Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
Alle drehten sich zu ihm um. Finsterster Hass gesellte sich zu dem mörderischen Hunger, der von der Gruppe ausging. Als Dominic weiterging, fuhren alle auseinander und wichen vor ihm zurück. Er blickte weder nach rechts noch nach links, sondern hielt den herausfordernden Blick auf den Meistervampir gerichtet. Seine ganze Haltung spiegelte grenzenloses Selbstvertrauen wider, seine Miene Überlegenheit und Verachtung.
Giles musterte ihn von oben bis unten, als wäre Dominic ihm alles andere als ebenbürtig, aber die geringeren Vampire traten wieder näher, als hätte er ihnen Anweisungen gegeben. »Ich hörte Gerüchte, du wärst unserer Gemeinschaft beigetreten, doch ich konnte sie nicht glauben.«
Flaviu trat von Giles zurück, was deutlich machte, wer dem Meister mitgeteilt hatte, dass der Drachensucher unter ihnen war.
Sieh ihn dir gut an, Solange! Ich werde ihn und seinen Freund – das ist der zu seiner Linken – zu dir schicken. Gib mir Bescheid, bevor du sie tötest, damit ich die Geräusche und den Blitz abschirmen kann!
Kein Problem.
Die Zuversicht in ihrer Stimme beruhigte ihn. Solange konnte mit den beiden fertig werden. Er deutete vor Giles eine anmaßende, spöttische Verbeugung an, bevor er die Schultern zuckte. »Früher war Ruslan Malinov vernünftig. Ob er es heute noch ist, das wird sich zeigen.«
»Du hast Bündnistreue geschworen.«
Wieder zuckte Dominic mit den Schultern. »Falls Ruslan einen Weg gefunden hat, die Dubrinskys zu stürzen, werde ich ihm helfen. Draven Dubrinsky hat diesen ganzen Schlamassel begonnen, indem er den Gefährten meiner Schwester an Xavier verriet. Sein Vater hätte ihn vernichten müssen, doch stattdessen ließ er ihn weitermachen, während der Rest von uns unser Volk verteidigen musste. Wir brauchen einen starken Führer.«
Giles wirkte eine Spur erleichtert und nickte langsam. Es war offensichtlich, dass er sich nicht zu einem Kampf mit Dominic gezwungen sehen wollte. Seine Erleichterung schien auch allen anderen Vampiren nicht zu entgehen, denn sie kamen wieder, als Dominic zum Hintergrund der Gruppe zurückging, weil er keinen von ihnen hinter sich haben wollte. Er konnte leicht diejenigen erkennen, die schon seit einiger Zeit Gefolgsmänner waren. Sie fühlten sich wesentlich wohler innerhalb der Gruppe, während andere, wie er selbst, lieber in einiger Entfernung von ihr blieben.
Giles stand auf, und alle Anwesenden verstummten. »Wir sind aus einem Grund zusammengekommen – um die Familie Dubrinsky zu stürzen und zu vernichten. Überall treffen sich Abgesandte der Fünf mit unseren Mitgliedern, um sie zu informieren, dass die Zeit gekommen ist, uns zu erheben und die Herrschaft zu übernehmen.«
Ein Gebrüll erhob sich. Im Schutz der allgemeinen Aufregung verstärkte Dominic den Hunger und die Gier. Da er den Geruch von Blut brauchte, um die Wirkung noch zu steigern, starrte er durchdringend den Posten an, der sie beobachtete. Der Wachmann hatte die Waffe griffbereit und ein Messer in der Hand, mit dem er an einem Stück Holz herumschnitzte. Seine Hand glitt ab, und er schrie auf und ließ das Messer fallen. Blut sprudelte aus der Wunde, und Dominic ließ eine kleine Brise hinter ihm entstehen, die den Geruch des Blutes geradewegs auf die Gruppe hungriger Vampire zutrieb.
Giles hob die Hand und wartete, bis wieder Stille eintrat. Mehrere seiner Anhänger drehten sich nach dem blutenden Posten um. Der Mann schenkte ihnen keine Beachtung, da er keine Ahnung hatte, was für Ungeheuer sich unter ihrem normalen Äußeren verbargen und dass er sich in tödlicher Gefahr befand. Er rief seinem Kameraden etwas zu und ging ein paar Schritte, wobei er dicke Blutstropfen auf der Erde hinterließ. Dominic fachte die Brise gerade genug an, um eine neue Duftwolke in die Luft zu schicken.
»Dubrinsky lebt wie in den alten Zeiten. Wir dagegen sind zu moderner Technologie übergegangen, und das wird ihm am Ende zum Verhängnis werden. Er regiert seine kleine Ecke der Welt und vergisst das größere Ganze. Wir haben Reichtum erlangt und ihn weise eingesetzt. Unsere Firma besitzt einen Satelliten, mit dem wir Mikhail Dubrinskys bevorzugten Unterschlupf genau bestimmen können.«
Wieder erhob sich donnerndes Gebrüll, ein einziger vielstimmiger Schrei, der die unterschwellige Botschaft überdeckte, die Dominic in die Versammlung schickte: Hunger . Nagender, quälender Hunger. Ausgehungert nach Blut. Nach wundervollem, aromatischem, mit Adrenalin gewürztem Blut.
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