenbar. An Wikkas magischen Verbrennungen trug er die Schuld.
Jirica kehrte zurück. Jane sah und hörte sie nicht, sie roch nur etwas. Es war ein ätzender und rauher Gestank, den der Wind gegen sie wehte. Jirica hatte nicht gelogen. Tatsächlich war es das heiße Pech, das diesen Gestank verbreitete.
»Es ist soweit, Jane! Willst du reden?«
»Ich weiß nichts…«
Jiricas Lachen unterbrach sie. »Tut mir leid, kleine, ehemalige Freundin. Jetzt greifen wir zu härteren Mitteln…«
***
Yakup Yalcinkaya hatte dem Geisterjäger John Sinclair versprechen müssen, in San Francisco ein Auge auf die ehemalige Hexe zu halten, und das war verdammt schwer gewesen. Zudem hatte Yakup noch andere Dinge zu erledigen. Er mußte sich um den Innenausbau des Klosters kümmern, das er leitete.
Selbst der junge Türke sah ein, daß ihn diese Aufgabe überfordert hatte, und so gab es für ihn eigentlich nur eine Lösung.
Um dem Job gerecht zu werden, mußte er einen Helfer einspannen. Und den fand er in einem fünfzehnjährigen Waisenkind aus Marokko. Der Junge hieß Ali, war ein verdammt cleverer und lernbegieriger Lehrling, der sich in den letzten Wochen bereits zu einem Helfer entwickelt hatte, auf den man sich verlassen konnte.
Nicht allein das. Es war auch möglich, ihn mit anderen Aufgaben zu betreuen.
So hatte er es übernommen, Jane Collins im Auge zu behalten. Er wußte genau, wo die blonde Frau sich ein Zimmer genommen hatte. Häufig überwachte er sie, schlich ihr nach, wenn sie spazierenging und hatte die Entführung trotzdem nicht verhindern können. Aber er hatte den Wagen gesehen, in dem Jane Collins abtransportiert worden war. Ein knallroter Mustang!
Damit hatte Ali etwas anfangen können. Telefonisch gab er Yakup Bescheid, der ebenfalls nicht faul war und die Leute alamierte, die er kannte. Es gab in Frisco genügend Spitzel, die er einsetzen konnte. Die Mönche des Klosters hatten zu zahlreichen Asiaten Kontakt, und deren Augen waren nicht nur gut, sondern überall. Wenn sie wollten, blieb ihnen nichts verborgen. Ein roter Ford Mustang mußte einfach gefunden werden.
Er wurde auch gefunden. Am Stadtrand, wo die Häuser der Wohlhabenden standen.
Natürlich war zwischen der Entführung und der Entdeckung des Wagens Zeit vergangen. Die anderen hätten Jane ohne weiteres töten können, doch daran wollte Yakup nicht so recht glauben. Er hatte keine Beweise, handelte rein gefühlsmäßig.
Und er wollte Jane rausholen.
Nur Ali hatte er mitgenommen. Der Junge sollte im Geländewagen warten und so rasch wie möglich wegfahren, wenn es nötig wurde. Autofahren konnte Ali ganz gut.
»Mach ich, Yakup.«
Der Türke, ein Meister der Kampf sportarten, verließ das Fahrzeug und tauchte sofort in den dunklen Schatten einer Mauer, wo er stehenblieb, den Rand packte und sich geschmeidig in die Höhe schwang. Schon bald lag er auf der Mauerkrone. Er machte sich klein, zog Arme und Beine an, so daß er wie eine Katze wirkte, die sich zum Sprung geduckt hatte.
Im nächsten Moment war er verschwunden. Weich landete er an der anderen Mauerseite. Seine Füße versanken in der weichen Gartenerde. Blütenduft wehte ihm entgegen.
Yakup bewegte sich durch den verwilderten Garten. Er gehörte zu dem Haus, in dem Jane Collins gefangengehalten wurde und das jenseits des Gartens lag, am Rand der Klippen. Nicht das Meer lag dahinter, sondern eine tiefe Schlucht, denn dort hatte die Natur aus einer Laune heraus einen Canyon gebildet.
Yakup trug keine Kampfkleidung. Er hatte darauf bewußt verzichtet, denn nicht als Ninja war er unterwegs, sondern als normaler junger Mann, der jemand retten wollte.
Trotzdem hatte er sich gut ausgerüstet. Auf Schußwaffen konnte er verzichten. Pistolen, Revolver, Gewehre oder Maschinenpistolen waren nichts für ihn. Er verließ sich auf
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