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Das Dunkel der Lagune

Das Dunkel der Lagune

Titel: Das Dunkel der Lagune Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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anderen Kisten wird's wahrscheinlich nicht so einfach«, dämpfte er die Erwartungen. »Die hier war die beste.« In diesem Augenblick schnürte O'Hara den letzten Strick auf, und ein Seitenteil der Kiste gab langsam nach. »Das hab ich befürchtet«, fühlte Hagen sich bestätigt. Er tauchte erneut, wiederholte die gesamte Prozedur mit der zweiten Kiste, blieb aber im Wasser, als sie an Bord gehoben wurde. Gegen halb zwölf war auch die dritte Kiste geborgen, und Hagen glaubte, sich eine Pause redlich verdient zu haben. Er saß auf dem Deck bei einer Zigarette und einer Tasse Kaffee, als Chang in einem großen, geräumigen Kanu aus dem Schilf auftauchte. O'Hara warf ihm eine Leine zu. Der Chinese kletterte an Bord und verbeugte sich lächelnd vor ihnen. Er trug ein blütenweißes Hemd, eine blaue Seidenhose und ein seidenes Stirnband mit vielen leuchtenden Farben.
      Wieder verbeugte er sich vor Hagen. »Seien Sie gegrüßt, mein Herr. Ich überbringe Ihnen den Dank meiner Familie.«
      Hagen bot ihm eine Zigarette an. Der Fischer setzte sich und paffte genüsslich.
      »Was ist mit deinem Bruder?«, wollte Hagen wissen. »Hast du ihn schon beerdigt?«
      Chang nickte und berichtete, dass die Beerdigung am frühen Morgen stattgefunden habe. Es sei ein freudiger Anlass gewesen, nicht nur für seine Familie, sondern für das ganze Dorf. Am Abend würde ein großes Fest gefeiert, zu dem sie alle recht herzlich eingeladen seien. Hagen schlug die Einladung mit großem Bedauern aus. »Wir haben noch viel zu tun, und gegen Abend müssen wir zurück zum Meer.« Chang konnte seine große Enttäuschung nicht verhehlen. Um eine längere Diskussion zu vermeiden, schnitt Hagen schnell ein anderes Thema an. »Haben deine Leute hier im Sumpf Fremde oder Männer von der Regierung mit dem roten Stern gesehen?«
      Chang verneinte. »Sie sind die Einzigen, mein Herr. Unsere jungen Männer fischen überall im Sumpf. Wir würden es sofort wissen, wenn Fremde gekommen wären.«
      Hagen übersetzte Changs Antwort für Mason und O'Hara, und Mason nahm sie mit Genugtuung zur Kenntnis. »Es sieht immer besser aus. Morgen früh werden wir zum vereinbarten Zeitpunkt auf das Schiff warten.«
      Chang erhob sich' und wandte sich zum Gehen. »Kann ich noch etwas für Sie tun, mein Herr?«
      Bevor Hagen etwas erwidern konnte, fragte Rose den Fischer: »Habt ihr Fisch oder frisches Obst?«
      »Ja. In zwei Stunden bin ich zurück und bringe, was Sie wünschen.«
      Als er über die Reling klettern wollte, hielt Rose ihn am Arm fest und sah Hagen bittend an. »Ich fahre mit ihm, Mark.«
      Hagen war perplex. »Was? Sei nicht kindisch. Du kannst doch hier in dieser Gegend nicht allein losziehen.«
      »Warum nicht? Wir sind die einzigen Fremden, wie Chang eben sagte. Mit ihm kann mir überhaupt nichts passieren. Hier auf dem Schiff kann ich sowieso nichts anderes tun als herumstehen und zuschauen. Steve und O'Hara lassen mich nicht einmal einen Goldbarren aufheben, weil er zu schwer für mich sein soll.«
      Mason lachte. »Lass sie doch gehen, wenn sie will. Hier im Sumpf ist niemand, den Chang und seine Leute nicht kennen. In einigen Stunden ist sie wieder zurück.«
      Hagen zögerte noch immer, doch sie nahm ihm die Entscheidung ab, indem sie einfach über die Reling kletterte und in das Kanu stieg. Chang nahm im Heck Platz und paddelte los. Sie drehte sich zu Hagen um und winkte. »Mach dir keine Sorgen. Bis bald.«
      Hagen sah dem Kanu nach, bis es im Schilf verschwand. »Zu spät, um sie jetzt noch aufzuhalten«, sagte Mason.
      Hagen blickte stumm und schnallte sich das Atemgerät auf den Rücken. Er hatte ein ungutes Gefühl.
      In der nächsten Stunde arbeitete er hart und konzentriert. Die zwei verbliebenen Kisten waren fast völlig unbrauchbar, sodass es einiger Anstrengungen bedurfte, sie mit den Stricken derart zusammenzuzurren, dass es möglich war, die Barren in ihnen zu transportieren. Die erste Kiste kam ohne Zwischenfall oben an. Als er ein letztes Mal in die Kajüte schwamm und den Haken an der verbliebenen Kiste anhängte, schien eine Zentnerlast von ihm abzufallen. Es war alles viel glatter verlaufen, als er jemals zu hoffen gewagt hatte. Er schob die Kiste durch den Eingang, sah ihr zufrieden nach, als sie langsam nach oben schwebte. Kaum war er ihr einige Meter gefolgt, gab eine Seitenfläche nach, und fünf, sechs Barren rutschten zwischen den Stricken hindurch. Wie in Zeitlupe taumelten

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