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Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Titel: Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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eine höhere Liebe, an Überlegenheit glaubte.

11
    Gerda Hoffner blieb im Präsidium, nachdem die letzten Hammerschläge für diesen Tag verstummt waren, das letzte Geheul der pneumatischen Bohrer. Der Lärm war jetzt nah, im Stockwerk unter ihr, arbeitete sich vorwärts vom Dezernat für leichte Vergehen zum Dezernat für schwere Verbrechen. Heavy metal, dachte sie und hob den Hörer ab, als das Telefon klingelte.
    »Es geht um Amundö«, hörte sie die Stimme des Wachhabenden, »kannst du das Gespräch annehmen?«
    »Na klar.«
    Es kratzte und pfiff im Hörer, Wind, Geräusche wie von Wellen, als würde jemand in einer anderen Jahreszeit an einem Ufer stehen und ein Telefongespräch führen wollen, das unbedingt geführt werden musste.
    »Ja, hallo?«
    »Hallo? Hier ist Kriminalinspektorin Gerda Hoffner.«
    »Hallo … ich heiße Robin …«
    Sie hörte den Wind hinter seiner Stimme, um ihn herum, die Brandung, als wäre er von Wasser umgeben. Sie dachte an einen Film, den sie vor einigen Jahren gesehen hatte, einen amerikanischen Verschwörungsfilm mit Russell Crowe. Er spielte einen Tabakforscher und war ein Whistleblower, Al Pacino spielte einen Fernsehjournalisten, er sprach mit ihm über Handy und musste wegen der Verbindung im Wasser stehen. Es war eine sehr schöne Szene, im Hintergrund glommen die Lichter Manhattans und der Mond leuchtete wie ein Neonballon.
    Ich spiele Kriminalkommissarin. Auf den Anhöhen glimmen die Lichter von Lunden, der Mond da oben ist derselbe.
    »Womit kann ich Ihnen helfen?«
    »Ja, also, ich habe diesen Aufruf in der Zeitung gelesen …«
    »Welchen Zeitungsaufruf?«
    »Die … wegen der Morde in Amundövik.«
    »Ja?«
    Sie hielt sich zurück und fragte nicht, wer anrief, wie er außer Robin hieß, ob es sein Name war. Manchmal legten die Leute auf, wenn ihnen bewusst wurde, dass sie wirklich angerufen, es wirklich gewagt hatten.
    »Ich glaube, ich habe … jemanden gesehen.«
    »Wann, Robin?«
    »An einem der Morgen.«
    »Welchem Morgen?«
    »Als ich … Zeitungen ausgetragen habe.«
    »Sind Sie Zeitungsbote in dem Viertel?«
    »Ja …«
    Er dehnte die Antwort, als sei er nicht ganz sicher. Sie wusste, dass der Zeitungsbote verhört worden war. Sein Name fiel ihr im Moment jedoch nicht ein, obwohl sie den Bericht gelesen hatte. Eigentlich sollte sie sich erinnern, ob er Robin hieß. Das musste sie später überprüfen. Jetzt ging es um etwas anderes, jemand anderen.
    »Wen haben Sie gesehen?«
    »Da ist jemand aus dem Haus gekommen.«
    »Aus welchem Haus?«, fragte sie. Sie spürte einen Schauder über den Hals und die Schulterblätter laufen, ja, einen Schauder. In ihrem ganzen Körper herrschte Winter.
    »Das Haus bei Amundö … wo dieser … Mord … diese Morde passiert sind.«
    »Was haben Sie gesehen?«
    »Wie gesagt … jemand ist aus dem Haus gekommen.«
    »Wann war das?«
    »Als ich die Zeitung einwerfen wollte. Bevor ich sie in den Kasten gesteckt habe.«
    »An welchem Tag war das? An welchem Morgen?«
    »Es war der dritte Tag, an dem ich …«
    »Der dritte Tag, an dem Sie was?«
    »Nein, nichts.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Sie bekam keine Antwort. Im Hörer brausten nur noch Wind und Meer, als hielte sie sich eine Muschel ans Ohr.
    »An das genaue Datum kann mich nicht erinnern«, hörte sie ihn jetzt sagen.
    »Wie heißen Sie noch außer Robin?«
    »Robin Bengtsson.«
    »Am besten, Sie kommen her, Robin Bengtsson«, sagte sie.
    »Wann?«
    »Sofort.«
    Das Rauschen in seinen Ohren war nach dem dritten Whisky stärker geworden. Er stellte das Glas ab, ging in die Küche, räumte sein Geschirr in die Spülmaschine und schaltete sie ein, ein gutes Geräusch, es sperrte die sphärischen Störungen in seinen Ohren aus, das Phantomgeräusch, das klang, als würde man der statischen Elektrizität in einem alten Telefonhörer lauschen, während das Gespräch durch den Raum verbunden wurde, oder wenn man Langwelle im Radio einstellte. Er wusste, dass die Geräusche, die man dann hörte, von der anderen Seite der Sonnensysteme kommen, Milliarden von Jahren alt sein konnten. Das Geräusch der Spülmaschine war jünger, ein geradezu beruhigender Kontrast.
    Das Glas stand noch auf dem Tisch, als er zurückkam, immer noch halbleer oder für den optimistischen Teil der Bevölkerung halbvoll. Er nahm wieder einen Schluck. Jetzt schmeckte der Whisky wie Honig, wenn man das dritte Glas trank, schmeckte er immer nach Honig. Es war wie eine chemische Verwandlung, wie wenn

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