Das dunkle Feuer der Nacht: Roman (German Edition)
beherrscht sie war! Er nahm sie in seinem Bewusstsein wahr und wusste, dass sie seine Liebe zu Zacarias spüren konnte. Sie waren uralte Karpatianer und seit ihrer Kindheit Freunde. Jahrhundertelang hatten sie den gleichen Feind bekämpft, manchmal Seite an Seite, manchmal allein, aber sie hatten immer das gleiche Schicksal auf der Welt geteilt. Dominic wusste, es würde ihm das Herz brechen, wenn er Zacarias tötete – doch er würde es tun. Er würde seinem alten Freund die Demütigung ersparen, seine Ehre zu verlieren. Das karpatianische Volk würde Zacarias für immer als den Helden in Erinnerung bewahren, der er wirklich war.
Lass uns allein, Solange!
Dominic knetete seine Finger. Er hatte einige Verletzungen davongetragen, als er Etienne getötet hatte. Zacarias war einer der besten, erfahrensten Krieger, denen Dominic je begegnet war. Seine Zuneigung zu ihm, sein Respekt, würden schwer zu überwinden sein. Er wollte Solange bei diesem Kampf nicht in der Nähe haben. Dominic zweifelte nicht daran, dass er seinen Freund töten würde, es bestand jedoch auch die Möglichkeit, dass Zacarias ihn besiegen würde.
Es besteht eine Chance, ihn zu retten.
Dominics erster Impuls war, sie wieder fortzuschicken, aber die unerschütterliche Überzeugung in ihrer Stimme stimmte ihn um. Das Allerwichtigste für ihn war, Solange zu beschützen. Doch Zacarias stand ihm so nahe wie kaum ein anderer wahrer Freund, und Dominic wollte ihn nicht töten müssen.
Solange wartete nicht auf seine Entscheidung, sondern verwandelte sich schnell ein wenig hinter ihm. Er bekleidete sie mit ihren üblichen Sachen, abgetragenen Jeans und einem dünnen T-Shirt, die ihr die besten Dienste leisteten, wenn sie im Dschungel unterwegs war. Bei ihrer Verwandlung war sie näher an Zacarias herangekommen, als Dominic lieb war, und er wusste, dass es Absicht war.
»Ich gehöre zu deiner Familie, Zacarias«, wandte sie sich an den karpatianischen Jäger.
Der jahrhundertealte Zacarias war unter normalen Umständen schon mehr als einschüchternd. Doch nun war er bereits so kurz davor, sich zu verwandeln, dass er knurrte. Seine Augen veränderten sich schon und wiesen den roten Dunst des Vampirs auf, der von seinem Geist Besitz ergreifen wollte.
Dominic nahm eine Angriffshaltung ein. Er würde seine ganze Schnelligkeit und Kraft benötigen, um Zacarias’ eisenharten Brustkasten zu durchdringen und ihm das Herz herauszureißen, bevor er zurückschlagen konnte. Der Angriff würde als völliger Schock kommen müssen, wenn er überhaupt eine Chance haben wollte, ihn schnell zu beenden. Die Vorstellung machte Dominic krank, aber in Gedanken ging er sorgfältig jeden seiner Schritte durch. Solange hatte ihren Geist mit seinem verschmelzen lassen. Obwohl sie den Angriff in seinem Kopf sehen konnte, versuchte sie, die Attacke noch immer zu verhindern, und trat einen weiteren Schritt auf Zacarias zu.
Als Dominic die Hand ausstreckte, um Solange aufzuhalten, trat Zacarias außer Reichweite und schüttelte den Kopf. »Nimm sie und geh, solange du noch kannst, Dominic!« Seine Stimme war kaum mehr als ein Fauchen.
»Sieh mich an!«, beharrte Solange. »Ich gehöre zu deiner Familie, bin für dich wie eine Schwester. Würdest du wirklich die töten, die du so lange beschützt hast? Der Geruch des Blutes, so viel Tod, all das verlockt dich, doch ich biete es dir aus freiem Willen an, als deine Schwester, als eine deiner Schutzbefohlenen …«
Dominic stieß zischend den Atem aus, und sein Herz klopfte zum Zerspringen. Sie las seine Gedanken, sah die traditionellen und sehr förmlichen karpatianischen Gebräuche. Ihr Leben für das seine. Nein, Solange, das lasse ich nicht zu .
Es ist mein Geschenk an dich, nicht an ihn. Ich will ihn lieben und ihn so sehen wie du. Du siehst Ehre in ihm, und die will ich auch sehen. Lass mich dir geben, was ich kann. Es ist für dich.
Nicht, wenn du dein Leben dafür riskierst.
Du riskierst auch deines, um ihn zu töten. Lass mich das meine aufs Spiel setzen, um ihn zu retten.
Wenn er sie nicht vorher schon geliebt hätte, hätte er sie spätestens jetzt geliebt. Die Macht des Gefühls erschütterte ihn, als Solange ihm ihr Handgelenk hinhielt. Und die ganze Zeit beobachtete er Zacarias, der wiederum sie nicht aus den Augen ließ. Zacarias war mehr Raubtier als Jäger. Vielleicht waren sie es im Moment beide. Aber anderseits hatte Solange sich auch vorher schon unerschrocken der Gefahr gestellt. Und so holte Dominic
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