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Das dunkle Erbe

Das dunkle Erbe

Titel: Das dunkle Erbe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kastura
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Nachforschungen.« Ein versöhnliches Lächeln, auch in Sharons Richtung.
    Raupach nahm einen Schluck Kaffee. Die Tasse war aus feinem, hauchdünnem Porzellan.
    »Wir haben gehofft, Sie sagen uns etwas über Graham Marsh.«
    »Ich wüsste nicht, was.«
    »Über seine Sammelleidenschaft.« Der Kommissar legte den Totenkopfring auf die Glasplatte des Couchtisches. »Und ob es noch mehr davon gibt.«
    Marsh vermied es, den Ring anzusehen, als befände sich etwas Störendes, Unansehnliches in seinem modernen, steril wirkenden Wohnzimmer.
    »Es stimmt, mein Vater besaß derlei Gegenstände. Das war wohl seine Auffassung von Kriegsbeute.«
    »Viele Soldaten der Siegermächte nahmen etwas zur Erinnerung mit, das war nicht ungewöhnlich«, half Raupach.
    Marsh nickte. »Einen Teil davon brachte er nach England. Der Rest blieb in Köln und ging nach seinem plötzlichen Tod verloren.«
    »Damals waren Sie noch ein Kleinkind.«
    »Meine Mutter hat mir das erzählt. Sie weigerte sich, Vater nach Deutschland zu begleiten. Ende der vierziger Jahre lenkte er endlich ein und sah sich in der Karibik nach einer neuen Bleibe um. Während der Reise hatte er dort dann einen tödlichen Unfall.«
    »Was passierte mit dieser … Kriegsbeute?«, fragte Raupach.
    »Als ich volljährig wurde, gab Mutter die Sachen an mich weiter.«
    »Was genau?«
    Marsh überlegte. »Ein paar Dolche und Orden, Eiserne Kreuze, Ritterkreuze, einen Offizierssäbel. Darüber war sie gar nicht glücklich, aber es hatte sich in Vaters Besitz befunden, und deshalb sollte ich es bekommen.«
    »War auch eine Pistole darunter?«, wollte Heide wissen. Sie stand auf und ging langsam im Zimmer umher. Ihr Gastgeber drückte sich gewählt aus, als wollte er auf keinen Fall etwas Falsches sagen.
    »Nein, keine Schusswaffen.« Marsh folgte Heide mit den Augen.
    »Besitzen Sie die Sachen noch?«, fragte Raupach.
    »Ich habe fast alles verkauft. Eigentlich ist nur noch dieser Ring übrig.« Marsh schaute immer noch nicht hin. »Das ist mir sehr unangenehm, wie Sie sich denken können. Sie müssen mich für einen verkappten Nazi halten.«
    »Warum glänzt der Ring?«, fragte Photini. »Silber läuft doch an, es wird dunkel und matt.«
    »Ich poliere ihn hin und wieder.« Marsh räusperte sich. »Nur weil ein Gegenstand mit einer düsteren Epoche der Geschichte in Verbindung steht, ist das kein Grund, ihn nachlässig zu behandeln.«
    »Wissen Sie, wie diese Ringe hergestellt wurden?«, fragte Sharon.
    »Nein. Sagen Sie es mir?«
    »Himmler hat sie bei einer Firma in München in Auftrag gegeben, ab 1933. Der Juwelier kaufte dafür Silberbarren mit einer Bezugserlaubnis der Devisenbeschaffungsstelle. Nach Ausbruch des Krieges war das praktisch unmöglich. Also wurde für die Totenkopfringe Altsilber benutzt. Die SS lieferte es an, dann wurde es eingeschmolzen und verarbeitet.« Sharon hielt inne. »Es stammte häufig aus Synagogen. Das haben Mitarbeiter der Münchner Firma später übereinstimmend ausgesagt. Sie erhielten damals silberne Gegenstände mit hebräischer Schrift. Diese schmolzen sie ein und machten daraus die Ringe.«
    »Das klingt wie eine geschmacklose Erfindung«, meinte Heide.
    »Ich wünschte, es wäre so.«
    »Jetzt verstehe ich Ihre Erregung«, sagte Marsh. »Wenn ich gewusst hätte, dass Sie Jüdin sind, hätte ich Ihnen den Ring nie gezeigt.«
    »Spielt das dabei eine Rolle, wer oder was ich bin?«, fragte Sharon.
    Raupach ging dazwischen. »Wir interessieren uns für die Widmung auf der Innenseite des Ringes. Seinem lieben Wenzel, steht da. Wer ist damit gemeint?«
    »Keine Ahnung.« Marsh zuckte mit den Schultern. »Irgendein SS-Mann.«
    »Wenzel war der Name der Familie, die vor Ihrem Vater in der Villa wohnte«, erklärte Raupach. »Ernst Wenzel und seine Söhne Gottlieb und Friedrich. Sie zogen in das Haus ein, nachdem Miss Springmans Urgroßvater emigriert war.«
    Marsh dachte eine Weile nach. Heide stellte sich neben ihn.
    »Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat«, sagte er schließlich. »Vielleicht kannte mein Vater diese Leute. Oder sie ließen den Ring zurück, als ihm die Villa von der Militärregierung zugewiesen wurde.«
    »Bleibt so ein Ring einfach liegen?«
    »Mein Vater kann ihn ganz legal gekauft haben. Oder er hat ihn eingetauscht. Was wollen Sie unterstellen?«
    Heide ging um Marshs Sessel herum. »Wir spekulieren nur, genau wie Sie.«
    »Wir suchen einen Mörder«, ergänzte Raupach. »Einen aus der Gegenwart.«
    »Ihr Kollege, Herr

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