Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
Gefühle.«
»Und du willst dich in die Höhle des Löwen begeben.«
»So ist es. Kummer ist eine schwere Last«, gab Dominic zu. »Und Schuldgefühle ebenso. Ich habe sie gefunden, aber ich muss sie allein lassen. Denn wenn ich sie für mich beanspruche, wird sie mir folgen.«
Zacarias’ Aussehen hatte sich keinen Augenblick verändert. Sein Erscheinungsbild eines alten Menschen war tadellos. Er sah so aus und roch auch so, und für den Fall, dass ein Vampir seinen Geist anrühren sollte, hatte er ihn mit den Gedanken eines Tierforschers erfüllt, der Nachtsichtkameras aufstellt. Hinter der Fassade war er jedoch immer noch der Mann, den Dominic vor so langer Zeit gekannt hatte.
»Wir müssen einen Weg finden, die Plätze zu tauschen, Dominic. Infizier mich mit dem Blut, und dann gehst du zu den Heilern und siehst, ob sie dich retten können.«
Dominic hätte fast gelächelt über Zacarias’ befehlshaberischen Ton. Vielleicht hatte er ganz recht, wenn er sagte, er sei zu lange ein dominantes Raubtier gewesen. Das ließ sich nicht mehr ändern. Ihre Erfahrungen machten sie zu dem, was sie waren. Zacarias passte nicht zu einer modernen Frau. Ein Seelengefährte oder eine Seelengefährtin hatte sich der Aufgabe zu widmen, seine oder ihre andere Hälfte glücklich zu machen. Zacarias kannte nur diesen einen – seinen – Weg.
Dominic wurde das Herz ganz schwer vor Anteilnahme für den Mann, der seinem Volk so viele Lebzeiten treu gedient hatte. Zacarias zuckte jedoch nur mit den Schultern, als erriete er, was der Jüngere dachte.
»Du brauchst mich nicht zu bedauern, Dominic, da ich das ja nicht mal selbst kann. Ich bin hier, um zunächst einmal ein eigenwilliges Familienmitglied zurückzuholen, und zweitens, um herauszufinden, wo die Malinovs sich aufhalten. Unterwegs erreichte mich die Nachricht, dass du vielleicht Hilfe brauchst bei der Verwirklichung deines Plans. Die Plätze zu tauschen wäre also sehr vernünftig, falls es wirklich möglich ist.«
Dominic runzelte die Stirn. »Eigenwilliges Familienmitglied?« Er konnte sich nicht vorstellen, dass irgendein Mitglied von Zacarias’ Familie sich nicht seinen Regeln beugte.
Der Ältere nickte. »Solange Sangria. Sie ist ein Jaguarmensch. Ihre Cousine Juliette ist Riordans Gefährtin, und Juliettes Schwester, Jasmine, steht unter dem Schutz unserer Familie. Solange ist ein Problem, eine kleine Raubkatze, die Amok läuft. Ich muss zugeben – wenn auch widerstrebend nur –, dass sie meinen Respekt als Kriegerin besitzt, aber sie wird sterben, wenn sie ihr Vorhaben weiterverfolgt. Ihre beiden Cousinen sind zutiefst bekümmert und fürchten um ihr Leben.«
Dominic konnte spüren, wie sich sein Herz verkrampfte. Solange Sangria . Was für ein schöner Name! Sein Klang rührte etwas in seiner Seele an. Sie gehörte ihm . Nicht Zacarias und seiner Familie, sondern ganz allein ihm. Solange Sangria war die einzige Person – das Einzige überhaupt –, das er für sich begehrte. Dominic drückte den Namen an sein Herz, weil er mit absoluter Sicherheit wusste, dass es der Name seiner Seelengefährtin war. Er passte auch zu ihr, da sie das Herz einer Kriegerin hatte und ihre Weiblichkeit vor der Welt verbarg – vor der ganzen Welt, nur nicht vor ihm.
»Sie gehört mir.«
Zacarias’ Augen flackerten auf. »Ich hätte wissen müssen, dass es Solange war, von der du gesprochen hast. Diese Frau ist schlau und wild wie die Raubkatzen im Regenwald. Trotz alldem ist sie jedoch eine Frau, die jede Mühe wert ist, Dominic, und eine würdige Partnerin für einen Krieger wie dich. Sie hat viel zu viel Gräuel und Massaker gesehen, und sie lebt nur für den Kampf. Doch sie wird diesen Kampf nicht aufgeben, fürchte ich. Sie braucht jemanden, der sich um sie kümmert, Dominic. Also ein Grund mehr, dass ich deinen Platz im Feindeslager einnehme.«
»Es war meine Entscheidung, das Blut zu mir zu nehmen und mir so den Weg in das Lager der Feinde zu erschleichen«, entgegnete Dominic. »Dies ist mein Kampf, Zacarias. Es war mein Entschluss, und ich habe keine andere ehrenhafte Möglichkeit, als diese Last zu tragen und es bis zum Ende durchzustehen.«
»Deine Gefährtin könnte anders denken.«
»Wenn sie wirklich meine Seelengefährtin ist, wird sie verstehen, dass ich nicht anders kann, als weiterzumachen. Ich würde von niemand anderem erwarten, mit mir den Platz zu tauschen, auch wenn das Angebot sehr großzügig ist. Es wäre ein schlechter Dienst, den ich diesem
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