Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
mir! Wieder schnitt ihr Kummer Dominic ins Herz.
Wie brachte er ihr bei, dass es zu spät war? Er schlug die Hände vors Gesicht und weinte blutige Tränen. Seine Entscheidung, das Vampirblut zu sich zu nehmen und sein Leben zu beenden, hatte ihn dieses letzte bisschen eines Traumes gekostet. Schlimmer noch, es hatte ihn sie gekostet. Seine Gefährtin, die so stark, aber auch so zerbrechlich war. Was hatte er nur getan? Er hatte sie verraten wie jeder andere Mann in ihrem Leben.
Er kannte sie – kannte ihre geheimsten Ängste. Ihre Gedanken. Sie hatte sie ihm anvertraut, aber er hatte nicht zugehört, nicht wie ein Seelengefährte. Er hätte es wissen müssen, doch er hatte aufgegeben, sich der Verzweiflung anheimgegeben und der wichtigsten Person in seinem Leben den Rücken zugekehrt.
Es war kein Verrat.
Ihre Stimme war durchdrungen von Resignation. Und Akzeptanz. Das schmerzte fast so sehr wie das Wissen, dass er die Suche nach ihr aufgegeben hatte. Gleich nach dem ersten seltsamen Traum, den er gehabt hatte, einen Wachtraum, hätte er seine Bemühungen, sie zu finden, wiederaufnehmen müssen. Im Gegensatz zu den jüngeren Karpatianern hatte er die Geschichten gehört, die einige der Ältesten erzählt hatten, dass der Ruf von Seelengefährten über enorme Entfernungen hinweg gehört werden und sich auf unterschiedlichste Arten äußern konnte. Ohne es zu merken, war er, Dominic, in die gleiche Falle gegangen wie so viele seiner Spezies. Er hatte die Hoffnung verloren, und das hatte ihn offen und empfänglich für die Verführung des Vampirs gemacht. Sie nannte es nicht Verrat, für ihn jedoch, einen Mann von Ehre, für den diese Ehre alles war, was er besaß, war es die schlimmste Sünde, die er hätte begehen können.
Vielleicht könnte eine andere es nicht verstehen. Ich habe auch schon viele Male die Hoffnung aufgegeben. Wenn wir nur noch unsere Ehre haben, wenn wir ganz allein solchen Scheußlichkeiten gegenüberstehen, wie wir sie gesehen haben, ist Verzweiflung manchmal das Einzige, was uns noch bleibt.
Sie beschämte ihn und erfüllte ihn zugleich mit Stolz. Sie war eine Frau, die an seiner Seite stehen würde. Sie wusste, was er getan hatte, das hatte er ihr gesagt. Und sie wusste, was ein Karpatianer war, was geschehen konnte, sollte er, und wenn auch nur für einen Moment, vom rechten Weg abkommen. Und ihr musste klar gewesen sein, was es bedeutete, als er sie darüber aufgeklärt hatte, dass er das Vampirblut aufgenommen hatte und sich in das Lager des Feindes begeben würde, um ihn auszuspionieren.
Der Regenwald ringsum war zu einer anderen Welt geworden. Das Geräusch des Regens hörte sich jetzt wie ein sanftes Trommeln an, das den gleichen Rhythmus hatte wie sein eigener Herzschlag. Das Grau war zu einem silbrigen Dunst geworden, der unglaublich schön war, und jeder Wassertropfen zu einem schimmernden Kristallprisma. Dominic spürte jeden einzelnen auf seiner Haut, und zum ersten Mal war das Gefühl ein sinnliches. Er kostete den Regen, und während er sich noch staunend umschaute, öffnete er schon seinen Geist, um dieses kostbare Geschenk, das sie ihm gemacht hatte, mit ihr zu teilen. Dominic hörte sie scharf die Luft einziehen, als ihr das ungeheure Ausmaß ihrer Bindung zu Bewusstsein kam. Es war ein Teilhaben, das er nie erwartet hatte zu erfahren, und ihre Präsenz verstärkte noch die Reaktionen seines Körpers.
Dominic atmete tief ein. Blut schoss in seine Lenden, jeder Nerv in seinem Körper erwachte, und seine Haut schien allein von der Berührung mit den Regentropfen zu prickeln. Seltsamerweise verhielten sich die Parasiten still, fast so, als wären sie genauso fasziniert von ihrer Gegenwart wie er. Und das scheußliche Gewisper in seinem Kopf verstummte.
Er erlaubte sich, einfach nur zu fühlen, ihre Gegenwart in sich aufzunehmen und diesen Moment, in dem er nicht allein war, zu genießen. Im Geiste waren sie vereint, und solange das so war, beruhigte sich alles in ihm und war in Frieden. Auch bei ihr konnte er die Richtigkeit dieser Verbindung spüren, obwohl er wusste, dass sie entsetzt war über die Dinge, die sie ihm in ihren gemeinsamen Träumen über sich verraten hatte. Es machte sie verlegen, dass sie so verwundbar gewesen war, dass er diese eine Seite von ihr gesehen hatte, die sie vor allen anderen auf der Welt verborgen hielt.
Ich fühle mich geehrt und privilegiert, dich so vollständig zu kennen – die Frau zu kennen und nicht nur die Kriegerin.
Ein sehr
Weitere Kostenlose Bücher