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Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Titel: Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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der Wasseroberfläche und tauchte nie wieder auf.
    »Falsche Technik, Bertil.«
    »Ich scheiß drauf. Mir tut die Schulter weh.«
    »Falsche Technik.«
    Winter schaffte einen weiteren virtuosen Wurf.
    »Die Möwen applaudieren dir«, sagte Ringmar.
    »Sie sind meine Freunde.«
    »Willst du nicht endlich mal dieses Haus bauen?«
    »Doch.«
    »Was sagt die Familie?«
    »Dasselbe wie du.«
    »Dann brauchst du nicht mehr durch halb Westschweden zu fahren, um Steine übers Wasser hüpfen zu lassen.«
    »Der Alte und das Meer.«
    »Wir könnten hier zusammen stehen.«
    »Es ist zu weit, Bertil.«
    »Für dich, ja.«
    »Wir haben noch viel zu tun.«
    »Bald bist du wieder in Spanien. Dies war nur ein Abstecher in die Wirklichkeit.«
    »Ich bin wieder dort, wenn hier alles vorbei ist.«
    »Wann ist es vorbei?«
    Winter schaute auf die Uhr.
    »Morgen Nachmittag um genau sechzehn Uhr«, sagte er. »Alternativ übermorgen um die gleiche Zeit.«
    »Okay, wenn du es sagst. Aber dann haust du ab, sobald du kannst. Und damit meine ich nicht wegen der Beerdigung.«
    »Ich möchte, dass du mitkommst, Bertil.«
    »Zur Beerdigung? Nein, nein. Das ist eine Familienangelegenheit.«
    »Du gehörst zur Familie.«
    »Nicht einmal zu meiner eigenen.« Ringmar hob einen Stein auf und ließ ihn mit einer weit ausholenden Bewegung aus der Hand gleiten, eins-zwei-drei-vier-fünf, weit über die schwarze Wasseroberfläche, bis der Stein, der unaufhaltsam immer noch durch die Luft trudelte, nicht mehr zu sehen war.
    »Wir fliegen zusammen«, sagte Winter. »Wir werden es brauchen.«
    »Ich mag es gern, wenn du pessimistisch bist.«
    »Sieh es als Urlaub.«
    »Urlaub von was?«
    »Vom Leben«, sagte Winter und hob erneut einen Stein auf, er war perfekt, wie geschaffen zum Werfen. »Aber mein Leben war so kurz, ich weiß noch gar nicht viel davon.«
    »Solange man Steine übers Wasser hüpfen lassen kann, ist man noch am Leben.«
    »Das Leben ist nur Urlaub vom Tod, Bertil.«
    »Soll ich während einer Beerdigung daran denken?«
    »Du sollst ans Leben denken.«
    »Ich denke an kaum etwas anderes. Ich versuche all das Gute zu sehen, was das Leben so mit sich bringt.«
    »Dann nimm die Gelegenheit wahr und genieße.«
    »Ja. Diese Steine haben ein ewiges Leben.«
    »Das sind tote Dinge, Bertil.«
    »Dafür bewegen sie sich aber verdammt schnell.«
    »Die Steine haben zehn Millionen Jahre gebraucht, um ans Ufer zu gelangen. Aber sie kommen wieder.«
    »Klingt ja so, als würde dein Kater nachlassen.«
    »Mir ging’s nie besser, pardner .«
    Winter ließ den Stein mitten in der perfekten Bewegung los, der Stein berührte die Oberfläche weit draußen, dreißig Meter entfernt, berührte sie immer wieder, immer wieder, immer weiter, hinaus in die Bucht, vorbei am südlichsten Punkt der Schären, hinaus aufs Meer, Skagerrak, Nordsee, die Große Fischerbank, er spürte es in seinem Arm, er wusste es.
    Bert Robertsson verließ das Reihenhaus in Brottkärr zu Fuß. Er dachte an das alte Geld, das seine Mutter ihm hinterlassen hatte, von dem er in den vergangenen Jahren wie ein Prinz gelebt hatte. So wollte er weiterhin leben. Er brauchte schließlich das Geld. Was er vorhatte, war eigentlich kein Verbrechen. Er hatte nichts getan. Vielleicht sollte er den Schnapskonsum einschränken, vielleicht ganz aufhören, wie schwer mochte das sein?
    Die Vogelfluglinie war nicht weit, fast genauso nah zu Fuß, einfach immer geradewegs nach Westen, den Geruch nach Meer nahm er schon auf dem Byvägen wahr.
    Er sah keine Menschenseele, als er die Klippen zu dem kleinen Strand hinunterkletterte. Die Sonne über der Schäre blendete, es war der bisher schönste Tag des Jahres. Neben einem Felsen lag ein Plastikeimer, davor die Ruinen einer Sandburg, Überbleibsel vom Sommer, sie musste sehr groß gewesen sein, als sie noch ganz war. Ein Prinz hatte darin gewohnt. An diesem Strand war er schon seit vielen Jahren nicht mehr gewesen. Nur wenige kannten ihn. Der andere kannte den Strand. Vielleicht gehörte ihm einer der Schuppen, eigentlich Umkleideräume, kosteten bestimmt genauso viel wie sein Reihenhaus, der Mistkerl konnte zahlen, und wenn er seine Unschuld noch so sehr beteuerte, blechen musste er.
    An Land lag ein Kanu, das Holz glänzte rotbraun, es sah neu aus, gerade erst gelandet.
    Hinter ihm knirschte es, und er drehte sich um; es war die Tür zu einem der Schuppen, sie war blau gestrichen, das war hübsch, abgenutzt und ausgebleicht von den Stürmen der

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