Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
anderen – und auch seiner Gefährtin – erwiese. Du kannst nicht deine eigene Frau im Stich lassen, Zacarias, indem du sie zu früh aufgibst.«
Ein Lächeln spielte um Zacarias’ Mund, aber es machte weder seine harten Züge weicher, noch erreichte es seine kühlen grauen Augen. »Ich habe sie schon vor langer Zeit im Stich gelassen, mein Freund. Ich kann mich nicht mehr ändern. Ich kann nicht sein, was in diesem Jahrhundert als korrekt gilt, und ich will es auch gar nicht. Aber ich kann auch nicht von einer Frau verlangen, dass sie nach meinen Regeln lebt.« Er zuckte mit den Schultern. »Damit habe ich mich schon lange abgefunden.
»Vielleicht würde sie sich ja aus freiem Willen dazu entscheiden, sich deinen Maximen unterzuordnen.«
»Genau das ist der Punkt. Welchen freien Willen hätte sie bei mir? Wir wissen beide, dass sie keinen hätte.«
»Das kannst du nicht wissen, bis es so weit ist«, sagte Dominic. »Die Welt verändert sich. Jetzt verspürst du nichts, doch sollte eine Frau dir deine Emotionen zurückgeben …«
»Ich würde sie zu fest an der Kandare halten. Ich bin zu alt, Dominic, zu festgefahren in meinen Gewohnheiten. Meine Forderungen wären grenzenlos.«
»Dann müsste deine Seelengefährtin eine außergewöhnliche Frau sein, die Möglichkeiten finden würde, mit dir umzugehen«, prophezeite Dominic. »Lass deine Hoffnungen nicht jetzt schon fallen! Seelengefährten sind füreinander bestimmt, Zacarias. Wir finden sie nicht einfach irgendwo. Es gibt nur eine, die uns vervollständigen kann, und obwohl ich zwar nicht glaube, dass es immer einfach ist, denke ich doch, dass die Verbindung nur mit der einen möglich ist, die die andere Hälfte deiner Seele ist.«
Noch immer nicht ganz überzeugt, zuckte Zacarias mit den Schultern. Dann riss er ohne Einleitung sein Handgelenk mit den Zähnen auf und hielt es Dominic hin. »Du wirst starkes Blut brauchen, um das zu schaffen, Bruder. Nimm, was ich dir freigiebig anbiete! Und ich werde auch kommen, wenn du mich rufst, und dich während dieser Kraftprobe ernähren.«
Dominic drückte das Handgelenk an seinen Mund und trank. Die berauschende Wirkung des starken alten Blutes traf ihn wie ein Feuerball und raste durch seine Adern, um in infizierte Organe einzudringen. Die Parasiten reagierten mit einem Gegenangriff stechenden Schmerzes. Dominic konnte sie in seinen Blutgefäßen spüren, unter seiner Haut und in seinen Eingeweiden, in denen sie sich verbissen, als wollten sie ihn endgültig zerreißen. Er schloss die Wunde an Zacarias’ Handgelenk und schied sofort so viele der Parasiten wie möglich durch seine Poren aus, um den Schaden an seinem Organismus so minimal wie möglich zu halten.
Zacarias betrachtete die sich windenden Mutationen interessiert. »Riordan hat mir von solchen Dingen erzählt. Ist es das, womit sie diejenigen identifizieren, die mit den Malinovs zusammenarbeiten?«
Dominic hob die Hand, um einen Blitz herabzurufen und die widerlichen Kreaturen zu verbrennen. »Ja. Deshalb muss ich sie in mir haben, und sie vermehren sich sehr schnell, die Biester. Gregori hat uns auf diese hier aufmerksam gemacht, als er sie in Destiny, Nicolaes Seelengefährtin, fand. Gary, ein Mensch, der eng mit ihm zusammenarbeitet, verglich jene Parasiten mit denen, die ich seither aufgenommen habe, und fand heraus, dass die neueren viel stärker sind. Er ist nicht sicher, was das bedeutet, nur dass Xavier dafür gesorgt hat, dass sie noch mehr mutiert sind. Ich glaube, sie treiben ihren Wirt in den Wahnsinn. Sie wispern unablässig …« Dominic brach ab und suchte Zacarias’ Blick. »Als ich dem Jaguar nahe war, verstummte das Gewisper. Die Parasiten hörten auf, sich in mir zu bewegen, fast so, als fürchteten sie sich oder versteckten sich.«
»Wovor?«, fragte Zacarias. »Vor deiner Gefährtin?«
»Würden sie Frauen fürchten, hätten sie Destiny nicht infizieren können«, gab Dominic zu bedenken.
»Vielleicht war der Schmerz in Solanges Nähe für dich einfach nur leichter zu ertragen.«
Dominic schüttelte den Kopf, und Zacarias’ Augenbrauen fuhren in die Höhe.
»Obwohl ich deine derzeitige Verkleidung als Vampir durchaus verstehe, finde ich Parasiten, die neben deinem Auge herumwimmeln, dann aber doch ein bisschen viel«, bemerkte Zacarias.
Dominic schnippte den lästigen Schmarotzer weg und sah, wie er verbrannte. Wieder zuckten Blitze am Himmel auf, und die Bäume erzitterten. »Sie kommen näher.«
Der Ältere
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