Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
zusammengebrochen war. Solange konnte sich nicht den Luxus leisten, das Vampirblut in der weißglühenden Energie der Blitze abzuwaschen, da es sie getötet hätte.
Deshalb rannte sie zum Fluss, so schnell sie konnte, steckte den Arm ins Wasser und spülte das Blut ab. Dominic sah die Parasiten aus den Wunden kriechen, die der Vampir in ihre Haut gerissen hatte. Eigentlich hätten die Biester in die Verletzungen hineinkriechen müssen, stattdessen aber schienen sie in größter Hast zu fliehen. Sie fielen auf den Boden, wo Solanges Blut auf sie heruntertropfte. Dominic konnte klar erkennen, wie sich die winzigen Würmer wanden, und dann verschwanden sie langsam – sie wurden von den rubinroten Tropfen von Solanges Blut verzehrt.
9. KAPITEL
Wirst du je wieder einem Mann vertrauen können?
Wirst du einen alten Mann wie mich zu lieben lernen?
Dominic zu Solange
D ominic konnte den genauen Moment bestimmen, in dem die Sonne unterging. Er hatte Jahrhunderte unter der Erde verbracht und auf diesen Augenblick gewartet, wenn sich sein Körper wieder regte und die Erde ihn in die Welt zurück entließ. Nie hatte er jedoch ungeduldiger auf diesen Moment gewartet als heute. Solange war still geworden nach ihrer Offenbarung und hatte sich in sich zurückgezogen. Dominic wusste, dass sie ihm zu viel verraten hatte, und vor allem, dass sie ihm einen Weg eröffnet hatte, wie sie beide überleben konnten.
Solange war sehr intelligent. Sie musste gewusst haben, dass sie ihm einen Schlüssel zu einer Zukunft gab, und dann hatte sie sich tief in ihren Jaguar zurückgezogen und sich vor Dominic, sich selbst und vor allem vor den Auswirkungen ihrer Eingeständnisse verborgen. Das Vertrauen zwischen ihnen stand auf Messers Schneide. Wenn er jetzt den falschen Zug machte, würde er alles verlieren. Solange war ein zu großes Geschenk, um es durch achtlosen Umgang zu verlieren.
Solange Sangria war in noch so manch anderer Hinsicht ein Wunder, als Dominic gedacht hatte. Er ließ die Bilder ihres Kampfes mit dem Vampir in seinem Kopf noch einmal Revue passieren. Ihr mochte eine solche Kleinigkeit nicht aufgefallen sein, doch Dominic starrte lange auf den Boden, auf dem so viele der Parasiten gelandet waren, als sie Solanges Blut entflohen waren. Ohne sich dessen bewusst zu sein, hatte sie beim Abwaschen des Vampirbluts von ihrem Arm noch mehr von ihrem eigenen auf die schwarze Säure verteilt, die sich in ihre Haut gefressen hatte – oder hätte fressen müssen.
Das Vampirblut hatte sich durch das Fleisch geätzt, doch kaum war es in Berührung mit ihren Adern gekommen, war es getrocknet und von ihrem Körper abgefallen. Sie war so damit beschäftigt gewesen, es im Fluss abzuwaschen, dass sie es nicht bemerkt hatte. Was war in ihrem Blut? War sie es, hinter deren Blut Xavier her gewesen war? Und wenn ja, was hatte sie mit dem Buch zu tun, das der Prinz so sicher aufbewahrte?
Dominics Herzschlag erfüllte die Kaverne. Er schlug die Augen auf. Der Jaguar lag halb über seinem Körper und hielt ganz offensichtlich Wache. Dominic schob eine Hand unter das dichte Fell. Es war seidig wie Solanges weiches Haar, dessen dunkle Strähnen sich mit der gelbbraunen Farbe des Jaguars vermischten. Dominic ließ die Finger zu ihrem Kopf hinaufgleiten.
Der Jaguar gähnte faul.
»Du bist den ganzen Tag wach gewesen. Dabei hatte ich starke Schutzzauber um uns gelegt.« Dominic setzte sich hin. »Verwandle dich!«
Du hast uns vor den Untoten und Magiern geschützt. Deine Schutzzauber würden auch bei Menschen und anderen Tieren wirken, aber ich bin nicht sicher, dass sie etwas gegen Brodrick ausrichten würden. Ich will nicht, dass er dich findet, wenn du außerstande bist, dich zu verteidigen, nur weil er hinter mir her ist.
Dominic wartete. Er war grenzenlos geduldig. Sie wollte ihn nicht ansehen, doch je länger sie in Jaguargestalt blieb, desto beängstigender würde es für sie, ihm anders gegenüberzutreten. Er war jetzt schon so viele Male in ihrem Geist gewesen, dass die Informationen von einem zum anderen flossen und er zu verstehen begann, wie Solange dachte. Wenn er nicht sehr vorsichtig war, würde sie die Flucht ergreifen und sich mehr vor ihrer stärker werdenden geistigen Verbindung fürchten als vor jedem Kampf.
Es dauerte ein paar Minuten, doch dann seufzte die Katze, und ihr heißer Atem streifte seine Brust. Ich hätte gern etwas zum Anziehen, bitte. Es wäre … leichter.
»Selbstverständlich.« Auch wenn er sie lieber nackt
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