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Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Titel: Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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zu holen. Sie schien einen Fremden zu betrachten. Ringmar wusste nicht, ob sie Kinder hatte.
    »Wann haben Sie und Ihr Mann zum ersten Mal darüber geredet, einen Hund anzuschaffen?«, fragte er.
    »Wir haben nie darüber gesprochen«, sagte sie.
    »Wieso nicht?«
    Sie zuckte leicht mit den Schultern, eine kaum sichtbare Bewegung. Sie war selber … kaum sichtbar, nur ein Schatten. Fast durchsichtig. Ihm kam es vor, als könnte er den Jungen auf dem Fußballplatz durch sie hindurch sehen, obwohl sie auf dem Sofa vor dem Fenster saß.
    »Wussten Sie, dass Ihr Mann einen Hund kaufen wollte?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Haben Sie einmal den Wunsch nach einem Hund geäußert?«, fragte Ringmar.
    »Vielleicht irgendwann einmal«, antwortete sie. »Wünscht sich nicht jeder mal einen Hund?«
    Der beste Freund des Menschen, dachte Ringmar. Wer möchte nicht gern einen besten Freund haben? Und das nur für ein paar Hunderter, ein billiger Freund.
    »Was ist passiert?«, fragte er.
    Sie schaute ihn jetzt mit scharfem Blick an, der aber trotzdem nicht richtig sehen konnte, als wäre sie kurzsichtig und hätte keine Brille auf.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wann haben Sie erfahren, dass er einen Hund gekauft hat?«
    »Als er mit dem Hund nach Hause kam.«
    »An welchem Tag war das?«
    »Am selben … Tag, als die Anzeige in der Zeitung gestanden hatte.«
    »Hat er das gesagt?«
    »Ja.«
    »Wie viel hat er bezahlt?«
    »Nicht viel, hat er gesagt. Er sagte, es sei ein symbolischer Preis gewesen.«
    Symbolisch für wen, für was? Ringmar fühlte Übelkeit in sich aufsteigen, als würde er krank werden. Vielleicht war er aber auch nur zu alt.
    »Haben Sie die Zeitung noch?«, fragte er. »Oder die Anzeige?«
    »Nein, die habe ich nicht gesehen. Mein Mann wirft die Zeitung vom Vortag jeden Morgen weg.«
    »Jeden Morgen?«
    »Es darf nichts herumliegen … mein Mann mag keine Unordnung.«
    »Ich wünschte, ich wäre auch so«, sagte Ringmar.
    »Er ist ein Ordnung liebender Mensch.«
    »Das ist eine Tugend.«
    »Ihnen erleichtert es, unser Haus zu durchsuchen.«
    »Wir folgen nur unserer Routine«, sagte Ringmar. Es gab nichts weiter über das Thema zu sagen.
    »Ich könnte das nie«, sagte sie.
    »Warum hatte Ihr Mann plötzlich ein Interesse, einen Hund anzuschaffen?«, fragte Ringmar.
    Sie antwortete nicht. Sie beobachtete den Jungen, der auf einem nackten Platz vor nackten Toren Strafstöße übte. Das schwedische Modell. Er hatte seine Mütze abgenommen und damit die Abschusslinie markiert. Ringmar wünschte, er könnte aufstehen und den ganzen Wahnsinn hinter sich lassen, sich in das Tor stellen, nach dem Ball hechten und den Strafstoß um den Pfosten lenken. Der Junge schoss wieder und traf den Pfosten, ein toller Schuss, aber daneben; genauso gut hätte er den Ball zehn Meter über das Tor schießen können, Pfostentreffer dieser Art waren trügerisch. Ringmar hatte in seinem Polizeijob den Ball schon oft im Tor gesehen, und dann war er doch vom Innenpfosten zurück ins Feld gesprungen. Bei Erik fanden diese knappen Bälle immer den Weg vom Innenpfosten ins Tor, Lars hatte ständig danebengeschossen, Aneta zirkelte die meisten Bälle in den Winkel, Fredrik knallte sie an die Latte, immer an die Latte.
    »Ihr Mann scheint gewalttätig zu sein.«
    Sie antwortete nicht, schaute wieder zu dem Jungen, auch Ringmar sah ihm zu, alles lief über den Jungen dort draußen.
    »Kennen Sie den Jungen?«
    »Ich erkenne ihn«, sagte sie. »Aber ich weiß nicht, wie er heißt.«
    »Ihr Mann scheint gewalttätig zu sein«, wiederholte Ringmar.
    »Das ist mir neu«, antwortete sie.
    »Sie haben ihn noch nie gewalttätig erlebt?«
    »Nein.«
    »Er ist noch nie gewalttätig gegen Sie geworden?«
    »Nein.«
    »Wirklich nie?«
    »Nein.«
    Sie schaute ihn nicht an, ihr Blick war nirgendwo, sie sah aus, als versuchte sie, an nichts zu denken. Er könnte sie auffordern, die Ärmel aufzurollen, Hals, Brüste, Schenkel zu entblößen, die blauen Flecken zu entblößen, blaue und gelbe Erinnerungen, wie echte schwedische rassistische Gewalttäter und Frauenhasser sie hinterließen. So einer war er, Christian Runstig, es gab keinen Anlass, ihn für etwas anderes zu halten bis zum Beweis des Gegenteils.
    »Warum wollte Ihr Mann plötzlich einen Hund haben?«, fragte er wieder.
    »Meinetwegen«, antwortete sie.
    »Aus welchem Grund?«
    »Er wollte, dass ich mehr rausgehe.«
    »Sehr fürsorglich von ihm«, sagte Ringmar.
    »Er denkt immer an mich«,

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