Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)
mir schon gedacht, dass es dir gefällt.« Er grinste und stieß mit mir an, dann sprach er weiter: »Im Allgemeinen können die Leute hier bestellen, worauf immer sie Lust haben, so ist es zumindest gedacht.« Er stand vom Stuhl auf und zog mich hoch. Seine warme Hand berührte mich sanft, während er einen der Sessel vom Tisch abrückte, damit ich darauf Platz nehmen konnte. Dann schob er mich wieder ran, bewegte mich und den Stuhl ganz mühelos und setzte sich mir schließlich gegenüber. »Ich habe mir jedoch erlaubt, ein Degustationsmenü mit den besten Gerichten vorzubestellen, damit du dich zwischen all den leckeren Sachen nicht entscheiden musst – für dich nur das Beste, für Körper und Seele. Wir sprechen hier von einem Lebensstil. Aber ich schweife ab. Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass ich die Bestellung übernommen habe.«
»Überhaupt nicht, das ist schon okay«, beteuerte ich. Das Beste für Körper und Seele – dieser Satz ging mir nicht mehr aus dem Kopf.
»Das habe ich mir schon gedacht.« Er lehnte sich vor, hantierte an seiner Seite des Tisches an irgendetwas herum und klappte dann etwas zu. Wieder erklang ein Rauschen, dieses Mal aus dem Inneren des Esstisches. Das Besteck klapperte leise. Eine weitere Kuppel schoss hervor, wurde vom Damasttuch ausgespuckt und nahm beinahe die gesamte Tischplatte ein, abgesehen von einem äußeren Ring, auf dem unser Gedeck stand. Die Kuppel öffnete sich und verschwand, und darunter kamen mindestens ein Dutzend baseballgroße Tellerchen zum Vorschein.
»Whoa!«
»Und das ist noch gar nichts. Jetzt pass mal auf!« Lucian drückte auf einen anderen Knopf auf seiner Tischseite, die Lichter im Graben um uns herum wurden immer heller, ein blubberndes Leuchten erstrahlte aus dem Wasser und umfing uns. Auch die funkelnden Nadelspitzen unter der Decke glühten nun immer intensiver und erinnerten bald an das Adler-Planetarium in der Stadt. Ich entdeckte den Gürtel des Orion, Kassiopeia und den Großen Wagen. Lucian hantierte immer noch an der Steuerung herum, und schon erklang heitere, fröhliche Musik. »Sind Evergreens okay? Im Moment haben wir nur Musik aus der Capone-Ära.«
»Die muss dann wohl reichen«, lächelte ich. Ich war von allem noch immer ganz benommen.
»Das war es dann wohl mit den Tricks«, erklärte Lucian schließlich und ließ sich im Stuhl zurücksinken.
»Gar nicht schlecht.«
»Hoffentlich gefällt dir das hier genauso gut.«
Er ging mit mir das kulinarische Angebot durch und erklärte mir jedes einzelne Gericht – Mini-Straußen-Cheeseburger, Klapperschlangenravioli, Alligatorensuppe – Spezialitäten, von denen ich nie geglaubt hätte, dass ich sie mal probieren würde. Diese Ansammlung von Köstlichkeiten war einfach überwältigend. Ich nahm mir vor, mich abenteuerlustig zu geben und alles zu kosten, dabei aber am besten nicht allzu sehr darüber nachzudenken, welche Tierchen ich da gerade verspeiste.
»Das ist ja wie ein Ausflug in den Zoo«, bemerkte ich, als er fertig war. »Wenn auch mit einer tragischen Note.«
»Ein ziemlich stiller und ruhiger Zoo.« Er lachte. »Also, dann würde ich mal sagen, bon appétit !«
» Bon appétit !«, nickte ich.
Er schnitt sich auf dem Teller mit dem Rehfleisch eine Scheibe ab, und ich spießte mit der Gabel ein paar Klapperschlangenravioli auf, aber in dem Moment ruckelte die Tischplatte und begann sich zu drehen. »Ach du je!«, rief ich, als meine Gabel, die in den Nudeln steckte, im Uhrzeigersinn zu Lucian rüberwanderte. Er musste ein Grinsen unterdrücken.
»Okay, das war jetzt aber wirklich mein letzter Trick.« Mit erhobenen Händen gab er sich geschlagen.
»Hey!« Die Ravioli und meine Gabel waren vor ihm zum Stehen gekommen. »Habe ich hier drüben denn gar keine Knöpfe? Ist das nicht wie bei diesen Fahrschulautos mit zwei Steuerrädern und Bremsen?« Ich hob die Tischdecke auf meiner Seite hoch, entdeckte aber nur ein würfelförmiges Podest, in dem offensichtlich ein Aufzug unser Essen transportiert hatte.
»Nein, ich fürchte, hier sitze ich ganz allein am Steuer.« Er lächelte. »Aber die hättest du wohl gern wieder.« Er griff nach meiner Gabel, doch anstatt sie mir einfach zurückzugeben, hielt er sie mir so hin, dass ich davon abbeißen konnte. »Und, was meinst du?«, fragte er.
»Lecker«, erklärte ich, nachdem ich das zähe Fleisch endlich runtergeschluckt hatte. »Ein bisschen wie Hühnchen.«
»Fand ich auch.« Er lachte leise. »Also, erzähl doch
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