Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Titel: Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
Vom Netzwerk:
geschlafen, zehn Minuten geträumt, und war danach nicht wieder eingeschlafen. Eine halbe Stunde nach dem Traum hatte Angela angerufen.
    »Lungenentzündung«, hatte sie gesagt. »Es sieht nicht gut aus.«
    »Herr im Himmel. Was kann das für Folgen haben, Lungenentzündung und Lungenkrebs zusammen?«
    »Es ist gut, dass du kommst.«
    »Was kann passieren, Angela? Wie schnell kann es gehen?«
    »Das weiß niemand im Voraus.«
    »Was meinst du denn?«
    »Es ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich.«
    »Soll ich das positiv oder negativ werten?«
    »Ich meine es positiv, Erik.«
    »Ist sie bei Bewusstsein?«
    »Ja.«
    »Bekommt sie Sauerstoff?«
    »Noch nicht.«
    Noch nicht. Wenn er ankam, war sie vielleicht schon an Sauerstoffschläuche angeschlossen, hatte er gedacht, während er zu Hause im Sessel saß und die Schatten des Winters über den Dächern der Innenstadt beobachtete.
    Sie hatten aufgelegt, und er hatte die Nummer gewählt, die Angela ihm gegeben hatte.
    Es war fast dieselbe Stimme wie beim letzten Mal, fast kein Unterschied.
    »Oh, Erik.«
    »Alles wird wieder gut.«
    »Es ist so schnell gegangen«, sagte sie. »Ich kann es gar nicht fassen.«
    »Genauso schnell wird es vorbeigehen.«
    »Du hörst zu viele Lügner bei deinen Vernehmungen«, sagte sie.
    »Nicht alle lügen«, sagte er.
    »Aha.« Ihre Stimme klang erschöpft. Es war gar nicht ihre Stimme, die er gehört hatte. Es war die Stimme von jemand anderem.
    »Ich liege in Bengts Zimmer«, sagte sie.
    Im ersten Moment verstand er nicht, was sie meinte. Dann sah er es. Er sah die Zimmernummer auf einem Schild an der Tür, er erinnerte sich sogar daran: 1108 . Er war einen Korridor im Hospital Costa del Sol außerhalb von Marbella entlanggegangen, er hatte entsetzliche Kopfschmerzen gehabt. Seit mehreren Jahren hatte er nicht mehr mit seinem Vater gesprochen, wahnsinnig, hatte er gedacht. Die Tür zu Bengts Zimmer hatte offen gestanden. Sie führte in einen kleinen Vorraum und weiter in ein Zimmer, durch ein Fenster hatte er den geschotterten Hof gesehen. Es war sehr hell im Zimmer gewesen. Vom Hof war kein Laut zu hören. Winter hatte den Geruch nach Chlor und etwas, das Schmierseife sein musste, wahrgenommen. Das Ganze wirkte glänzend und gewienert, die Wände hatten einen Stich ins Gelbe. Der Fußboden war aus Stein. Im Zimmer hatten zwei Betten gestanden, das eine war leer gewesen und in dem anderen hatte eine an Schläuche und Gasflaschen angeschlossene Gestalt gelegen. Auf einem Stuhl daneben hatte eine Frau gesessen, seine Mutter.
    »Ich sehe die Sierra Blanca«, hörte er sie jetzt sagen, ins Telefon, in der Gegenwart.
    Winter hatte in dem gelben Zimmer gestanden und Palmen und Pinien gesehen, hinter dem Schotterplatz und Parkplatz, hinter den Bäumen erhob sich die Landschaft mit braunen hügeligen Feldern und einem weißen Dorf, das am Abhang balancierte, und im Hintergrund ragte ein Bergmassiv auf mit einem Gipfel, der fast die dünnen Wolken berührte. Lange hatte er dagestanden, den Blick auf die Bergspitze gerichtet.
    »Es ist derselbe Berg, den wir von zu Hause aus sehen«, hatte seine Mutter gesagt. Sie war aufgestanden und hatte sich neben ihn gestellt. »Die Sierra Blanca.«
    Nachdem er aufgelegt hatte, war er in der Winterstille sitzen geblieben, bis es Zeit war, sich für den Abflug bereitzuhalten. Jetzt hörte er den Aufruf aus den Lautsprechern, erhob sich, ließ den Latte unberührt stehen, er war immer noch heiß.
    Robin Bengtsson stand still. Hinter dem Fenster bewegte sich nichts mehr. Sah er ein Licht? Nein, das war unmöglich. Vielleicht spiegelte sich der Mond. Er schaute zum Himmel, da war kein Mond, er sah keine Sterne, der Himmel war leer. In dem Haus war niemand. Jetzt bewegte sich wieder etwas. Scheiße. Er wollte nicht, dass sich da drinnen etwas bewegte. War es der Mann, den er schon einmal gesehen hatte? Nein, nein, nein, nein, nein, es war niemand. Robin ging weiter zum nächsten Haus, das zwanzig Meter entfernt lag, vielleicht auch vierzig. Er drehte sich wieder um, und das graue Rechteck im ersten Stock war leer, nicht einmal grau, es war genauso schwarz wie alle anderen Fenster, es war gar nicht mehr zu sehen, das war gut, es sollte nicht mehr zu sehen sein. Dies war wirklich das letzte Mal, dass er hier Zeitungen austrug, nie wieder, und er hörte keine Schritte, er wollte nichts hören, nichts sehen, irgendwo waren Schritte, sie kamen näher und er hörte sie nicht.
    Gerda Hoffner und Aneta Djanali stiegen

Weitere Kostenlose Bücher