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Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Titel: Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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sollen. Die Erzählung ging weiter.
    Er stand im Schlafzimmer. Das Licht der Winternacht fiel durch das Fenster, dessen Jalousien hochgezogen waren wie an dem furchtbaren Tag, als er das Zimmer zum ersten Mal betreten hatte. Das Licht im Zimmer war blau, blau. Warum hatte sie die Jalousien hochgezogen? Waren die Morde am Morgen geschehen, als es draußen schon hell war? Nein, bei Dunkelheit, sie mussten bei Dunkelheit geschehen sein. Wer hatte die Jalousien hochgezogen? Torsten hatte nicht genügend Spuren an den Einstellgriffen der Jalousien gefunden. Der Mörder hatte Licht hereingelassen. Er wollte, dass sein Werk beleuchtet wurde. Winter sah aus dem Fenster. Draußen rührte sich noch nichts, er war allein, er fühlte sich unendlich einsam, ohne Wissen, ohne Hoffnung. Jemand wusste, dass er hier war. Jemand wusste alles.
    Der Vasaplatsen schlief, als er vor der Haustür aus dem Streifenwagen stieg. Alles war mit dem Schnee der Nacht bedeckt, eine dünne Schicht, die die Welt in Schönheit hüllte, unberührt, bevor die Menschen anfingen, draußen herumzukriechen. Es war halb vier, als er ins Bett ging und die Lampe auf dem Nachttisch ausknipste. In einer guten Welt würde er ganze zwei Stunden Schlaf bekommen, dann musste er wieder aufstehen wegen der Reise nach Spanien.
    Er ging von Zimmer zu Zimmer und schaltete alle Lampen an, die es im Haus gab. Dies musste ein Traum sein. Jemand folgte ihm offenbar und knipste alle Lichter wieder aus, und er musste von vorn anfangen, die ganze Zeit musste er wieder von vorn anfangen. Manche Sachen im Haus kannte er. Jemand saß auf einem Stuhl. Jemand lag in einem Bett. Als er zurückkam, war es dunkel, aber die Personen waren noch da. Gesichter konnte er nicht sehen. Von draußen drang kein Licht herein. Vor den Fenstern war es schwarz. Er war in einer Kiste, sie ließ sich nicht öffnen. Das Haus war eine Kiste. Von irgendwoher kam Musik, schreckliche Musik, die wieder und wieder von vorn gespielt wurde, Barbershop, Operette, die widerlichen Töne von Volkstanz, Schritte, die näher und näher kamen, ein harter Wind in seinen Ohren, der Wind war schon in der Kiste.
    Als er versuchte, sich zu befreien, wurde er wach.
    Er schaute auf den Wecker, er hatte zehn Minuten geschlafen. Er stand auf, trank ein Glas Milch und setzte sich in den Sessel im Wohnzimmer, atmete und wartete auf den richtigen Morgen.

13
    Robin Bengtsson trug Zeitungen in einer weißen Landschaft aus. Es hatte aufgehört zu schneien, und es war nicht kalt. Er fühlte den Schweiß unter seiner Mütze, nahm sie ab, setzte sie wieder auf. Er verstand nicht, warum er noch einmal Zeitungen austragen sollte. War das ein Test? Was hatte dieser Kommissar mit ihm vor? Er sah aus, als wäre er zu allem fähig, wirklich zu allem. Als spielte er nach eigenen Regeln.
    Soweit Robin wusste, war das Abonnement dieser Adresse nicht gekündigt. Er schien immer noch eine Zeitung für sie dabeizuhaben. Er hatte die Zeitungen gezählt, die Anzahl war unverändert. Wer würde sie nun lesen? Er musste sie wieder mit zurücknehmen. Dies sollte das letzte Mal sein. Es war von Anfang an falsch gewesen, er hatte es gewusst. Nicht alles Geld dieser Welt war die Sache wert, er bekam ohnehin kaum etwas dafür.
    Die Plastikbänder hingen in der Dunkelheit um das Haus herum und wirkten so überflüssig, als ob die Absperrung der Polizei unterstreichen sollte, wie sinnlos das Verbrechen war. Er schaute zum Haus hinauf, das aussah, als läge es hoch oben auf einem Hügel, obwohl der Höhenunterschied nicht mehr als einen Meter betragen konnte. Die Fenster hoben sich grau gegen all das Schwarze ab. Eins der Fenster im ersten Stock war größer als die anderen. Dahinter hatte sich etwas bewegt.
    Winter hatte sich in der Abflughalle einen Latte gekauft, der Kaffee war heiß, er musste darüber blasen. Er hätte einen Cappuccino bestellen sollen, hatte keine Geduld abzuwarten, bis der Latte abgekühlt war, wollte nicht warten.
    An diesem Samstagmorgen war die Halle relativ leer, keine Aktentaschen – am Wochenende waren keine Geschäftsreisenden unterwegs. Einige Gesichter kamen ihm bekannt vor, Sonnenküstenschweden, Golfspielerschweden; unter allen, die an der Sonnenküste lebten, war er der Einzige, der nicht Golf spielte, das war eine persönliche und moralische Stellungnahme.
    Er stand auf und trat an eins der großen Fenster. Draußen wurde es hell, aber nur schwach, als wäre der Morgen noch schlaftrunken. Er selber hatte zehn Minuten

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