Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Labyrinth: Roman

Das dunkle Labyrinth: Roman

Titel: Das dunkle Labyrinth: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
Vom Netzwerk:
erwiderte sie, »und er wird es Mr. Argyll erzählt haben.«
    Doch schon während Hester das sagte, befielen sie Zweifel. Stimmte das wirklich? Irgendwie ergab es überhaupt keinen Sinn. Trotz der warmen Decke fröstelte sie.
    »Was is’ los?«, wollte Scuff wissen.
    »Ich nehme zumindest an, dass er Mr. Argyll informiert hat«, erklärte sie.
    Er legte ihr die Hand auf die Schulter. Die Berührung war so leicht, dass sie keinen Druck spürte, sondern nur die Wärme. »Irgendwas stimmt da einfach nich’, oder? Hoffentlich passiert Mr. Monk nix. Ich hätt mitgehen und auf ihn aufpassen sollen. Ich glaub, dass Sixsmith ein ganz böser Mensch is’.«
    »Aber was will er?«, sagte sie mehr zu sich selbst als an Scuff gewandt. »Geld? Macht? Liebe? Vor etwas entkommen?« Sie wandte den Kopf Scuff zu. »Glaubst du, dass Mrs. Argyll der Grund ist? Ich glaube, dass sie in ihn verliebt ist. Ihr Mann ist schrecklich kalt. Sie muss sich entsetzlich einsam fühlen.«
    »War Mr. Havilland nich’ auch ihr Papa?«, fragte der Junge.
    »Ja. Aber ich glaube nicht, dass sie von dem Mordplan wusste. Und danach war sie überzeugt, dass ihr Mann es getan hatte. Vielleicht weiß sie immer noch nicht, dass Sixsmith schuldig ist, und wir können es nicht beweisen.«
    »Aber er weiß es!«, betonte Scuff. »Er hat es also nich’ für sie getan! Man bringt doch nich’ den Papa von jemand um, den man liebt.«
    »Nein.« Sie starrte zur Decke. Von der Straße stahl sich mattes Laternenlicht durch die Vorhänge. »Vielleicht ist das bei ihm nicht so sehr Liebe, sondern der Wunsch, sie zu besitzen. Das ist nicht dasselbe.«
    »Vielleicht hasst er auch bloß Mr. Argyll«, murmelte Scuff nachdenklich. »Vergessen Sie nich’, dass er’s so hingedreht hat, wie wenn Mr. Argyll den Mörder bezahlt hätte. Und es war Mr. Argylls Firma, was den Unfall verursacht hat, und es is’ Mr. Argyll, der ins Gefängnis muss, wenn sie ihn nich’ sogar aufknüpfen.«
    »Das ist schrecklich viel Hass«, sagte Hester leise mit einem neuerlichen Schaudern. »Wie kann ein Mensch so voller Hass sein?«
    »Keine Ahnung«, brummte der Junge. »Muss was Schlimmes gewesen sein.«
    »Allerdings«, stimmte ihm Hester zu, die jedoch in Gedanken bereits bei Jenny war. Wie mochte die sich gefühlt haben? Glaubte sie wirklich, Sixsmith könne sie aus der Langeweile und der emotionalen Wüste retten, wenn ihr Mann im Gefängnis saß oder sogar gehängt wurde? Oder war sie so verliebt, dass sie nicht so weit vorausgedacht hatte?
    Was wäre, wenn Argylls Unschuld bewiesen und Sixsmith als der wahre Täter überführt wurde? Jenny hatte gelogen, als man sie fragte, in wessen Auftrag sie den Brief geschrieben habe. Das war der Anfang von Argylls Ende gewesen. Sixsmith wusste das! Welche Zukunft erwartete sie dann? Hatte sie Sixsmith benutzt, um Argyll loszuwerden, damit die Kinder das Unternehmen erben konnten, da Toby ja tot war? Und würden sie auch bekommen, was James Havilland besessen hatte? Mit Mary war schließlich die andere Erbin gestorben. Glaubte sie wirklich, das würde Sixsmith an sie binden? Und wollte sie das tatsächlich? Wenn sie noch ein bisschen Verstand hatte, würde sie doch sicher um ihr eigenes Leben fürchten!
    Oder glaubte sie, bei ihm sei es die wahre Liebe?
    »Sie denken doch an was Bestimmtes, oder?«, flüsterte Scuff.
    »Ja«, antwortete sie. »Ich muss zu Mrs. Argyll fahren. Sie hat vor Gericht gelogen, und sie sollte wissen, was für einen Preis sie das kosten könnte. Ich schicke Margaret Ballinger nachher gleich einen Brief, damit sie herkommt und bei dir bleibt, bis ich wieder da bin.«
    »Ich brauch niemand«, widersprach der Junge. »Mir geht’s schon fast wieder gut.«
    »Stimmt nicht. Und egal, ob du jemanden brauchst oder nicht, ich brauche jemanden, der im Haus ist, damit ich mich nicht um dich sorgen muss und in Gedanken ganz bei dem sein kann, was ich vorhabe. Und widersprich mir nicht! Ich habe mich so entschieden. Und ich denke, du wirst Margaret mögen.«
    »Mr. Monk hat gesagt, sie is’ so stur wie’n Esel bei der Armee.«
    »Hat er das? Na ja, Mr. Monk würde einen Esel nicht einmal dann erkennen, wenn er ihm einen Tritt gäbe!«
    Scuff kicherte. Diese Vorstellung schien ihm zu gefallen.
    »Aber ich würde es genau wissen«, fügte sie hinzu, um gar nicht erst Zweifel an ihrer Autorität aufkommen zu lassen.
    »O ja. Sie würden zurücktreten!« Er grinste voller Behagen und rutschte die letzten Zentimeter heran, die sie

Weitere Kostenlose Bücher