Das dunkle Haus: Kriminalroman (Ein Erik-Winter-Krimi) (German Edition)
ich etwas hinterlassen.«
»Was sollte das sein, Herr Runstig?«
»Ein unbewusstes Ausatmen, zum Beispiel.«
»Wo?«
»Wie bitte?«
»Wo sollten wir die Spuren finden?«
»Irgendwo. Wie geht es Jana?«
»Haben Sie häufig daran gedacht, DNA ?«
»Nein.«
»Die meisten denken überhaupt nicht daran.«
»Ich bin vielleicht in einer Situation, in der man daran denkt, oder was meinen Sie?«
»In so einer Situation bin ich noch nie gewesen.«
»Aber Sie haben doch Einfühlungsvermögen!«
»Kennen Sie Robin Bengtsson?«
»Nein.«
»Ist Ihnen der Name bekannt?«
»Nein.«
»Es klang so.«
»Robin Bengtsson. Fühlt sich gut an im Mund.«
»Er ist tot. Ermordet.«
»Hat das was mit mir zu tun?«
»Ich habe gefragt, ob Sie den Namen kennen.«
»Nein. Ist er ein Schwede?«
»Klingt doch schwedisch?«
»Robin ist kein schwedischer Name. Das ist Englisch, der Name von irgendeinem Vogel, ich glaube, ein Rotkehlchen.«
»Sie kennen sich aus mit Namen. Ist Christian ein schwedischer Name?«
»Er ist schwedisch, dänisch und lateinisch nach Christianus. Damit kann ich leben.«
»Robin lebt nicht mehr.«
»Nein, das sagten Sie bereits. Aber ich kann wohl kaum der Schuldige sein, oder?«
»Warum nicht?«
»Wollen Sie mir etwa einen Mord, der in diesen Tagen passiert ist, anlasten?«
»Wer hat gesagt, dass er in diesen Tagen passiert ist?«
»Das haben Sie eben selbst gesagt.«
Winter deutete mit dem Kopf auf das Tonbandgerät.
»Dann habe ich mich wohl verhört«, sagte Runstig. »Aber deswegen sitzen wir ja hier.«
»Wir sitzen Ihretwegen hier, Herr Runstig.«
»Konzentrieren Sie sich auf einen anderen. Mit mir verschwenden Sie und alle anderen nur Ihre Zeit.«
»Was werden Sie tun, wenn Sie rauskommen?«, fragte Winter.
»Raus aus der Zelle, meinen Sie? Ich bin noch nie drin gewesen.«
»Als freier Mann herauskommen. Werden Sie sich wieder das Leben nehmen?«
»Das funktioniert nur einmal, Kommissar. Ich hatte meine Chance.«
»Was werden Sie tun?«
»Die Revolution bekämpfen.«
Sandra Mars lächelte Aneta Djanali von einer Stelle an, die friedvoll aussah, ein Stück Gras vor einem Baum, unter einem kleinen Sonnenschirm. Die Fotografie hatte in einem dünnen Kuvert zwischen einem Stapel Servietten in ihrer Nachttischschublade gesteckt. Blaue und weiße Servietten. Sie wirkten seltsam deplatziert im Nachttisch, lagen dort nur, um ein Geheimnis zu verbergen, aber es war kein gutes Versteck. Das Bild war der einfache Ausdruck eines digitalen Fotos. Aneta hielt eine Kopie in der Hand, das Original wurde überprüft. Die Techniker hatten es entdeckt, als sie die Servietten durchsucht hatten, die ihnen nicht besonders wichtig erschienen waren. Einen Namen des Fotografen gab es nicht, keine weiteren Personen auf dem Bild, das neu zu sein schien. Aneta konnte den Blick nicht abwenden. Sie hatte es in den vergangenen vierundzwanzig Stunden viele Male angeschaut. Es erzählte ihr etwas, ein Bild sagt mehr als tausend Worte, das wusste jeder. Sandra Mars’ Lächeln reichte bis in die Augen. So etwas konnte man erkennen.
Wo war dieses Foto aufgenommen worden?
Gras, Baum, Sonnenschirm. Als das Bild entdeckt worden war, hatten die Techniker einen Backtrack vorgenommen, aber es gab keinen Sonnenschirm. Djanali und die anderen hatten an jenem Vormittag zu Hause bei Mars gesucht, hatten aber den Sonnenschirm, der ihr Gesicht beschattete, nicht gefunden.
Sandra, wo warst du? Es war Herbst, dort, wo du dich aufgehalten hast, es gibt Blätter, die das verraten. Mit wem warst du zusammen? Du lächelst die Person an, nicht mich. Wie lange ist das her?
Wo sind deine Kinder an diesem Tag? Dieser Tag hat dir gehört. Im Hintergrund ist etwas, hinter dem Baum, gegen den du dich lehnst. Was ist das für ein Baum? Was ist das im Hintergrund? Es ist verschwommen, fließt zusammen, das Foto hat keine Tiefenschärfe.
Bertil hatte es Jovan Mars gezeigt. Er kannte es nicht. Es ist nicht auf meinem Handy, hatte er gesagt, als ob das von Bedeutung wäre, Sie können mein Handy überprüfen. In Sandras Handy hatten sie alles, was sich überprüfen ließ, überprüft. Kein einziges Bild. Jemand hatte dieses Foto ausgedruckt. Djanali hatte die beiden Freundinnen von Sandra angerufen, eine Mitteilung hinterlassen.
Aneta kannte die Stelle nicht, an der Sandra stand, das, was davon zu erkennen war. Amundövik konnte es nicht sein, das Licht vom Meer fehlte, das Licht auf dem Foto war überhaupt schlecht. Was war das für
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