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Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Titel: Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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konnten.
    An einem Baumstamm hing ein Zettel in einer Plastikhülle. »Hallo, nettes, ordentliches Paar sucht Wohnung in einem Haus. Hilfe bei der Gartenarbeit möglich. Kleiner, aber lieber Sohn. Wir bieten sehr schöne 4 -Zimmer-Wohnung in Olskroken zum Tausch an. Geordnete Finanzen.« Und darunter die bereits vorgeschnittene Reihe mit der Telefonnummer. Einige waren abgerissen. Jemand hatte sich vielleicht erbarmt. Das nette und ordentliche Paar wohnte vielleicht schon hier. Ein Datum gab es nicht. Sie schrieb die Telefonnummer ab und machte ein Foto von dem Zettel. Sie dachte über die Formulierung »kleiner, aber lieber Sohn« nach.
    Auf dem Fahrradweg waren vor mehreren Häusern, deren Grundstücke bis ans Wasser reichten, Schilder aufgestellt, auf denen PRIVAT stand. Einige Häuser sahen aus wie Schlösser, andere wie Bunker, je nach Persönlichkeit der Besitzer. Jetzt stand sie vor dem hübschen Holzhaus, dem leeren Haus. Sie hatte ein unheimliches Gefühl im Magen, als würde sich darin etwas Bösartiges bewegen, nichts Gutes. Sekundenlang dachte sie an Alien . War es im ersten Film gewesen, in dem im Magen eines Raumfahrers etwas wuchs, etwas sehr Bösartiges, das dann herauskam? Als sie die Szene sah, hatte sie sich an den Magen gegriffen, die entsetzlichste Szene der Welt.
    In ihrer Innentasche vibrierte es. Sie griff nach dem Handy.
    »Ja, Gerda Hoffner hier. Wo sind Sie?«
    Sie hörte keine Stimme, nur das elektronische Rauschen.
    »Hallo?« Sie sah auf das Display. Darauf stand »Robin Bengtsson«, wie es sollte, wenn alles funktionierte. »Warum haben Sie mich nicht angerufen, Robin?«
    »Ich rufe jetzt an.« Die Stimme kam von weit her, wie aus Christiania, Goa, einem Strand in Kambodscha.
    »Sie sollten sofort anrufen, sobald Sie fertig waren! Wo sind Sie?«
    »Zu Hause.«
    »Warum rufen Sie erst jetzt an, Robin?«
    »Ich … habe einen Schrecken bekommen.«
    »Wer hat Sie erschreckt?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Was war das für eine Art Schrecken?«
    »Da war jemand.«
    »Wo war jemand?«
    »In dem Haus.«
    »In dem Haus? Welchem Haus?«
    »Gibt nur ein Haus.«
    »Sie haben jemanden in dem Haus gesehen?«
    »Ja …«
    »Wo dort?«
    »Am Fenster im Obergeschoss.«
    Sie schaute zu dem Fenster hinauf, das größer war als die anderen. Dahinter rührte sich nichts. Es war schwarz.
    »Sind Sie hineingegangen?«
    »Nein, nein. Ich bin abgehauen … und dann habe ich etwas gehört. Es war ganz nah.«
    »Was haben Sie gehört?«
    »Es klang wie ein … Tier.«
    »Warum haben Sie Angst bekommen?«
    »Die hätten Sie auch gekriegt, wenn Sie dort gewesen wären«, sagte Robin.
    Bertil Ringmar war mit Mars im Café Kardemumma in der Mariagatan in Kungsladugård verabredet. Den Treffpunkt hatte Mars bestimmt.
    »Sind Sie hier schon mal gewesen?«, fragte Mars, als sie sich in einer der Nischen niedergelassen hatten. Ringmar schaute sich um.
    »Seltsamerweise nicht. Vorbeigefahren bin ich schon viele Male.«
    Mars nickte. Er hatte sich am Tresen etwas bestellt, das er selbst bezahlen wollte. Das Leben schien langsam wieder in ihm zu erwachen. Oder was es nun war.
    »Ich wohne gar nicht weit von hier entfernt«, sagte Ringmar.
    »Ich auch nicht.«
    Ringmar nickte.
    »Ich weiß nicht, wie lange ich da wohnen werde«, sagte Mars.
    »Nein.«
    »Ich weiß nicht, ob ich jemals in das Haus zurückziehen werde.«
    »Nein.«
    »Was meinen Sie?«
    »In diesem Fall kann ich keinen Rat geben«, sagte Ringmar.
    »Nein, nein, ich meine ganz allgemein, wie das ist mit dem Zurückziehen. Sie müssen doch Erfahrung haben.«
    »An einen Ort des Verbrechens zurückzuziehen?«
    Es klang jämmerlich. Hier ging es um mehr als ein Verbrechen. Um etwas Größeres.
    »Nach …«, sagte Mars.
    »Es ist Ihre Entscheidung«, sagte Ringmar.
    »Die fällt mir verdammt schwer.«
    »Das kann ich gut verstehen.«
    »Wie soll man es in dem Haus aushalten?«
    »Möchten Sie dort leben?«
    »Genau das weiß ich nicht.«
    »Wie geht es Ihrer kleinen Tochter?«
    »Gut. Sie weiß nichts.«
    Ringmar antwortete nicht.
    »Wie sollte sie etwas wissen können?«, sagte Mars.
    »Nein, wie sollte sie«, sagte Ringmar und sah zwei junge Frauen das Café betreten, beide mit einem Kinderwagen. In Kungsladugård gab es viele Kinderwagen, hatte es immer gegeben. Die Frauen sahen noch aus wie Jugendliche. Irgendwann, als er eben die fünfzig überschritten hatte, waren Ringmar alle jungen Frauen wie Jugendliche vorgekommen, besonders wenn sie einen

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