Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
von Kämpfern, und Solange war nicht in der Verfassung, sich ihrer zu erwehren. Geräusche waren bei Nacht weithin zu hören, und die Gewehrschüsse würden Brodrick und seine Männer aufgeschreckt haben.
Ein Vogel kreischte. Solange stürzte sich mit ausgestreckten Armen von dem Ast, um eine der dicken, holzigen Lianen zu ergreifen, die von allen Bäumen herunterhingen. Sie nutzte den Schwung, um sich zur nächsten Liane hinüberzuwerfen. Die Arme wurden ihr fast aus den Gelenkpfannen gerissen, als sie sich durch den freien Raum zum nächsten Baum hinüberschwang. Sie schaffte es, sich auf einen Ast zu ziehen, und verlagerte das Gewicht für den besten Sprung zu den zwischen den nächsten beiden Bäumen hängenden Lianen.
Beim Absprung blickte sie über die Schulter und sah den mächtigen schwarzen Panther an den Ästen entlanglaufen, die sie gerade verlassen hatte. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, der Atem entwich pfeifend ihrer Lunge. Brodrick der Schreckliche . Für einen Moment war sie wieder das verängstigte Kind. Das achtjährige Mädchen mit seiner toten Familie um sich herum und dem überlebensgroßen Mann vor sich, der sie mit ausdruckslosen, toten Augen anstarrte und mit der Spitze seines Messers ihre Haut aufritzte, um den Jaguar in ihr herauszufordern, sich zu zeigen.
Keine Panik, ermahnte sie sich und zwang ihr Gehirn, zu arbeiten. Dabei bewegte sie sich nach wie vor zwischen den Bäumen fort. Sie veränderte fast unmerklich ihren Weg, um dieser wilden, aufgebrachten Katze immer einen Schritt voraus zu bleiben. Der Panther war zu schwer, um die Lianen zu benutzen, und musste über die Äste laufen. Solanges Vorteil war die Luft, und sie schwang sich zu den Bäumen hinüber, deren Äste nicht mit denen anderer verflochten waren, was Brodrick die Verfolgung erschwerte und ihn zwang, die Jagd teilweise auf dem Boden fortzusetzen. Vor Wut darüber tobte und fauchte er unter ihr, und sein Gebrüll erschütterte die Luft.
Nach dem ersten Schreck hielt Solange ihre Furcht unter Kontrolle. Sie kannte diesen Teil des Regenwaldes, wahrscheinlich besser noch als Brodrick. Er hatte keine Ahnung, dass sie seine Tochter war, das Mädchen, das er einst ermordet zu haben glaubte und wie Abfall weggeworfen hatte. Sie hatte einige Vorteile ihm gegenüber, wenn sie einen kühlen Kopf bewahrte. Entschlossen griff sie nach der Liane, die sie zu dem Baum bringen würde, der dem tosenden Wasser am nächsten war. Der von dem endlosen Regen angeschwollene Fluss überschwemmte bereits beide Uferböschungen, brauste weiß schäumend über die Felsen hinweg und erzeugte eine Reihe starker Stromschnellen. Geschickt bewegte sich Solange durch die Bäume, die den reißenden Fluss überragten.
Wieder brüllte Brodrick wütend auf, sprang nach der dicken Liane, die Solange gerade ergriff, und schleuderte die Liane und sie auf ihren Zielpunkt zu. Das Herz sprang Solange in die Kehle, als sie den Ruck verspürte. Ihr Körper prallte hart gegen den Ast, und verzweifelt suchten ihre Hände einen Halt. Ihre linke Hand verfehlte den Ast, doch die rechte packte ihn und hielt sich daran fest. Sie schaffte es, auch noch mit ihrer Linken zuzugreifen, und hangelte sich weiter, benutzte ihr Gewicht als Pendel und schwang sich auf den Ast.
Schnell lief sie über die Äste und spannte dabei einen Pfeil in ihre Armbrust. Brodrick kletterte den Stamm hinauf und landete mit einem Satz hinter ihr, der hart genug war, um den Baum zu erschüttern. Solange wich nicht zurück, sondern wandte sich ihm zu und blickte ihm fest in die bösartigen gelben Augen. Er kauerte reglos auf dem Ast, duckte sich zum Angriff und starrte sie an. Sie konnte die hypnotische Kraft seiner glühenden Augen spüren, die sie schon als Beute sahen.
Solange hielt die Armbrust locker an der Hüfte, zielte aber in Brodricks Richtung, hielt seinem Blick stand und ließ ihn ihren ganzen Hass und ihre Verachtung spüren. Dieses Monster hatte keinen Respekt von ihr zu erwarten, kein Nachgeben und keine Furcht. Nie wieder würde sie ihn Furcht sehen lassen. Er kräuselte die Lippen angesichts ihrer Respektlosigkeit. Ausgewachsene Jaguarmänner, erfahrene Kämpfer, verneigten sich vor ihm, aber sie, eine armselige Frau, hielt seinem Blick ohne jedes Anzeichen von Furcht stand … und wagte es, seine Autorität infrage zu stellen!
Solange war davon überzeugt, dass er ihre Verachtung sehen konnte. Ihre Missachtung. Ihren grenzenlosen Abscheu vor allem, was er war. Sie verhöhnte
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