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Das dunkle Fenster (German Edition)

Das dunkle Fenster (German Edition)

Titel: Das dunkle Fenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Stück herunter. „Wahrscheinlich war da gar nichts.“
    „Aber du weißt es nicht genau.“
    Nikolaj beobachtete die Fahrbahn in seinem Rücken, während er den Blinker setzte und sich auf die Autobahn einfädelte.
43 Tel Aviv | Israel
     
    Katzenbaum saß zusammen mit Binyamin Shalev in der Küche seiner Wohnung, als der Anruf ihn auf seinem Mobiltelefon erreichte. Der Mann am anderen Ende war Daniel Grolanik, der Leiter des Büros in Berlin. Grolanik klang aufgeregt.
    „Du hattest recht“, kam seine dünne Stimme durch den Äther. „Woher wusstest du, dass sie kommen würden?“
    „Wusste ich nicht“, erwiderte Katzenbaum. Er spürte, wie seine Haut zu kribbeln begann. Pures Glück, und er konnte selbst die Aufregung kaum unterdrücken.
    „Wo sind sie?“, fragte er.
    „Mit einem Auto unterwegs in Richtung München.“ Grolanik holte tief Luft. „Ich habe zwei Leute den Flughafen beobachten lassen. Die sind jetzt an ihnen dran.“
    „Die sollen bloß vorsichtig sein“, sagte Katzenbaum scharf. „Keine Experimente, klar? Die sollen Abstand halten.“
    „Sicher.“ Grolaniks Stimme bekam einen verschnupften Unterton. „Das sind keine Anfänger.“
    Eine Pause entstand.
    „Ich habe niemanden sonst benachrichtigt“, murmelte Grolanik. „Wie du es wolltest.“
    „Danke, David“, sagte Katzenbaum.
    „Schon gut. Du schuldest mir einen Gefallen.“
    „Was immer du willst.“
    In der Leitung klickte es. Grolanik hatte aufgelegt.
    Shalev blinzelte hinter seinen goldgerahmten Brillengläsern. Ein kleines Lächeln glitt über sein Gesicht. „Cohen kriegt einen Tobsuchtanfall, wenn er mitkriegt, dass wir ohne seine Genehmigung operieren.“
    „Du biegst das schon hin, Binyamin.“ Katzenbaum stand auf. Sein Bein schmerzte bei der Belastung, er verzog das Gesicht.
    „Du hättest wirklich ein paar Tage im Hospital bleiben sollen“, sagte Shalev.
    Katzenbaum grinste. Er fühlte eine tiefe Befriedigung, die sich immer dann einstellte, wenn ein Plan funktionierte. Nachdem Rafiq am gestrigen Abend gegangen war, hatte Katzenbaum bei Shalev angerufen. Die halbe Nacht hatten sie zusammen gesessen und geredet. Sie hatten Routen entworfen, die Fedorow von Zypern aus nehmen mochte, mögliche Ziele diskutiert, sie nach Wahrscheinlichkeit geordnet.
    Katzenbaum hatte Binyamin von Rafiqs Entdeckungen erzählt. Das waren besorgniserregende Neuigkeiten. Sie beschlossen, die Ermittlungen auf eigene Faust weiterzuführen und die offiziellen Wege zu meiden, so lange, bis sie wussten, was da im Hintergrund ablief. Jeder von ihnen hatte Freunde innerhalb der Organisation, alte Kampfgefährten, die man unter der Hand um einen Gefallen bitten konnte.
    Mitten in der Nacht hatten sie sie angerufen, um ein provisorisches Überwachungsnetz zu organisieren, das halb Europa umspannte. Beiden war klar gewesen, dass es ein Schuss ins Blaue war. In Deutschland hatten sie drei große Städte aufgestellt: Berlin, Frankfurt und München. Deutschland stand weit unten auf der Liste. Weder Katzenbaum noch Shalev konnten sich vorstellen, dass Fedorow ausgerechnet in Deutschland auftauchen würde. Im Grunde hatten sie David Grolanik nur angerufen, weil er ein guter Freund war und weil sie vorher gewusst hatten, dass er ihnen sofort helfen würde.
    „Wie jetzt weiter?“, fragte Shalev.
    „David muss uns Leute geben“, sagte Katzenbaum. „Wenn der Zeitpunkt günstig ist, schnappen wir uns den Kerl.“
    „Was ist mit dieser Deutschen?“
    Katzenbaum stieß den Atem aus. „Carmen Arndt?“ Er schüttete Zucker in seinen Kaffee und rührte darin. „Das ist eine verfahrene Sache. Fedorow hat sie immer noch als Geisel. Und es gibt einen Haufen Ärger, wenn wir sie da nicht unbeschadet wieder rausholen.“
    „Wegen deinem Agenten aus Damaskus.“
    „Rafiq Abou-Khalil.“
    „Ja genau, den meine ich. Ist er so wertvoll für uns?“
    „Das weißt du selbst“, sagte Katzenbaum unwirsch. „Letztes Jahr hat er uns Mahmud Ali Faddoul geliefert. Und den Waffendeal mit der Hisbollah platzen lassen.“
    „Schon gut“, sagte Shalev. „Außerdem wickelt er Geschäfte für uns ab, oder?“ Er schlürfte geräuschvoll seinen Kaffee. Als er die Tasse abstellte und Katzenbaum anblickte, war ihm der Unmut deutlich anzusehen.
    „Zumindest“, sagte Katzenbaum, „muss es für ihn so aussehen, als hätten wir alles in unserer Macht Stehende getan.“
44 München | Deutschland
     
    Der Regen war dichter geworden, die meisten Fahrer hatten ihre

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