Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
Vom Netzwerk:
danach war ich so müde, dass ich einfach weggenickt bin.«
    »Denk gut darüber nach, Haven. Wir können dir so vieles bieten.«
    »Ich glaube, ich bin einfach nicht sicher, was du von mir erwartest.«
    Er lehnte sich vor, um mir etwas ins Ohr zu flüstern. Als ich seinen heißen Atem spürte, lief es mir kalt über den Rücken, meine Narben erwachten schon wieder zum Leben und stachen. »Deine Seele«, hauchte er. »Gib mir doch bitte deine Seele.«
    Dann küsste er mich erneut, schnell und sanft. Ich war so erstaunt, dass ich den Kuss nicht erwiderte. Das klang wie etwas, das ein Dichter aus alter Zeit für seine Geliebte geschrieben haben könnte. Aber dann verflog all die Romantik: Da war nämlich noch etwas anderes, in seiner Stimme schwang ein harter Unterton mit, ganz anders als gestern Abend. Oder vielleicht lag es auch an mir, wahrscheinlich hatte ich mich seitdem verändert. Ich musste jetzt alles in Frage stellen, selbst diese Worte, für die ich vor ein paar Tagen noch alles gegeben hätte. Er drückte mir die Hand.
    »Ich will dich heute Abend sehen.« Es war ein als süße Schwärmerei getarnter Befehl. Bevor ich irgendetwas erwidern konnte, küsste er mich noch einmal auf die Wange und gab mir dann den Beutel zurück, der mir beinahe aus den schlaffen Fingern geglitten wäre. Mein Verstand arbeitete fieberhaft. Als Lucian sich umdrehte und mit den Händen in den Taschen davonschlenderte, ging ich durch die hintere Tür in die Küche und entdeckte dort bereits Lance an einem der Tische. Darauf stand ein Stapel Pralinenschachteln und ein Teller mit zwei Cupcakes.
    »Wartest du schon lange? Tut mir leid.«
    »Kein Problem«, sagte er und lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Ich stellte die Tüte mit dem ganzen Material ab, holte die Sachen heraus und begann, sie auf dem Tisch auszubreiten.
    »Was ist das denn?« Ich deutete auf die Cupcakes, deren Schokoladenglasur mit dem Hotellogo in rotem Zuckerguss verziert war.
    »Von Dante.«
    Ein Friedensangebot? Das gab mir Hoffnung. »Wie hat er auf dich gewirkt?«
    »Vor allem hellwach. Ich weiß auch nicht, wie er das macht – geschlafen hatte er jedenfalls nicht. Er hat drüben das Kommando übernommen und brüllt Befehle durch die Küche. Von Etan keine Spur. Dem Jugendarbeitsschutzgesetz entspricht das jedenfalls nicht.«
    »Wirkte er denn … okay?«
    Lance nickte nur. Er fand meine Fragen offenbar komisch, und das konnte ich ihm nicht verübeln. Ich ließ es gut sein.
    Obwohl dieses Mal nur ein paar Geschenktüten ausgeliefert werden mussten, machten Lance und ich das zusammen. Es gefiel mir, dass wir jeden Tag die Gelegenheit zu einem kleinen Ausflug in die Freiheit hatten, solange wir diesen Botendienst übernahmen. Inzwischen begriff ich, was gemeint war, wenn jemand »einen klaren Kopf kriegen« musste. Erst beim Verlassen des Hotels merkte ich, dass ich jeden einzelnen Muskel meines Körpers angespannt hatte. Und mir kam plötzlich noch etwas ganz anderes in den Sinn – mir fiel auf, dass ich Joan schon seit Ewigkeiten nicht mehr angerufen hatte. Wir hatten uns zwar gemailt, also wusste sie, dass ich gesund und munter war, aber ich musste mich später wirklich mal bei ihr melden.
    Heute verliefen wir uns nicht mehr so oft und fanden alles auf Anhieb. Ein echter Fortschritt. Aber wir schwiegen fast den ganzen Weg über. Lance kam mir vor wie immer, mir ging jedoch viel zu viel im Kopf herum, um mich auf eine normale Unterhaltung konzentrieren zu können. Und dann waren wir im Handumdrehen wieder im Hotel, wo alles erneut auf mich wartete.
    Obwohl auf einem Schild an der Galerietür »Vorübergehend geschlossen« stand, funktionierte meine Schlüsselkarte jetzt wieder.
    »Ich denke, wir sind drin«, verkündete ich und machte die Tür auf.
    »Was ist das denn?« Lance bückte sich und griff nach einem Blatt Papier mit Hotellogo, das man unter der Tür durchgeschoben hatte. Als ich eintrat, folgte er mir und las die Nachricht laut vor: »›H & L: Spielt ihr mal für mich Versuchskaninchen? In der Parlor-Küche steht für euch Shepherd’s Pie im Kühlschrank – aber mit Wildschwein statt Lamm. Bon appétit! Dante.‹ Das klingt jetzt gar nicht so schlecht – ich muss wohl echt Hunger haben.«
    Wir blieben stehen.
    »Whoa!«, stieß ich aus und blickte auf die Wand, an der vorher die Bilder des Syndikats gehangen hatten. Sie war komplett leer. Lance war immer noch mit dem Zettel beschäftigt.
    »Wildschwein ist bestimmt ziemlich eklig, oder?«,

Weitere Kostenlose Bücher