Das dunkle Fenster (German Edition)
er sie aus den Augen verlieren.
„Scheiße!“, rief Daniel, der neben Ari auf dem Beifahrersitz saß, als der BMW den Passat erneut rammte und dabei gefährlich ins Schlingern brachte. Jetzt war offensichtlich, dass die das mit Absicht taten. Ein Mann mit einer Maschinenpistole lehnte sich aus dem Seitenfenster des Wagens und feuerte eine Schusssalve auf den Passat ab.
Ari trat scharf auf die Bremse, so dass sie ein paar Meter zurückfielen. Sie waren ohnehin viel zu schnell in der Kurve. Seine Gedanken begannen sich zu überschlagen. Was sollten sie jetzt machen? Er wusste nur, dass die Zielperson in irgendeiner Weise für den Dienst wichtig war. Dass dieser Mann offenbar Informationen besaß, die der Dienst unbedingt haben wollte. Ari traf eine Entscheidung, in dem Moment, in dem der Passat über die Leitplanke geschleudert wurde und den Hügel hinabstürzte. Als der BMW im gleichen Moment scharf bremste und auf den Schotter neben der Fahrbahn rollte, als drei Männer ausstiegen, von denen einer eine kurzläufige Maschinenpistole in der Hand trug.
Ari entschied, dass die Zielperson eine Informationsquelle war, die geschützt werden musste. Er konnte nicht zulassen, dass dieser Kerl, den der Dienst vielleicht noch brauchte, ausgerechnet bei Aris Beschattungsmission umgelegt wurde. Das warf kein gutes Licht auf Ari, der ehrgeizig war und beim Mossad noch hoch aufzusteigen hoffte.
Die drei Männer schenkten Aris Wagen keinerlei Beachtung. Sie stiegen über die Leitplanke und liefen den Hang hinunter. Ari tauschte einen kurzen Blick mit Daniel. Sie dachten beide das Gleiche. Er trat die Bremse bis zum Boden durch, rutschend und schliddernd kam ihr Wagen zum Stehen.
Nachdem er sich aus dem stählernen Wrack befreit hatte, bemerkte Nikolaj, dass Blut an seinem Bein herunter lief, obwohl er keinen Schmerz verspürte. Er ignorierte es und umrundete die zerstörte Karosse. Vergeblich versuchte er, die Beifahrertür zu öffnen. Das Blech hatte sich verzogen, die Tür gab keinen Millimeter nach. Schnell warf er einen Blick nach oben, in Richtung Straße. Bäume versperrten die Sicht, aber er erwartete, dass die Männer aus dem Geländewagen jeden Moment auftauchten.
Er stürzte wieder auf die andere Seite und riss die Fahrertür auf. „Los“, keuchte er, „raus hier.“
Er ging auf die Knie und streckte Carmen eine Hand entgegen, die sie mit überraschend festem Griff umklammerte. Schwerfällig wälzte sie sich herum und kroch hinüber auf die Fahrerseite. Er legte die zweite Hand um ihre Hüften und hob sie halb aus dem Wrack heraus. Mit flackernden Augen starrte sie ihn an.
Nikolaj griff geistesgegenwärtig nach der Tasche auf dem Rücksitz, in der sich das Geld und die Pässe befanden, dann zerrte er Carmen mit, tiefer ins Gehölz. Sie hinkte und zog das rechte Bein nach. Blut tropfte von ihrem Kinn auf ihre Bluse.
„Warte“, bat sie. Mit steifen Bewegungen schlüpfte sie aus den Pumps und nahm sie in die Hand.
„Wir müssen uns beeilen“, sagte Nikolaj. Halb zerrte er, halb trug er sie, während sie immer mehr Abstand zwischen sich und die Unfallstelle brachten. Carmens Atem ging zunehmend schwerer. Irgendwann ließ sie sich einfach zu Boden sinken.
„Oh Gott“, keuchte sie, und es klang wie ein Schluchzen, „ich kann nicht mehr.“
Das Haar klebte ihr am Kopf, Regen rann in kleinen Bächen über ihr Gesicht. Nikolaj zog sie mit sanfter Gewalt wieder auf die Füße. Er spürte selbst ein Stechen in den Lungen, aber sie konnten hier nicht bleiben. Irgendwo, ein Stück entfernt, krachten plötzlich zwei Pistolenschüsse. Und dann, eine Sekunde später, ein dritter. Was bedeutete das? Nikolaj entschied, dass sie das Risiko nicht eingehen konnten, das jetzt herauszufinden.
„Komm“, flüsterte er dicht an ihrem Ohr. Sein Arm lag fest um ihre Hüfte, er achtete nicht auf ihren Protest. „Beiß die Zähne zusammen.“
Ari warf einen kurzen Blick hinüber zu Daniel, der das Wrack des Passats untersuchte, und wandte sich dann wieder der Leiche des Mannes zu, den er gerade erschossen hatte. Rasch durchsuchte er den Toten. Er fand eine Brieftasche mit Bargeld und Ausweisdokumenten, laut Führerschein lautete der Name des Mannes Thomás Poctova. Ein Tscheche. Das war immerhin etwas. Ari steckte die Brieftasche ein. Der andere Tote hatte gar nichts bei sich außer seiner Pistole und etwas Geld. Der dritte Killer war entkommen. Ari und Daniel hatten ihn noch ein Stück weit verfolgt, es dann aber
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