Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
männlicher, dominanter und beschützender Teil von ihm erhob sich, und eine leise Eifersucht erwachte in ihm bei dem Gedanken, dass ein anderer Mann ihre Verwundbarkeit entdecken könnte. Diese Frau gehörte ihm allein – so wie auch er nur ihr gehörte. Die Welt konnte die Krieger in ihnen sehen, aber wie der Mann und die Frau waren, ging niemanden sonst etwas an.
Über ihm verblasste das letzte Licht, um das Land in vollkommene Dunkelheit zu tauchen. Alles verharrte – der Regenwald schien buchstäblich den Atem anzuhalten. Kein Lüftchen regte sich – doch eine dunkle Wolke bewegte sich sehr schnell durch das Blätterdach, und das Flattern vieler Flügel durchbrach die Stille der sich herabsenkenden Nacht.
Fledermäuse! , zischte Dominic in Gedanken warnend. Die Untoten erheben sich!
Aus den kleinen Hohlräumen im Gewirr der Wurzelgeflechte des Kapokbaumes strömten Tausende winziger Fledermäuse, die dem Ruf der Meister folgten. Aus dem Erdboden brachen ganze Armeen von Zecken und Ameisen und schwärmten zu den Bäumen und herumliegenden Felsen aus.
Sie werden hungrig sein. Verwandle dich und versteck dich, bring dich in Sicherheit! Es ist gefährlich, sich auf diese Weise zu verständigen. Jedes Aufflammen von Macht wird sie auf uns aufmerksam machen.
Er war schon auf den Beinen und nahm wieder die vertraute Rolle des unübertroffenen Jägers an. Ein Seelengefährte zu sein war neu für ihn, aber das hier – darauf verstand er sich nur allzu gut. Dominic erhob sich in die Luft und sauste über den Himmel, eine dunkle Wolke zwischen den anderen, die sich aus Tausenden von Fledermäusen zusammensetzten, alle mit Fängen und Krallen und rasend hungrig – so wie er. Dominic ließ seinen Hunger stärker werden und lauschte dem heulenden Wind hoch über dem Blätterdach, der gegen die unnatürlichen Kreaturen protestierte, die den Nachthimmel bevölkerten. Jeder, der ihren Weg kreuzte, würde vernichtet werden. Die Tiere im Wald verstummten, selbst die nächtlichen Räuber begaben sich in Deckung. Blitze zuckten am Himmel auf und zerrissen die Dunkelheit mit weißglühender Elektrizität. Donner grollte und erschütterte den Boden.
Komm her zu mir, Dominic!, hörte er eine tiefe, gebieterische Männerstimme.
Eine starke, befehlsgewohnte Stimme – die eines Mannes, der sofortigen Gehorsam gewohnt war. Dominic erkannte die Stimme, obwohl er sie schon sehr, sehr lange nicht mehr gehört hatte. In den alten Zeiten waren sie so etwas wie Freunde gewesen und hatten Seite an Seite gekämpft. Dominic empfand großen Respekt für diesen Mann und sein bemerkenswertes kriegerisches Geschick.
Zacarias. Geh von hier fort!
Ich werde dir helfen. Wir haben erfahren, dass du das Vampirblut zu dir genommen hast. Du wirst jede nur mögliche Hilfe brauchen für eine solche Aufgabe. Ich bin etwas weiter südlich, scheinbar ein Greis, der allein am Fluss spazieren geht.
Dominic fühlte aus dem Nichts heraus die alte Kameradschaft aufwallen. Er würde vielleicht schon am nächsten Morgen oder am übernächsten sterben, und doch hatte seine Gefährtin ihm dieses machtvolle Geschenk des Empfindungsvermögens gemacht. Er konnte spüren und sich nicht nur erinnern, wie sehr er Zacarias, diesen intelligenten Mann mit den fabelhaften Kampfkünsten, stets zu schätzen gewusst hatte. Er stellte sich nicht die Frage, ob irgendein Vampir die Stimme des ältesten der Brüder de la Cruz imitieren könnte, denn die Resonanz war zu perfekt – niemand könnte auch nur halbwegs hinreichend die Macht des Mannes allein mit seiner Stimme wiedergeben.
Es wäre schön, dich zu sehen, alter Freund, aber gefährlich. Wenn die Fünf dich in die Hände bekämen, wären sie wahrscheinlich glücklicher, als wenn sie es schafften, unseren Prinzen zu ergreifen, warnte Dominic Zacarias, der mit Sicherheit schon wusste, dass die Brüder Malinov die Anführer des Aufstandes der Vampire waren. Die Brüder de la Cruz und die Malinovs hatten sich nahegestanden wie Verwandte, doch heute hassten die Malinovs die Freunde von einst mit der ganzen Bosheit und Perfidie, die ihre schwarzen Seelen hervorbringen konnten.
Weißt du, ob die anderen Brüder hier sind? Dominic wandte sich nach Süden, mehr um Zacarias zu beschützen als aus irgendeinem anderen Grund. Falls einer der Untoten ihn entdeckte, würde es zu einem Kampf kommen. Dominic zweifelte nicht an Zacarias’ Können, aber die Untoten schienen in beträchtlicher Anzahl unterwegs zu sein, und selbst
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