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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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hinter dem Rezeptionstresen und Aurelia eilte zur Bibliothek hinüber. Lance, Dante und ich suchten in unseren Präsenttüten nach den Schlüsselkarten zu unseren Zimmern, als das scharfe Klappern der Absätze plötzlich verstummte und ich wieder die dunkle Reibeisenstimme vernahm.
    »Haven, kommst du bitte noch kurz mit?«, rief Aurelia von der Mitte der weitläufigen Lobby hinüber und winkte mich heran.
    »Natürlich, Miss Brown«, antwortete ich in meinem heitersten, respektvollsten Tonfall. Ich bedeutete Dante und Lance mit einer Geste, doch ohne mich vorzugehen, während meine Nerven langsam eine nicht aufzuhaltende Achterbahnfahrt antraten.
    »Aurelia, bitte«, korrigierte meine Chefin mich, während sie wieder losmarschierte, ohne auf mich zu warten. Ich verfiel jetzt in einen Laufschritt, um sie einzuholen.
    »Natürlich, Aurelia«, entgegnete ich versuchsweise, aber es klang irgendwie komisch. So konnte ich diese Frau doch nicht nennen! Dabei hätte ich sie, wenn wir uns unter anderen Umständen kennengelernt hätten und sie mehr wie ich angezogen gewesen wäre, vielleicht sogar für eine Gleichaltrige gehalten. Keuchend holte ich sie endlich ein.
    »Ich hätte schon gleich zu Beginn ein Projekt für dich – wenn es dir recht ist.«
    »Ich kann es kaum erwarten!« Ich nickte ein wenig zu heftig, zu eifrig, mit wackelndem Kopf, und stolperte dann hinterher, denn sie war einfach viel zu schnell für mich.
    »Die Galerie ist für das Lexington sehr wichtig, ich würde sie als kulturellen Eckpfeiler bezeichnen, und es gibt da etwas, an dem du in den nächsten Tagen für mich arbeiten sollst. Soweit ich weiß, bist du Fotografin.«
    »Oh, na ja. Also, ich meine …«, stammelte ich. Ich war verblüfft, dass sie davon wusste.
    »Also, fotografierst du nun oder nicht?«, fragte sie mit fester Stimme. »Ich hatte eigentlich gedacht, dass ich hier Schüler mit Talent eingestellt habe.«
    Jetzt reiß dich mal zusammen, Haven , ermahnte ich mich selbst, und sei nicht so bescheiden . »Ja«, erklärte ich und imitierte ihren Tonfall, so gut ich konnte. »Ich bin gut. In der Schule habe ich auf Bezirksebene bei einem Wettbewerb gewonnen, und zwar mit einer Reihe über …«
    Sie schnitt mir das Wort ab. »Wunderbar. Weißt du, warum wir unsere Gruppe Syndikat nennen?«
    Keine Ahnung. Sobald ich die Gelegenheit dazu hatte, würde ich jedes Fitzelchen Information über diesen Ort zusammentragen. Aber dafür brauchte ich eben mehr Zeit. »Nein, das weiß ich nicht, aber ich freue mich darauf, alles darüber zu hören.«
    »Damit erinnern wir an unsere Verbindung zu Al Capone und seiner Gang. Wie bei ihm geht es auch bei unserem Syndikat um Exklusivität, und wir haben ebenfalls einen gewissen Unterwelt-Touch.« Mit raschen Schritten marschierte sie die Eingangshalle entlang, der Stoff ihres Kleides raschelte, und ihre Absätze klapperten auf dem Marmorboden. Wir erreichten den Samtvorhang, der den Eingang zur Galerie verdeckte. Sie raffte die Gardine und zog eine Schlüsselkarte hervor.
    »Aber ohne all die, äh, Maschinenpistolen und so?« Mein Witz blieb unbemerkt wie eine Amsel in der Nacht. Aurelia zog die Karte durch den senkrechten Schlitz.
    »Unsere Galerie ist weniger ein Schurkenkabinett, eher ein Fürstenhof. Sie trägt zum Flair des Hotels bei. Es gibt einen Grund dafür, dass unsere Angestellten gut aussehen – sie sind schließlich unsere Botschafter. Ganz Chicago sieht zu uns auf und spricht über uns. Aber anders als bei Capone ist es gesellschaftlich anerkannt, unserer Vereinigung beitreten zu wollen. Und genau das wünscht sich auch jeder.«
    In der Tastatur leuchteten Lämpchen auf, und ein Schloss wurde entriegelt. Aurelia hielt mir die Glastür auf und trat dann ebenfalls in den leeren Innenraum. Sie rauschte an mir vorbei ins Dunkel, und dann erhellte ein Licht einen Raum, den wir bei unserer Tour ausgelassen hatten. Ich ging darauf zu, es handelte sich um einen Bereich, der für ein Fotoshooting vorbereitet worden war. Eine gekrümmte weiße Leinwand bildete einen nahtlosen Hintergrund. Scheinwerfer waren mit Schirmen abgedeckt, die ihr Licht in die gewünschte Richtung lenkten. Sie erhellten die Kulisse, in deren Mitte ein einzelner hölzerner Hocker seiner Modelle harrte. Auf einem Stativ wartete eine Kamera, fertig zum Abdrücken, und auf einem Tisch lag eine zusätzliche Sammlung von Linsen.
    »Wir selbst sind unsere beste Werbung. Wir verkörpern die Jugend und Vitalität, von der alle gern ein

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