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Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)

Titel: Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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ein Baum? Er könnte im Schlosswald stehen oder in irgendeinem anderen Park in irgendeiner anderen Stadt auf der ganzen Welt, aber es war hier, es war nicht weit entfernt.

21
    Mattias Hägg kam pünktlich. Winter hatte nichts anderes erwartet. Pünktlichkeit ist eine Tugend, und die setzte er erst recht in einer Branche voraus, in der es darauf ankam, immer den bestmöglichen Eindruck zu hinterlassen.
    Sie saßen in einem der anonymen Vernehmungsräume. Es roch immer noch nach frischer Farbe, aber nicht so stark, dass man davon Kopfschmerzen bekam, jedenfalls hatte er noch keine. In seinem Kopf brauste es, doch daran dachte Winter jetzt nicht, sondern an Häggs Anzug, ein Teil von Young’s; die Marke erkannte er nicht sofort, aber er wollte nicht fragen.
    Neben ihm saß Gerda Hoffner, Aneta war verhindert. Winter hatte noch einmal ihren Bericht über Häggs Verhör gelesen. Er war sicher, dass Hoffner es auch getan, überlegt hatte, was sie ihn gefragt hätte, wenn sie beim ersten Mal nicht ausgefallen wäre. Jetzt hatte sie die Möglichkeit. Sie hatte auch das Foto der lächelnden Sandra vor einem Baum gesehen.
    Winter gefiel Häggs Aussehen nicht. Vielleicht würde es Liebe auf den dritten Blick werden, aber nein. Der Kerl wirkte irgendwie glatt, und das hatte nichts mit der Situation zu tun. Er konnte sich natürlich täuschen. Vorurteile waren menschlich, aber hier hatten sie nichts zu suchen.
    »Willkommen«, sagte er.
    »Vielen Dank.«
    Hägg versuchte, nicht misstrauisch zu wirken.
    »Das ist meine Kollegin Gerda Hoffner.«
    Hägg sagte nicht »angenehm«, schien es aber auf der Zunge zu haben.
    Diesmal schnurrte keine Elektronik. Nur mein Gehirn, will ich hoffen, dachte Winter. Das Licht hier drinnen ist schlecht, entweder ist es zu dunkel oder zu hell, ich weiß nicht, was von beidem.
    »Erzählen Sie von Sandra Mars«, sagte er.
    »Was soll ich erzählen?«
    »Irgendetwas.«
    »Was?«
    Offene Fragen konnten ein Problem sein. Damit gedachte er noch eine Weile fortzufahren.
    »Ihre Persönlichkeit.«
    »Sie war ein fröhlicher Mensch.«
    Winter nickte: nur weiter.
    »Sie hat gute Laune verbreitet.«
    Winter nickte wieder. Er hatte oft gesehen, wie Journalisten ihren Interviewopfern aufmunternd zunickten, bekannten Politikern oder anderen amtlichen Persönlichkeiten. Die Leute redeten solche Scheiße, dass sie ihnen während der Live-Übertragung aus dem Mund quoll, und die Journalisten feuerten sie mit aufmunterndem Lächeln auch noch an.
    »Niemand kann ein böses Wort über sie sagen«, sagte Hägg.
    »Niemand?«
    »Nein, wer sollte das sein?«
    »Ich frage Sie«, sagte Winter.
    »Mir fällt niemand ein. Es gibt niemanden.«
    Hägg sah Winter an, dann Hoffner und wieder Winter.
    »Ich habe es vergessen«, sagte er.
    »Was vergessen?«
    »Was … passiert ist.«
    »Können Sie etwas von den Reaktionen in der Firma erzählen?«
    »Bestürzung ist wohl das richtige Wort.«
    »Gab es jemanden, mit dem Sandra engeren Kontakt hatte?«, fragte Hoffner.
    »Ja … das weiß ich nicht genau.«
    »Warum nicht?«
    »So weit geht meine Kontrolle nicht.«
    »Nichts, das Ihnen aufgefallen wäre?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Manches fällt einem doch auf, auch wenn man es nicht direkt unter Kontrolle hat«, sagte Hoffner.
    »Schon … aber darüber habe ich nicht nachgedacht.«
    »Haben Sie viel Zeit miteinander verbracht, Sie und Frau Mars?«
    »Jetzt verstehe ich nicht ganz …«
    »Wir sprechen doch über die Arbeit?«
    »Ja …«
    »Gehörte es zu den Abläufen in der Firma, dass Sie viel zusammenarbeiteten?«
    »Die Frage verstehe ich nicht«, sagte Hägg.
    »Was verstehen Sie nicht?«, sagte Winter, um Hoffners Frage zu unterstützen.
    »… zusammenarbeiteten.«
    »Was ist daran nicht zu verstehen?«
    »Man arbeitet nicht zusammen .«
    »Wie arbeitet man dann?«
    Hägg antwortete nicht. Er schaute auf die Wand, studierte die Farbe, die langsam trocknete, offenbar das Beste, woran er in diesem Augenblick denken konnte, so hätte er sicher gern stundenlang dagesessen.
    »Natürlich arbeitet man zusammen«, sagte er.
    Winter nickte.
    »Die Zusammenarbeit mit Frau Mars war sehr angenehm.«
    »Inwiefern?«
    »Sie war gewieft. Tüchtig. Sie war … ich weiß nicht, wie ich auf Details eingehen soll?«
    »So viele wie möglich«, sagte Winter.
    »Sie war sehr schnell. Intelligent.«
    Wieder nickte Winter. Intelligenz konnte man vielleicht für ein Detail halten, in zweiter oder dritter Linie.
    »Stilistisch gut«,

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