Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)
auf der Schwelle passiert«, sagte Winter.
»Nein.«
»Warum hat sich der Junge im Wohnzimmer aufgehalten?«
Öberg antwortete nicht.
»Er muss es doch gehört haben. Er hätte weglaufen können.«
»Es ist alles so schnell gegangen.«
»Er muss es gehört haben«, wiederholte Winter. »Er muss es gewusst haben.«
Jetzt standen sie im Wohnzimmer. In den Raum fiel kaum Licht, als wäre es Nacht.
»Keine Abwehrverletzungen«, sagte Öberg.
»Könnte es möglich gewesen sein? Hätte er sich wehren können?«
Öberg zuckte leicht mit den Schultern. Es sah nicht nonchalant aus.
»Der Junge war angezogen«, sagte Winter.
»Hm.«
»War er nicht im Haus?«
»Wie meinst du das?«
»War er mit dem Mörder zusammen? Warum war er angezogen? Ist er zusammen mit dem Mörder gekommen?«
Beide drehten sich um, gleichzeitig, und schauten zur Haustür am anderen Ende der Diele. Die Oberbekleidung war sichergestellt worden wie alles andere, was Antworten geben könnte.
»Unmöglich zu sagen. Wir waren erst fünf Tage nach den Morden am Tatort«, sagte Öberg.
»Die Stiefel«, sagte Winter. »Die gefütterten Stiefel. Sie lagen auf dem Fußboden, wie hingeworfen. Die Stiefel des Jungen. Ich habe mir gestern die Fotos angesehen. Ich glaube, ich habe es gesehen, als ich das erste Mal hier gestanden habe. Ich habe es gesehen. Es war sehr ordentlich in der Diele, bis auf die Stiefel auf dem Fußboden.«
»Du hast recht.«
»Ein Zufall?«
»Alles und nichts, Erik.«
»Jemand hat sie aus Versehen umgeschmissen.«
»Hm.«
Winter dachte nach, schloss die Augen, um etwas zu sehen. Es war nur um Minuten gegangen. Eine furchtbare Kraft.
Nichts weiter gestohlen als Leben. Und ein Nuckel.
Im Kinderzimmer war es taghell, innerhalb weniger Minuten war es hell geworden. Winter stand still mitten im Raum, neben ihm Öberg.
»Wie geht es dem Baby?«, fragte Öberg.
»Gut, soweit ich weiß.«
»An seiner Kleidung haben wir nur Spuren von der Familie gefunden.«
»Er wusste, was er tat«, sagte Winter.
»Nur dort nicht.« Öberg deutete mit dem Kopf auf den Platz, wo das Gitterbett gestanden hatte.
Winter hatte es am frühen Morgen erfahren. Die LCN -Untersuchungen hatten geringe DNA -Spuren an der Bettdecke nachgewiesen. Sie waren niemandem zuzuordnen. Er hatte an die Autojagd gedacht. Die roten Augen hatte er nicht geträumt, er hatte überhaupt nicht während vier Stunden Bewusstlosigkeit geträumt.
»Er war mehr als einmal im Haus«, sagte Winter.
»Jedes Mal ein Risiko«, sagte Öberg.
»War er das erste Mal in diesem Zimmer?«
»Das können wir nicht sagen.«
»Wann hat er den Nuckel mitgenommen?«
»Als ihm klarwurde, dass er zu ihm führen könnte.«
»Aber er wusste, dass er ein Risiko einging.«
»Ja.«
»Offenbar war es ihm das Risiko wert«, sagte Winter und sah sich im Zimmer um.
»Wenn du die Chance hast, das herauszufinden, dann möchte ich es gern wissen«, sagte Öberg.
Im Gartenpavillon war es strahlend hell. Sie hatten eine großartige Aussicht. Winter konnte direkt in das Wohnzimmerfenster des Nachbarhauses schauen.
»Wann kommen sie zurück?«, fragte Öberg.
»Nächste Woche«, sagte Winter.
Die Besitzer des Hauses und des Pavillons würden aus dem Ausland zurückkehren, um »sich die Sache anzusehen«. Costa del Sol natürlich. Sie wussten nicht, ob jemand den Gartenpavillon benutzt hatte. Sie kannten niemanden, der die Erlaubnis hatte. Sie waren Nichtraucher.
»Speichel an der Kippe«, sagte Öberg und betrachtete den Fußboden beim Fenster.
»Ganz schön unvorsichtig.«
»Wir werden sehen, ob die Proben übereinstimmen.«
»Glaub ich nicht«, sagte Winter. »Aber jemand hat hier oben gesessen.«
Öberg schwieg.
»Ich weiß, was du denkst, Torsten. Nicht alles gehört zusammen, denkst du. Ich versuche auch so zu denken. Aber wir haben nicht viel.«
»Ihr habt jemanden in Untersuchungshaft genommen.«
»Lange können wir ihn nicht mehr festhalten.«
Christian Runstig war zurück in der Zelle, willkommen zu Hause. Winter schob die Vernehmung von Sandras Chef, Mattias Hägg, auf.
Runstig war sehr blau unter den Augen, würde es noch eine Weile bleiben. Er sah Winter nicht an, als er in den Verhörraum geführt wurde.
»Bitte setzen Sie sich«, sagte Winter.
»Ist was Neues passiert?«, fragte Runstig.
»Warum fragen Sie?«
»Sie hätten mich nicht holen lassen, wenn es nicht etwas Neues in dem Fall gäbe.«
»Was zum Beispiel?«
» DNA -Spuren zum Beispiel. Vielleicht habe
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