Das Duell der Hexen
seine Fäuste und die Waffen, die es schon im Altertum gegeben hatte: Schwerter, Lanzen, Messer, Wurfsterne…
Damit konnte Yakup hervorragend umgehen, aber er setzte sie nur in Notwehr ein, denn das hatte man ihm anerzogen. Waffen waren da, um sich zu verteidigen.
Diesmal hatte er noch etwas Besonderes mitgenommen. Ein dünnes, aber sehr strapazierfähiges Seil, das er sich um die Schulter gehängt hatte.
Seine Schritte waren kaum zu hören, als er den Garten durchquerte. Stets mußte er bergauf laufen und sich durch manchmal dichte dschungelartige Büsche schlagen.
Yakup war ein vorsichtiger und mißtrauischer Mann, sonst hätte er nicht überleben können. Er achtete auf Fallen, denn in diesem Gelände ließen sie sich prima verstecken, daß sie praktisch nicht oder erst zu sehen waren, wenn es zu spät war.
Stolperdrähte, Fangeisen, Minen, Yakup rechnete mit allem und war froh, bisher nichts gefunden zu haben.
Kein Licht brannte. Dennoch war es nicht zu dunkel, da die Gestirne am Himmel ihren blassen Schein auf die Erde werfen konnten. Yakup erlebte eine wunderschöne Frühlingsnacht, aber er wußte auch, wie schnell sich das ändern konnte und die Ruhe der Nacht von einem höllischen Inferno aufgerissen wurde.
Da er sich bei Tageslicht den Garten nicht genau hatte ansehen können, mußte er sich einfach auf sein Glück verlassen. Und das blieb ihm hold. Der Junge Türke hatte sich nach links gewandt. Er wollte von der Seite her an das für ihn noch nicht sichtbare Haus heran und war überrascht, als er plötzlich vor einer breiten Treppe stand, die in einem nach rechts geschwungenen Halbkreis in die Höhe führte. Wieso? Yakup stand geduckt vor der untersten Stufe und konzentrierte sich. Die Treppe kam ihm nicht geheuer vor. Sie konnte durchaus eine Falle sein, deshalb diese Vorsicht. Er war nicht langsam, Yakup konnte von einem Augenblick zum anderen buchstäblich explodieren, doch er hielt sich zurück, wenn er eine Falle witterte.
Zu erkennen war er kaum. Es mußte schon jemand sehr genau hinschauen, um seinen geduckten Körper zu entdecken, der neben einem Hibiskusstrauch mit dem Schatten eine Einheit bildete. Es war alles normal.
Zwar umgab ihn keine Stille, nach wie vor zirpten Grillen, aber er hatte ein Rascheln vernommen, das ihm nicht geheuer war. Dieses Geräusch konnte auch von einem Tier oder einem Menschen stammen. Diese Ungewißheit gefiel dem Türken nicht.
Schlich noch jemand außer ihm durch den Garten?
Nach einer Minute konzentrierten Lauschens hatte er noch immer keine Gewißheit bekommen, aber er wollte seine Aufgabe zu Ende bringen und löste sich aus der Strauchdeckung.
Wieder ging er federnd voran. Kaum ein Geräusch verursachte er. Dieses lautlose Gehen mußte man lernen, und Yakup beherrschte es. Die Treppe bestand aus Stein. Sie paßte in ihren Ausmaßen zu einem hochherrschaftlichen Gebäude, dessen Umrisse der Türke erst sah, nachdem er einige Stufen höher gegangen war.
Ein ziemlich kompaktes Gebäude, das weißlich schimmerte sowie von dichtem Pflanzenwuchs umgeben war.
Geschmeidig lief er höher. Er schien bei jedem Schritt die Stufen kaum zu berühren, so elegant ließ er die Treppe hinter sich. Dabei lauschte er, konzentrierte seine Sinne, und das war gut so, denn wieder vernahm er das Geräusch.
Diesmal war es nicht so weit entfernt, allerdings über ihm, und er hatte es auch identifizieren können.
Es war ein Tappen gewesen.
Das Tappen von Pfoten…
Yakup blieb erst stehen, nachdem er den Halbbogen der Treppe überwunden hatte und nur mehr wenige Stufen vor ihm lagen. Die Treppe mündete vor dem Haus auf einem kleinen freien Platz. Von dort aus waren es bis zur Tür nur wenige Schritte. An der rechten Seite wurde der Platz von einer Mauer aus dichten Büschen eingerahmt, deren Blätter sich im durchstreichenden Nachtwind zitternd bewegten und manchmal wie silberne Taler glänzten, wenn sie vom Mondlicht getroffen wurden.
Etwas störte den Türken.
Es war das kalte bewegungslose Glänzen, das zwischen den Büschen zu erkennen war. Schräg stehend und gelblich schimmernd. Zwei gefährliche Punkte, die an Augen erinnerten. An die Augen einer Katze. Yakup Yalcinkaya dachte an das Tappen der Pfoten. Hatte ihn tatsächlich eine Katze verfolgt?
Es war eine, eine verdammt große, denn mit einem anmutig wirkenden Satz verließ das Tier seine Deckung und stand plötzlich dicht vor der obersten Stufe.
Ein großer schwarzer Körper mit einem Kopf, der wesentlich
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