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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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weiß.« Ihm passte das offensichtlich auch nicht – damit ging es mir gleich viel besser. »Na, das wird ein Spaß.«
    »Heißt das eigentlich, dass wir da auch hinmüssen?«
    »Wahrscheinlich. Aber immerhin werden wir dafür bezahlt«, erwiderte ich.
    Er schob seine Brille hoch. »Immer positiv denken!«
    »Gut. Heute stehen noch ein paar Lieferungen an, ich denke, das können wir jetzt machen. Und dann habe ich noch ein paar Fotos für den Bildschirm, du weißt schon, vorn an der Rezeption.«
    »Klingt gut. Soll ich bei Dante vorbeischauen und die Pralinen besorgen?«
    »Ja … danke.« Ich war erleichtert, dass ich das nicht übernehmen musste. Wir brauchten wohl erst mal ein bisschen Abstand, obwohl mich der Gedanke an unseren seltsamen Streit traurig machte.
    Schreibzeug und das restliche Material holte ich in der Zwischenzeit aus dem Souvenirshop, in dem sich so einige Gäste Andenken mit dem LH -Logo zulegten. Bedient wurden sie von einer gertenschlanken Mitarbeiterin aus dem Syndikat. Sie wirkte hinter ihrer Kasse mindestens zwei Meter groß. Sie sah zwar in meine Richtung, als ich ihr erklärte, dass Aurelia mich schickte, reagierte aber in keiner Weise. Als hingegen das Pärchen, das sich die Stoffbeutel angesehen hatte, mit vollen Händen an die Kasse trat, knipste sie ihr verführerischstes Lächeln an. Wie schön für die.
    Mit Materialien beladen hatte ich den Shop gerade verlassen, als plötzlich mein Name erklang: »Haven …«
    Ich blieb wie angewurzelt stehen, holte tief Luft und drehte mich dann zu ihm um. Langsam schlich er wie eine Katze heran und wandte dabei den Blick keine Sekunde von mir ab.
    »Lucian, hi, guten Morgen«, grüßte ich verlegen. Er küsste mich auf die Wange, meine Narben gingen in Flammen auf, und ich ignorierte sie jetzt nicht mehr.
    »Wo willst du denn damit hin?« Er nahm mir eine der gefalteten Geschenktüten ab, öffnete sie und legte die anderen Sachen nach und nach hinein.
    »Wow, gute Idee. Offensichtlich bist du hier nicht umsonst stellvertretender Chef.« Mir ging heute Morgen so viel durch den Kopf, und ich hatte überhaupt nicht damit gerechnet, ihm über den Weg zu laufen.
    »Ich wollte gerade zum Parlor«, erklärte ich und ging ein paar Schritte in diese Richtung. Er begleitete mich, während ich angestrengt nach vorn starrte.
    »Hast du heute viel zu tun?«
    »Erst mal verteile ich die hier an ein paar Journalisten, und dann werden wir sehen. Falls du also später noch irgendetwas brauchst …«
    »Nein. Ich wollte nicht sehen, ob du für dein Geld auch was tust, sondern nur ein bisschen plaudern.« Er verstummte kurz und lockte dann: »Komm doch mal her.« Mit Daumen und Zeigefinger zog er auf Taillenhöhe ganz sanft an meiner Uniform, und ich folgte ihm in die Nische hinter der Parlor-Küche.
    »Ich hatte gestern Abend wirklich viel Spaß«, verkündete er äußerst überzeugend, ich blieb aber wachsam, auch wenn ich das Spielchen im Moment noch mitmachen musste.
    »Ich auch.«
    Er sah mich an, seine Augen ruhten auf mir, liebkosten meine Züge. Mit dem Finger zeichnete er die Insignien auf meinem Ärmel nach, fuhr sanft über die Kurven der Buchstaben. Unter meiner Uniform brannten meine Narben wie frische Wunden.
    »Komisch«, sinnierte er mit verträumter Stimme. »Ist dir je aufgefallen, dass das unser eigenes, ganz persönliches Logo sein könnte? L und H.«
    »Stimmt, darauf wäre ich gar nicht gekommen.« Was mich allerdings wunderte. So was hätte ich doch normalerweise sofort bemerkt, hätte es in einem ruhigen Moment womöglich in ein Notizbuch gekritzelt. Der Teil von mir, der auf der Hut war, wusste aber ganz genau, dass wir über solche Oberflächlichkeiten längst erhaben waren. Denk an das, was Aurelia und der Fürst gesagt haben . Das alles wollte ich aber nicht glauben. Stattdessen wollte ich mich so gern an den Gedanken klammern, dass Lucian mich vielleicht wirklich mochte und es sich hier nicht um ein seltsames Spiel handelte, welches ich nicht verstand. Er ließ von der Stickerei ab und sah mir wieder in die Augen. Als er näher herantrat, stieg mir der Zedern- und Moschusgeruch in die Nase, den ich so liebgewonnen hatte. Einen Moment wandte ich den Blick ab. Lucian drückte die Schultern durch, so als wappnete er sich dafür, mir etwas Wichtiges anzuvertrauen.
    »Also, hast du dir mal durch den Kopf gehen lassen, worüber wir gestern geredet haben?«, fragte er sanft.
    »Ich musste ja arbeiten – du weißt schon, die Fotos – und

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