Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)
Aufmerksamkeit wieder ihr zu.
»Ihr werdet eng mit einer Gruppe zusammenarbeiten, die wir als Teil unseres Stabs für Öffentlichkeitsarbeit bereits zusammengestellt haben – wir nennen sie das ›Syndikat‹.« Bei diesen Worten öffneten sich rechts und links von uns Türen und wie choreografiert glitt eine Gruppe Menschen herein. Die zehn Männer und Frauen vom Format Aurelias und Lucians waren alle perfekt gestylt und trugen schwarze Anzüge oder Kleider. Ich hätte geschätzt, dass sie durch die Bank vielleicht 18, 19 waren, oder höchstens Anfang 20, trotzdem kamen sie mir so viel älter vor als ich selbst. Das hatte etwas mit ihrer Körperhaltung zu tun: Mit stolz vorgerecktem Kinn standen sie majestätisch da. Sie umringten uns, umfingen uns drei. Keiner sprach ein Wort oder sah uns an, alle Blicke klebten an Aurelia. Mit ihren ruhigen Mienen strömten sie unendliche Gelassenheit aus. Nachdem wir Praktikanten uns verwirrt angesehen hatten, wandten auch wir uns wieder Aurelia zu.
»Wenn ihr eure Karten richtig ausspielt, seid ihr vielleicht bald die jüngsten Neuzugänge dieses exklusiven Verbandes«, erklärte Aurelia. »Hier in Chicago will jeder bei uns dazugehören. Dafür würden die Leute ihre Seele geben. Ihr solltet wissen, dass ihr wirklich großes Glück habt. Und jetzt folgt mir, wir haben viel zu besprechen.«
3
Eure neue Umgebung
A lso, willkommen«, rief Aurelia, als wir unseren offiziellen Rundgang begannen. Ihre tiefe Stimme klang melodisch und beruhigend. Dante, Lance und ich gerieten in den Sog des Syndikats, das uns immer noch umfing, und wir folgten unserer Chefin am Empfangstisch und der großen Freitreppe vorbei mitten in die Lobby. Inzwischen hatte man uns mit Präsenttüten versorgt, randvoll mit Stiften, Tassen, Notizblöcken, Postkarten, T-Shirts und Süßigkeiten, alles mit dem goldenen LH -Logo des Hotels auf schwarzem Grund. »Heute werden wir besprechen, was hier zu euren Aufgaben zählt, und euch eure Zimmer zeigen. Ihr solltet euch erst einmal ein allgemeines Bild machen und euch ein wenig einrichten.« Sie hielt inne, wandte sich um und blickte uns an. Hinter der offenen Tür zu unserer Rechten entdeckte ich Wände voller Bücher. Davor war eine Leiter an einer goldenen Metallschiene befestigt, die nahe der hohen Decke am Regal entlanglief. Neben einem Kamin und einem smaragdgrünen Sofa stapelten sich auch am Boden die Bücher.
»Es ist schon fast alles für die große Eröffnung bereit, wir müssen aber noch einige Projekte in Angriff nehmen, und dabei sind wir auf euch und das Syndikat angewiesen.« Aurelia wies mit zarter Hand auf die Gruppe. »Ihr werdet einen privilegierten Einblick in die Führung unseres Hauses erhalten. Was wir von euch erwarten? Alles und jedes. Deshalb haben wir euch ausgewählt – wir wissen, dass ihr zu den Besten und Klügsten gehört. Wir sind stolz darauf, euch hier zu haben und hoffen, ihr seid ebenso stolz, uns hier zur Hand gehen zu dürfen.« Ihre Stimme hatte hypnotische Kräfte, ihr Auf und Ab wirkte auf mich wie ein Wiegenlied. Lucian stand neben ihr und beobachtete uns, die Hände in den Taschen vergraben. Ich schob mir die Ärmel hoch und hoffte nur, ich sah nicht allzu verschwitzt aus. »Wir haben euch Kost und Logis angeboten, weil wir darauf zählen, dass wir euch auch gelegentlich zu ungewöhnlichen Uhrzeiten einsetzen können. Für diese Mühe werdet ihr jedoch angemessen entschädigt. Gut geleistete Arbeit hier kann zu Reichtum und Erfolg in anderen Bereichen führen, wir können euch nämlich viele Türen öffnen.«
Bei diesem letzten Versprechen drückte ich die Schultern durch und stand so hoch aufgerichtet wie nur möglich da. Aurelia hatte jetzt meine ungeteilte Aufmerksamkeit, und das schien sie auch zu wissen. Sie wandte den Blick nicht von mir ab. Ich hatte das Gefühl, dass sie einen Menschen nur anzusehen brauchte, um zu wissen, ob er sie enttäuschen würde oder nicht.
Mit klappernden Absätzen drehte sie sich wieder um und wir hasteten hinter ihr her. »Es gibt da ein paar Dinge, die ihr vielleicht schon wisst, oder auch nicht, die euch aber bewusst sein sollten. Wir haben hier das ursprüngliche Lexington Hotel wieder ins Leben gerufen und versuchen, sein historisches Erbe so weit wie möglich zu respektieren und zu berücksichtigen. Wir beziehen uns oft auf den legendären Gangster Al Capone, der einst hier residiert hat, versuchen aber gleichzeitig, uns als Vertreter eines gewagten, hochmodernen Stils zu
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