Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)
one«, sagte Winter.
Sie waren auf dem Weg zum Auto, als Peggy aus dem Restaurant kam und ihnen winkte. Sie blieben stehen.
»Ja?«, sagte Ringmar.
»Es war das Ohr«, sagte sie.
»Das Ohr?«
»Sie hat ihn am Ohr erkannt«, sagte Peggy und nickte Winter zu, der auf der anderen Seite des Autos stand.
»Aber er hat doch noch beide Ohrläppchen«, sagte Ringmar.
»Lan hat sich vorher falsch ausgedrückt, sie hat gemeint, dass das eine Ohrläppchen länger als das andere ist. Verstehen Sie?«
»Nein.«
»Wie bei ihrem Onkel. Ihm fehlte nichts … Seine Ohrläppchen waren nur etwas … unterschiedlich, die Ohren also.«
»Glauben Sie, Sie könnten noch mehr falsch übersetzt haben, Peggy?«
»Nein … glaube nicht.«
»Zum Beispiel, dass diese Frau gar nicht in Gesellschaft war?«
»Nein, nein. Er war da.«
»Und Lan würde ihn wiedererkennen?«
»Ja.«
»Sie hat ihn gerade wiedererkannt.«
»Es ist … schwer«, sagte Peggy. Sie sah betrübt aus.
»Entschuldigung«, sagte Ringmar, »es ist sehr schwer.«
»Ich rede noch einmal mit ihr«, sagte Peggy.
»Sie haben meine Telefonnummer«, sagte Ringmar.
Sie stiegen ins Auto und bogen auf die Hästeviksgatan ein. Peggy ging zurück. Der Schuppen sah aus wie eine Baracke in einem sehr alten Film.
»Hier haben früher viele schöne alte Bäume gestanden«, sagte Winter. »Jetzt sind sie alle weg.«
»Traurig«, sagte Ringmar.
»Ich habe also einen Doppelgänger«, sagte Winter.
Aneta Djanali rief Liz Berg an. Sie meldete sich nach dem zweiten Signal.
»Ich rufe ein wenig früher an«, sagte Djanali.
»Sie … Sandra … hat noch mehr von der Stadt gesehen.«
»Ja?«
»Ich habe nachgedacht, wie wir ja verabredet hatten. Und ich glaube, sie bekam die Chance, jetzt etwas mehr von der Stadt zu sehen. Es war eine Aufgabe, so hat sie es ausgedrückt.«
»Wie mag sie das gemeint haben? Mehr von der Stadt?«
»Es war …«
»Welche Teile der Stadt?«
»Ich weiß es nicht.«
»War sie allein?«
»Nein … das hat sie angedeutet. Mehr wollte sie nicht sagen. Vielleicht hätte sie es mir später erzählt. Ich hatte jedenfalls das Gefühl, dass sie mehr erzählen wollte.«
»Von dem Mann, den sie getroffen hat?«
»Ja. Vielleicht.«
»Was hat sie über ihn gesagt?«
»Gar nichts.«
»Haben Sie beide verschiedene Lokale in der Stadt besucht?«
»Nein.«
»Die Familie hatte einen Bootsschuppen in Tångudden. Hat sie Ihnen davon erzählt?«
»Nein.«
»Was hat sie von Amundövik erzählt?«
»Dass sie wegziehen wollte.«
»Ja?«
»Sie fühlte sich dort zu einsam.«
»Hat sie das gesagt?«
»So habe ich es verstanden.«
»Hat sie noch mehr von Amundövik erzählt?«
»Ich glaube, sie hatte Angst. Darüber habe ich ständig nachgedacht, seit wir das erste Mal miteinander gesprochen haben.«
32
Winter studierte die Bilder von der Stelle, an der Robin Bengtsson ermordet worden war, Robins Zuhause . Die Blutbilder.
Die Waffe hatten sie nicht gefunden, die scharfe Waffe. Torsten Öberg war sich dessen sicher, und der Gerichtsmediziner unterstützte diese Meinung. Die Stichkanäle waren anders, die Stiche durch die Kleidung: Es handelte sich um eine kleinere Waffe, eine andere Schneide, nicht so scharf. Es hatte länger gedauert, ehe Robin sterben durfte. Mehr Stiche waren nötig gewesen, als der Mörder geschätzt hatte. In diesem Punkt glich der Ablauf nicht den Morden in Amundövik, aber das war wohl auch nicht beabsichtigt, dachte Winter.
Robins Mörder wusste vielleicht nicht, wie es in dem Haus am Meer ausgesehen hatte.
Er hatte es nicht betreten.
Wie hängt das alles zusammen? Winter ging zum Panasonic auf dem Fußboden und schaltete wieder Bill Frisells History, Mystery ein. Dann setzte er sich und betrachtete ein Foto.
Robin sah im Moment des Sterbens erstaunt aus, als könnte er nicht glauben, dass dies sein letztes Stündlein war. Als würde es einem anderen zustoßen. Als erwartete er etwas anderes. Jemand anderen. Einen Freund, einen lächelnden Freund.
Zwei Monster dort draußen. Das eine ist mein Doppelgänger. Wird in Krisensituationen eingesetzt. So was nennt man Teamwork. Wir können diese Monster noch nicht sehen. Wir brauchen mehr, etwas Gewaltsames, aber anderer Art. Auf eine andere Art, dachte er. Es existiert keine Zusammenarbeit. Es sind zwei voneinander unabhängige Übel.
Das Telefon auf dem Tisch schrillte, das klassische Signal von früher, das Kinobesucher zu Tode erschrecken konnte: Herr Kommissar! Herr
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