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Das dunkle Lied des Todes

Das dunkle Lied des Todes

Titel: Das dunkle Lied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjarne Reuter
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Zimmer. Ihr ist bewusst, dass sie etwas Falsches gesagt hat. Oder genau das Richtige. Vielleicht beides.
    »Ich muss mich hinlegen«, flüstert sie, »muss an etwas ganz anderes denken.«
     
    Als sie nach vier Stunden Schlaf die Augen aufschlug, hatte sie wirklich an etwas anderes gedacht. An etwas, das viel fassbarer war. Vor dem Einschlafen hatte sie sich selten klar im Kopf gefühlt. Denn es war an der Zeit, einen Haltepunkt zu finden. Etwas, an dem sie sich festhalten könnte. Und sie wusste, wo sie anfangen musste. Sie brauchte sich nur ins Auto zu setzen und drei Kilometer und zweihundert Meter zu fahren, dann war sie am Ziel. Beim Kaufmann mit der riesigen Warenauswahl. Sieerinnerte sich an ein Gespräch vor einigen Tagen, es war um Lichter gegangen, genauer gesagt, um Kerzen. Denn sie wollte keine Lichter, sondern Kerzen.
     
    »Ich brauche auch einige Stearinlichter.«
    Der Kaufmann nahm den Becher. »Meinen Sie Kerzen?«
    »Ja, Kerzen meine ich.«
     
    Er war nicht nur gut sortiert, sondern auch noch vorausschauend, um es vorsichtig auszudrücken. Man lässt also einfach den Motor an und fährt zu ihm hinüber und bittet um einen Pomerol Jahrgang 1967 sowie eine verdammt gute Erklärung, wenn er die Flasche auf den Tisch stellt.
    Bromsen war sofort dabei. Er war überhaupt jetzt dauernd dabei. Etwas war mit ihm geschehen. Eva hatte es gesehen, als er über Mosambik erzählt hatte. Seine Verletzlichkeit.
    Hast du auch ein Geheimnis, Lars Bromsen?
    Ich glaube, du hast ein Geheimnis.
    Denn du bist ein Dunkelmann.
    Kommst direkt aus dem Busch von Mosambik.
    Ein zufälliger Vertretungslehrer.
    Wie geschaffen für diese Aufgabe.
    Ein Auserwählter.
    Auserwählt.
     
    Sie half der Kochgruppe, den Abwasch zu erledigen.
    Filip und Vanessa wischten die Tische ab und räumten auf.
    »Wir müssten ein richtiges Fest veranstalten«, sagte Betty. »Mit Musik und Tanz und albernen Gesellschaftsspielen.«
    Eva sah sie an.
    »Ist das dein Ernst?«
    »Ja, um alle ein wenig aufzumuntern. Wir sind so trübsinnig. Wir könnten nach Gormsby fahren und Ballons und Fähnchen und rote Limo kaufen.«
    »Das ist vielleicht keine schlechte Idee«, Eva lächelte. »Ich werde mit Bromsen darüber sprechen.«
    Filip zog seine Ohrstöpsel heraus.
    »Roger Federer hat sich das Bein gebrochen«, sagte er. »Das kam gerade im Radio.«
    »Der Arme«, murmelte Betty.
    »Und dann gibt es heute Nacht einen Orkan. Man soll das Haus lieber nicht verlassen.«
    Eva fuhr herum.
    »Heute Nacht?«
    »Es geht abends los. Es hat irgendwie mit den Deichen im Süden zu tun. Und dem Katastrophenschutz. Und dem Bereitschaftsdienst. Der Wind kommt von Nordosten.«
    Filip lächelte. »Ein Orkan, das ist doch spitze.«
    Er ging hinaus in die Halle und lief gegen JB, der sich über den Küchentisch warf.
    »Es wird immer verrückter in diesem Haus«, sagte er. »Bromsen steht oben im Badezimmer. Alles ist überschwemmt.«
    »Wie meinst du das?«
    »Überall ist Wasser. Irgendwas steckt unten im Abfluss. Ein Haarball. Es ist verdammt unappetitlich. Wenn ich ein Haar im Essen finde, habe ich den Geschmack einer Gurke im Mund, die ich 1998 gegessen habe. Ich weiß gar nicht, was noch schlimmer sein könnte. Höchstens Fischgräten. Verdammte Pest, Fischgräten. Allein schon der Geschmack von Fisch. Denkt doch nur, etwas essen, das durch Kiemen atmet. Deshalb hasse ich Wasser. Und jetzt ist der Abfluss verstopft.«
    »Und Federer hat sich das Bein gebrochen«, sagte Filip.
    »Und ich hab keine Chips mehr«, stöhnte Julius.
     
    Er stand zusammen mit Gustav und Johan im Badezimmer und wirklich war alles überschwemmt. Bromsen zeigte auf den Rost mitten im Boden.
    »Der Abfluss ist verstopft«, sagte er. »Da steckt etwas drin, aber ich krieg es nicht raus.«
    Eva schaute ins Loch. Der Rost war losgeschraubt. Gustav behauptete, sie hätten es schon mit dem Besenstiel versucht, aber das habe nichts gebracht.
    »Aber wir können das Badezimmer ja nicht benutzen, wenn wir das Wasser nicht loswerden«, murmelte Johan.
    Eva kniete sich hin und schaute nach unten. Gustav bot an, die Taschenlampe zu holen.
    Inzwischen erzählte Eva von Bettys Vorschlag.
    »Ein Fest«, sagte Bromsen. »Warum nicht? Vielleicht ist es das, was wir brauchen.«
    Eva beugte sich wieder über das Loch.
    »Warst du allein in Mosambik?«, fragte sie.
    »Wie meinst du das?«
    »Ich habe nur gefragt, ob du allein warst.«
    »Warum willst du das plötzlich wissen?«
    »Du brauchst nicht zu antworten,

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