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Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition)

Titel: Das Dunkel der Seele: Die Erleuchtete 1 - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimee Agresti
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echt?«
    »Allerdings.«
    »Na, dann.« Er schüttete den Rest seines Getränks runter und stellte dann sein leeres und mein volles Glas auf ein Tablett, das gerade vorbeigetragen wurde. Dabei berührte er meine Finger. »Worauf warten wir noch?«
    Bei dem »Wir« legte ich den Kopf schief und fragte mich, ob ich da gerade richtig gehört hatte.
    »Schnell«, zischte er. »Bevor mich noch jemand entdeckt und ich hier aufgehalten werde.«
    Schnell? Schnell, hatte er gesagt. Nur zu gerne.
    Nachdem ich die Kamera hinten aus dem Büro geholt hatte, führte Lucian mich die Treppe hinunter, womit wir geschickt die Schlange vor dem Aufzug umgingen. Als unsere Schritte im Treppenhaus widerhallten, taten mir die Füße schon fast gar nicht mehr weh. Lucian hatte mir den Vortritt gelassen, und seine Hand ruhte in einer beschützenden Geste auf meinem Rücken. Ich war mir seiner Gegenwart mit jeder Faser meines Körpers bewusst, spürte mit allen Sinnen die zarte Berührung seiner Fingerspitzen. Als wir die Tür ganz unten erreichten, hielt er sie mir auf. Jetzt konnten wir bereits die Musik aus dem Club hören, die so schnell pochte wie mein Herz.
    »Weißt du eigentlich, woher der Name ›Tresor‹ stammt?«
    Und ob, ich hatte meine Hausaufgaben gemacht. »Sicher. Als Capone hier gelebt hat, soll er angeblich Geld und andere Schätze in einem Safe hier unten aufbewahrt haben.«
    »Du bist gut«, meinte Lucian. »Vor Jahren haben sie die Räume geöffnet und nichts weiter gefunden als leere Flaschen und ein paar Einschusslöcher.« Die Musik wurde lauter, als wir den leeren Flur entlanggingen. Dieses Mal nahmen wir nicht den üblichen Weg, sondern näherten uns dem Club von der anderen Seite.
    »Wie schade.«
    »Finde ich auch.«
    »Aber sollte es hier unten dann nicht aussehen wie in einem Banktresor oder so?«
    »Nein.« Er lachte. »Wer würde denn schon gerne in einem Tresor feiern? Es soll sich hier unten anfühlen wie eine ganz andere Welt, wie ein Ort, an dem Gefahren lauern. Die Besucher sollen nicht so recht wissen, worauf sie sich da einlassen.«
    »Oooh. Na, dann würde ich mal sagen, Ziel erreicht.« Plötzlich fühlte ich mich ziemlich verwegen; mir kam es vor, als könnte ich einfach alles tun, um noch mehr Zeit mit ihm zu verbringen. Die magnetische Anziehungskraft war beinahe zu groß.
    »Man weiß doch nie so genau«, erklärte er und legte mir wieder die Hand auf den Rücken, während die Türsteher das riesige Tor für uns öffneten, »was alles in den Menschen steckt. Oft verbergen sie viel mehr oder weniger, als es den Anschein hat.«
    Jetzt gingen wir durch den Tunnel, der bis auf die Lichtblitze pechschwarz war. Vor uns tanzte die Menge im Club, hinter uns warteten andere darauf, eingelassen zu werden, aber einen glücklichen, berauschenden Moment lang waren Lucian und ich ganz allein. Er blieb stehen und sah mich wieder an. Ich musste mich an der Wand festhalten.
    »Und was steckt in dir, Haven Terra?« Er lehnte sich zu mir vor, und selbst in fast völliger Dunkelheit leuchtete das Blau in seinen grauen Augen.
    Ich machte den Mund auf, aber es dauerte ein paar Sekunden, bis ich tatsächlich etwas hervorbrachte. »Ich glaube, ich weiß gar nicht so genau, was du meinst.« Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er da in einer fremden Sprache mit mir redete, die ich so gern verstehen wollte, aber noch längst nicht beherrschte. »Jeder hat doch irgendwas zu verbergen. Du auch, da bin ich sicher.«
    »Oh, na ja, also …« Was gab er mir da zu verstehen? Hatte er etwa von diesem Buch Wind bekommen? Während er mich anstarrte, knisterte die Luft um uns herum, mein ganzes Leben schwamm in diesen stechenden graublauen Seen. Ich hätte so gerne gewusst, was ich jetzt sagen musste, damit er den Blick nie wieder von mir abwandte.
    Und dann war auf einmal alles vorbei.
    Die Lichter gingen aus, völlige, undurchdringliche Dunkelheit umgab uns, die Musik brach harsch ab. Beim Schock der plötzlichen Stille, in der man eine Stecknadel fallen hören konnte, rauschten mir die Ohren. Und mit einem Mal fanden seine Lippen die meinen – drängend und warm trafen sie mich, so hart und unbeirrbar, dass mir die Luft wegblieb. Er schmeckte nach Minze. Die Kameratasche rutschte mir aus der Hand und fiel zu Boden, aber das war mir jetzt völlig egal. Lucian legte mir eine Hand um die Hüfte und drückte mich so fest an sich, dass ich keuchte. Seine andere Hand schoss nach oben, fuhr mir durchs Haar und umfing meinen Nacken.

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