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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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überlegte er. »Ich weiß auch nicht.« Endlich sah er hoch. »Oh, die machen hier aber keine halben Sachen.«
    »Das muss ja ziemlich schlimm gewesen sein. Ich frage mich, was da wohl passiert ist.«
    Wir standen da und starrten die weiße Fläche an. Irgendwie nahm ich das Ganze auch ein kleines bisschen persönlich. Immerhin war ich auf diese Bilder so stolz gewesen. Und jetzt … nichts. Warum konnten die Randalierer sich nicht an irgendetwas anderem austoben? Natürlich war das ein egoistischer Gedanke, aber trotzdem. Lance schien zu ahnen, was hinter meiner Stirn vorging.
    »Das ist echt übel. Aber vielleicht zeugt es ja auch nur vom guten Geschmack der Vandalen.«
    Ich lachte. »Danke.« Plötzlich wurde draußen leise und sanft an die Tür geklopft. Ich drehte mich um und erkannte Neil Marlinson, der die Augen am Glas mit den Händen abschirmte. Er winkte mir zu und lächelte. Diese vertraute Geste fiel Lance natürlich auf.
    »Wer ist das denn? Dein geheimer älterer Freund?«
    »Genau, mein Sugar Daddy. Du weißt ja, wie das so läuft.«
    »Das hätte ich mir denken können, stille Wasser sind tief.«
    »Du musst es ja wissen.«
    »Sehr witzig. Aber wahr.«
    »Nein, das ist nur dieser Typ, der gestern vorbeigekommen ist und das Foto von Aurelia kaufen wollte«, erklärte ich, während wir auf die Tür zugingen. »Aber ich fürchte, daraus wird jetzt nichts mehr.«
    »Nimm ihn so richtig aus, verkauf ihm irgendwas anderes!«
    »Du klingst ja schon wie Aurelia.«
    »Echt?« Er war von sich selbst beeindruckt.
    »Gern geschehen.«
    Lance öffnete die Tür und sah den Mann an, dann ging er an ihm vorbei und blieb noch einen Moment stehen.
    »Hi. Haven, richtig?«
    »Hi, Mr Marlinson.« Über seine Schulter hinweg sah ich Lance an. »Ich komme gleich nach, fang schon mal allein an.« Mein Mitpraktikant winkte verlegen und machte sich schließlich auf den Weg zum Mittagessen.
    »Tut mir leid, wenn ich mich aufdränge«, erklärte Neil höflich und wohlerzogen, aber nicht auf diese aalglatte Art, die hier so viele Leute zur Schau trugen.
    »Aber nein, ich bitte Sie«, beschwichtigte ich ihn. »Ich wollte mich sowieso bei Ihnen melden, aber es war ein merkwürdiger Vormittag.« Ich deutete auf das Geschlossen-Schild.
    »Ja, das habe ich mir schon gedacht.«
    »Genau. Und ich fürchte, dass das Foto, das Sie wollten, gar nicht zum Verkauf steht. Sorry.«
    »Oh.« Jetzt klang seine Stimme matt, und sein Blick verdüsterte sich. »Das ist aber schade.«
    »Es tut mir wirklich leid.« Ich verstummte kurz. »Irgendwie wurde es beschädigt oder so, deshalb können wir es jetzt nicht mehr anbieten. Aber vielleicht gibt es noch irgendetwas anderes, das Ihnen zusagt? Die Besitzerin würde Ihnen gerne ein gutes Angebot machen, für was auch immer.«
    Nach dieser Ankündigung schwieg Mr Marlinson erstaunlich lange. Schließlich erklärte er: »Nein, nein, das ist schon in Ordnung. Ich hatte mich einfach auf dieses Bild versteift. Es hat mich an jemanden erinnert …« Seine Stimme wurde leiser. »Es sah aus wie sie. Ganz, ganz genauso. Wissen Sie, wie das ist, wenn man irgendwo etwas entdeckt und plötzlich all die Erinnerungen zurückkehren?« Das murmelte er vor sich hin, als würde er eigentlich eher mit sich selbst reden, mit lauter Stimme denken. Ich erwiderte nichts. Irgendwann riss er sich wieder zusammen, schüttelte den Kopf und lächelte. »Entschuldigen Sie, Sie müssen mich ja für völlig verrückt halten. Und für uralt. Und zu nostalgisch, als gut für mich ist.« Er lachte leise über sich selbst. »Aber danke, dass Sie es versucht haben.«
    »Tut mir leid«, entschuldigte ich mich noch einmal. Ich wünschte, ich hätte irgendetwas Tröstlicheres vorbringen können. »Aber schauen Sie doch einfach vorbei, falls Sie Ihre Meinung noch ändern.«
    »Das werde ich tun. Danke.« Er schlich mit hängendem Kopf davon. Offensichtlich hatte es ihm das Herz gebrochen. Eigentlich hatte ich gar keinen Hunger, also kehrte ich in mein Büro zurück und begann, nach Artikeln über das Hotel zu suchen – trug die Geschichten von Journalisten zusammen, die wir gerade beliefert hatten, und formatierte sie, falls Aurelia sie heute für den Bildschirm in der Lobby wollte. Dann lud ich meine Fotos aus dem Tresor hoch. Es waren sogar noch mehr, als ich erwartet hatte, und viele waren richtig gut geworden. All diese wunderschönen Menschen, die ausgelassen feierten. Natürlich waren die Bilder aus dem Feuerring die besten. Die

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