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Das dunkle Fenster (German Edition)

Das dunkle Fenster (German Edition)

Titel: Das dunkle Fenster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Gunschera
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Scheinwerfer eingeschaltet. Obwohl die Autobahn stark befahren war, ging es zügig voran.
    Nikolaj musterte die Fahrzeuge im Rückspiegel. Er hatte sich auf der mittleren Spur eingeordnet; ein Stück hinter ihm fuhr ein dunkelroter Mercedestransporter. Die rechte Spur gehörte einer nicht abreißenden Kette von LKW. Vor ihm tauchte ein Schild auf, das ein Autobahnkreuz ankündigte. Er wechselte auf die Abbiegerspur. Als er wieder in den Rückspiegel schaute, war der Transporter verschwunden. Die Straße machte eine scharfe Biegung. Nikolaj bremste ab und ließ den Passat in die Kurve rollen. Im Augenwinkel erfasste er, dass neben ihm plötzlich ein BMW-Geländewagen auftauchte.
    „Idiot“, sagte Carmen, „der wird gleich merken, wie ...“
    In diesem Moment rammte der Geländewagen das Heck des Passats. Nikolaj spürte den Ruck bis in die Schultern, während er hastig gegenlenkte, um nicht die Kontrolle über den Wagen zu verlieren.
    „Scheiße“, keuchte Carmen.
    Ihre weiteren Worte gingen in einem dumpfen Schlag und dem Kreischen von Metall unter, als der BMW ihnen erneut in die Seite krachte und sie seitlich von der Fahrbahn drängte. Nikolaj riss das Lenkrad zur Seite, um die Drift auszugleichen. Der Passat begann sich zu drehen. Die Kurve schien kein Ende zu nehmen. Er warf einen schnellen Blick über die Schulter, konnte aber nicht erkennen, wer in dem Geländewagen saß. Einen Lidschlag später ließ eine Feuergarbe das Fensterglas auf der gesamten linken Seite explodieren. Nikolaj duckte sich instinktiv, während er gleichzeitig versuchte, den Wagen wieder auf die Spur zu bringen.
    „Runter!“, brüllte er Carmen an.
    Wieder rammten sie ihn, und diesmal rutschte der Passat über den Fahrbahnrand hinaus, zwei Räder rissen den Boden auf. Er raste auf die Leitplanke zu, wurde von der Wucht des Aufpralls angehoben und über die Seitenbegrenzung geschleudert. Die Airbags explodierten. Der Wagen überschlug sich in der Luft und stürzte den Hügel hinunter. Mit seltsamer Klarheit nahm Nikolaj wahr, wie die Fliehkräfte seinen Körper in die Gurte pressten, wie sich ein Regen aus Glassplittern über ihn ergoss. Und dann der Aufprall weiter unten.
    Viel später erst wurde ihm bewusst, wie viel Glück sie gehabt hatten. Der Hügel war von einem Gehölz junger Kiefern und Birken bewachsen. Als der Passat mit dem Dach zwischen die Baumkronen stürzte, dämpften die Äste den Aufprall. Dennoch dauerte es Sekunden, bis es Nikolaj gelang, die Benommenheit abzuschütteln und weitere Minuten, bis er sich aus den Gurten befreit hatte. Neben ihm regte sich Carmen. Stöhnend drehte sie den Kopf. Ihr Gesicht war blutüberströmt.
    „Carmen, alles in Ordnung?“
    Tonlos bewegten sich ihre Lippen, während sie mit einer Hand nach der Gurtschnalle tastete. Nikolaj dachte an den BMW- Geländewagen. Wer immer darin saß, er würde wahrscheinlich sicherstellen wollen, dass sie den Unfall nicht überlebt hatten.
    „Wir müssen hier raus“, stieß er hervor.
    Der Fahrer des dunkelblauen Opel Vectra hielt sich an die Anweisungen, die David Grolanik ihm am Telefon gegeben hatte. Die beiden Zielobjekte durften auf keinen Fall bemerken, dass sie überwacht wurden. In der Tiefgarage des Flughafens hatte er beinahe einen Fehler gemacht, weil er befürchtet hatte, sie aus den Augen zu verlieren. Dann, auf der Autobahn, hatte er immer drei oder vier Autos Abstand zwischen sich und dem silbernen Passat gelassen, mit dem der Mann und die Frau die Garage verlassen hatten.
    Der Name des Fahrers war Ari. Er hatte in der israelischen Armee gedient und war danach vom Mossad rekrutiert worden. Aufgrund seines Sprachtalents hatte er schon nach kurzer Zeit einen der begehrten Außendienstjobs in Europa bekommen. Sie hatten ihn der Station in Berlin zugeteilt, die wiederum einen kleinen Außenposten in München unterhielt.
    Als der VW Passat sich auf die Abbiegespur in Richtung München einfädelte, achtete Ari darauf, dass auch hier wenigstens ein Fahrzeug zwischen ihm und dem Zielobjekt blieb. Er ließ sich von einem BMW-Geländewagen überholen und bog hinter dem großen Fahrzeug in die scharfe Rechtskurve. Als der BMW den Passat zum ersten Mal rammte, trat Ari erschrocken auf die Bremse. Zuerst glaubte er, dass der Fahrer des Geländewagens den Auffahrunfall versehentlich verursacht hatte und fragte sich nervös, was er jetzt machen sollte. Wenn die beiden anhielten, musste er weiterfahren, um keinen Verdacht zu erwecken. Aber dann würde

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