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Das dunkle Herz Kashas

Das dunkle Herz Kashas

Titel: Das dunkle Herz Kashas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liandra diLuna
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Blickkontakt und jedes gewechselte Wort umfasst?“ fragte sie mich.
    Wieder konnte ich nur zustimmend den Kopf senken.
    „Wer war dieser Mann? Kanntest du ihn?“
    Diesmal ein Kopfschütteln.
    „Was hattest du mit diesem Mann zu tun?“
    Ich räusperte mich. Als ich zu Sprechen begann, klang meine Stimme unvertraut und fremd. Sie war heiser und brüchig. „Ich traf auf ihn als ich nach dem entlaufenen Mardi suchte. Er ist ein Hirte, der mit seinen Mardi durch ganz Kasha zieht. Er fragte mich, was ich suchte und bot mir seine Hilfe an als er erfuhr, dass es um ein entlaufenes Mardi ging. Ich... Ich weiß, dass ich ihm weder Antwort geben noch seine Hilfe annehmen durfte. Und dennoch... Er kennt sich gut mit diesen Tieren aus. Ich dachte, dass ich mit seiner Hilfe rasch das Opfertier finden würde. Es ist nicht recht, nach Anerkennung und Lob durch die Priesterinnen zu streben. Unser einziges Streben sollte es sein, dem Gott zu gefallen. Ich hätte nicht seine Regeln brechen sollen, um mich hervorzutun. Und doch suchte ich mit Hakil gemeinsam. Dabei erzählte er mir von seinen Reisen durch die Landschaften und Städte Kashas. Seine Schilderungen faszinierten mich so sehr, dass ich darüber die Zeit vergaß...“ Die Zeit – und das Mardi...
    Während meines Berichtes waren mir weder das Kopfschütteln noch die Laute der Missbilligung der Hohepriesterinnen entgangen. Voll Sorge fragte ich mich, welche Konsequenzen mein unüberlegtes Handeln haben würde. Ein winziger Teil von mir hoffte, dass ich eine zweite Chance erhalten würde. Doch wenn ich ehrlich zu mir war, wusste ich, dass ich froh sein konnte, wenn ich nicht mit meinem Leben für mein Verhalten zahlen musste.
    „Wir werden uns beraten, was deine Strafe sein soll, Novizin Lia. Warte bitte draußen, bis wir dich rufen, um unsere Entscheidung zu verkünden.“ Die kühle Stimme der Hohepriesterin ließ meine Hoffnung auf ein mildes Urteil sinken.
    Priesterin Tia begleitete mich hinaus. „Was hast du dir denn nur dabei gedacht, Lia?“ fragte sie seufzend. „Ich habe dich immer als klug und umsichtig erlebt. Wie konntest du nur etwas so Dummes tun? War die kurze Zeit mit diesem jungen Mann es wert, deine Ausbildung, deine Bestimmung, wenn nicht sogar dein Leben zu riskieren?“
    „Es ging mir nicht um Hakil“, beteuerte ich rasch. „Zuerst war es nur der Ehrgeiz, diejenige zu sein, die das Opfertier zurückbringt und damit die Zeremonie sichert. Doch dann... Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel Hakil von Kasha bereits gesehen hat. Während er mir von den Städten, Feldern, Weiden und Wäldern Kashas erzählte, konnte ich sie vor mir sehen. Priesterin Tia, ich werde nie etwas Anderes sehen als die Lehrkammern, die Kultstätten, den großen Hof, die Schlafstätten und den Brunnen. Ich wollte zumindest wissen, was vor den Mauern liegt.“
    Priesterin Tia sah mich traurig an. „Ach, Lia, was, wenn du damit dein Leben verwirkt hast?“
    Was sollte ich darauf antworten? Auch der Priesterin schienen die Worte ausgegangen zu sein. So schwiegen wir beide bis eine der Hohepriesterinnen uns rief.
    Wieder war es die Älteste, die das Wort ergriff. „Novizin Lia, dies wird das letzte Mal sein, dass du auf diese Weise angesprochen wirst. Du hast gegen eine der grundlegendsten und wichtigsten Regeln unseres Heiligtums verstoßen. Damit hast du das Recht verloren, dich länger Novizin des Gottes zu nennen. Du wirst das Heiligtum noch heute verlassen. Deine Waffen und Gewänder sowie all deinen Besitz wirst du hier zurücklassen. Wärst du bereits zur Priesterin geweiht, hättest du in den Flammen des Opferfeuers den Tod gefunden. So wird über dein weiteres Schicksal unser Gott entscheiden, in dessen Hände dich die Bestimmung gegeben hat. Vielleicht wirst du auf den Pfaden Kashas einen raschen Tod finden. Vielleicht wartet ein langes Leben in Schande auf dich. Innerhalb dieser Mauern wird dein Name auf jeden Fall nicht mehr genannt werden. Zieh dies an und lass dein Gewand hier zurück.“ Sie warf mir ein langes, mit Rinde rot gefärbtes Gewand zu, das mich als Ausgestoßene brandmarken würde, und wartete, bis ich es angezogen hatte. „Und nun geh mir aus den Augen“, sagte sie dann mit kalter Stimme. „Du hast Schande über dich und deine Schwestern gebracht.“
    Ohne ein weiteres Wort drehte ich mich um und ging hinaus. Zu meiner Überraschung begleitete Priesterin Tia mich. Sie ging schweigend neben mir her bis zum Portal des Heiligtums. Als wir es

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