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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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angeschlagenen Schuhe und unternahm einen letzten Ausflug nach oben.
    So hektisch und voll hatte ich die Capone-Küche noch nie gesehen. Eigentlich durfte ich um diese Zeit gar nicht hier sein, aber ich schoss hinein und hielt schnurstracks auf Dantes Arbeitsbereich ganz vorn zu. Auf meinem Weg dorthin fuhren die Köpfe herum, und ich hörte die Köche »Etan! Etan!« rufen. Als ich schließlich nahe genug dran war, um Dantes Dreadlocks unter seinem rosafarbenen Bandanatuch zu erkennen, stand der Küchenchef dann plötzlich vor mir, packte mich am Ellbogen und zerrte mich rücksichtslos mit, dorthin, woher ich gekommen war. »Dante!«, brüllte ich aus vollem Halse. Er drehte sich um, und ringsumher erstarrten alle. Ich hatte das Gefühl, dass mich im Restaurant jeder gehört haben musste, aber das war mir jetzt egal. Dantes Blick war voller Furcht, aber ich wusste nicht, ob er um mich Angst hatte oder um sich selbst. Und dann kehrte alles wieder zur Normalität zurück. Er wandte sich ab, die Köche widmeten sich wieder ihren Töpfen, und Etan packte mich noch fester.
    »Ich fürchte, jetzt ist kein guter Zeitpunkt, um mit deinem Freund zu plaudern. Vielleicht beim nächsten Mal«, erklärte er mit Nachdruck und schleifte mich viel brutaler aus der Küche, als eigentlich nötig gewesen wäre. Während er mich mit einer Hand festhielt, schwang er in der anderen ein riesiges Fleischerbeil. Ich leistete nicht länger Widerstand und ließ mich von ihm hinausbugsieren. Mit einem letzten Stoß landete ich vor der Hintertür der Küche.
    Ich trat in die Lobby hinaus und entdeckte Lance, der auf mich zukam. Seine Schritte wurden langsamer, als ich mich näherte, und wir trafen uns vor dem Empfang.
    »Warst du das? Ist alles in Ordnung?«
    »Was meinst du denn?«
    »Das Gebrüll?«
    »Das hast du gehört?«
    »Ich glaube, das haben alle mitgekriegt.«
    Ich wollte gerade den Mund aufmachen, als er mich unterbrach: »Hör mal, die Frühstücksflocken sind weg.«
    »Was?«
    »Die Lucky Charms. Sie sind alle weg, jede einzelne Schachtel, selbst die Paletten im Lager.«
    »Auch hinten neben dem Kühlraum?«
    »Genau.«
    »Wie kann das denn sein?«
    »Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass im Kühlschrank noch mehr hausgemachte Mahlzeiten auf uns warten, aber die rühre ich nicht an.«
    »Auf keinen Fall! Wer weiß, was da drin ist.«
    »Aber ich habe so einen Kohldampf. Ich bin am Verhungern.«
    »Ich habe noch ein paar Proteinriegel, und außerdem kommt mir da eine Idee«, erklärte ich und machte mich auf den Weg zum Lift. Lance folgte mir. »Hol deine Jacke, wir drehen draußen eine Runde.«
    »Was hat denn um diese Uhrzeit noch auf, außer den Restaurants im Hotel?«
    Ich führte Lance die menschenleere Straße entlang. Hier war nach Einbruch der Dunkelheit wirklich nichts mehr los. Keine Ahnung, ob ich mich wegen meiner neuesten Erkenntnisse über das Lexington so gruselte, oder ob es wirklich an der üblen Gegend lag. Nur wenige Laternen erhellten die weißen Wölkchen, die wir beim Atmen ausstießen, und meine nackten Beine waren inzwischen völlig taub. Nachdem wir einmal fast komplett um den Block marschiert waren, fand ich die Spelunke, die ich vom Tunnel unter dem Hotel aus entdeckt hatte.
    Im Inneren wurde uns augenblicklich warm. Rauchschwaden zogen durch das Lokal, umfingen alles von den Billardtischen in der Ecke bis zur Theke ganz vorn. Ich entdeckte Körbchen mit Erdnüssen; von denen hätte ich mir jetzt tausende reinschieben können. Aber wir hatten noch nicht einmal versucht, uns an einen der klebrigen, nach Bier riechenden Tische zu setzen, als der kahlköpfige Kellner mittleren Alters, der eine ordentliche Wampe vor sich hertrug, uns nach unseren Ausweisen fragte, die Hand ausstreckte und ungeduldig mit den Fingern wackelte.
    »Könnten wir nicht einfach nur was zu essen bestellen?«, fragte ich und versuchte, Aurelias Lächeln zu imitieren, falls uns das weiterhalf.
    »Nicht, wenn ihr noch nicht 21 seid«, erklärte er.
    »Ach, kommen Sie schon, wir sehen doch wie 21 aus«, probierte es Lance.
    »Ihr seht noch nicht mal wie 18 aus«, erwiderte der Mann.
    »Aber wir haben solchen Hunger«, bettelte Lance.
    »Und wir werden erstaunlich gut bezahlt«, fügte ich hinzu.
    »Tut mir leid. Und jetzt raus mit euch, los, los!«
    Wir flehten ihn noch länger erfolglos an und gaben es schließlich auf. Mich überkam schon wieder dieses Gefühl, in meinen Adern begann es zu brodeln, bis ich den Eindruck hatte, ich würde

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