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Das dunkle Lied des Todes

Das dunkle Lied des Todes

Titel: Das dunkle Lied des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bjarne Reuter
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Monate dort, kehrte in die Schule zurück und rührte keinen Tropfen mehr an.«
    Eva schaute ihr Glas an.
    »Ich weiß nicht, ob ich jetzt wieder in die Tonne gefallen bin. Kann schon sein. Es wäre eigentlich schade. Wo ich mir solche Mühe damit gegeben habe, herauszukommen. Was ist deine größte Sünde, Bromsen?«
    »Ich habe nie gesündigt, ich bin der perfekte Mensch.«
    »Das kann man sehen.«
    »Nein, meine größte Sünde ist seltsamerweise dieselbe wie deine.«
    »Suff?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Das nun nicht. Ich rede von Reaktionszeit. Und ich kann die Schuld leider keinem russischen Wodka zuschieben. Wenn ich richtig verstanden habe, hast du reagiert, indem du nichts getan hast. Bei dem Unfall. Genau wie ich. Und eines Tages wird es schiefgehen. Eines Tages fahre ich frontal in die Katastrophe. Weil ich nicht reagiere. Weil ich den Dingen nicht ins Auge sehen will.«
    Eva stellte ihr Glas weg.
    »Reden wir von dem Haus, Bromsen?«
    »Kann schon sein.«
    Eva nickte und drehte den Verschluss auf die Flasche.
    »Ja«, seufzte sie, »kann schon sein. Man kann so tun, als sei nichts, aber sie rotten sich einwandfrei zusammen, die seltsamen Geschehnisse: Sie packen uns, lassen uns los und packen uns dann wieder. Fast wie Alkoholismus. Ich habe Angst, dass ich ein wenig beschwipst bin.«
    Bromsen senkte den Kopf und sagte leise:
    »Ich habe über ihn gehört.«
    »Über wen?«
    »Max Savannah. Lange, ehe wir uns kennengelernt haben. Lange, ehe ich von der Existenz einer Mozartschule erfahren habe. Auf Sansibar ist nämlich eine Straße nach ihm benannt.«
    »Was zum Teufel sagst du da?«
    Bromsen starrte vor sich hin.
    »Ihm gehörten fast zehn Prozent des Bodens, aber bei seiner Abreise hat er das den Einheimischen vermacht. Die Insel war damals ein Sultanat. Es war seltsam, seinen Namen wieder zu hören. Wir saßen im Esszimmer. Du erzähltest über das Haus. Sagtest, es sei in den Dreißiger-Jahren von einem Mann namens Max Savannah erbaut worden, der zusammen mit seinem Bruder von einer Plantage auf Sansibar kam. Ich weiß noch, dass mir ganz seltsam wurde. Und als dann alles andere auftauchte, die Jolly Nigger Bank, die Passagierliste, Julius’ Überraschungsei, beschloss ich, so zu reagieren wie immer, nämlich indem ich nicht reagierte, aber was soll man dazu sagen? Was soll man machen? Es ist doch der pure Wirrwarr. Es ist zu absurd. Man kann es nicht fassen.«
    Eva schlug die Hände vors Gesicht. Sagte, sie habe das Gefühl, sich übergeben zu müssen.
    »Aber ich werde mich nicht übergeben. Es kommt mir nur so vor. Ich wünschte, irgendein Irrer hätte sich das alles ausgedacht und du, Lars Emil Bromsen, könntestmir in zehn Minuten sagen, dass ich mir keine Sorgen machen soll, weil alles schon von zu Hause aus so geplant und arrangiert worden ist. Um mich ein für alle Mal fertigzumachen. Aber so ist es eben nicht.«
    Bromsen seufzte und schüttelte den Kopf.
    »Nein«, flüsterte er. »So ist es nicht. Leider.«
    »Glaubst du, Anders schläft?«
    »Warum willst du das wissen?«
    Eva rutschte im Sessel vor.
    »Wir saßen im Museum. Anders und Betty hatten einen Auszug aus einem Tagebuch der Familie Schiøler gefunden, also des Pastors und seiner Frau, die zusammen mit ihrer Tochter Amalie auf dem Schiff waren. Es gab auch ein Foto von Savannah, wie er über die Plantage reitet. Ich habe Anders gebeten, eine Fotokopie zu machen.«
    »Du kannst an nichts anderes denken, Eva.«
    »Nein, ich kann an nichts anderes denken.«
    Eva schloss die Augen.
    »Ich muss die Sache klären. Ich kann nicht nach Hause fahren und tun, als wäre nichts passiert. Am Ende wird man dann wahnsinnig und es wird uns bis an unser Lebensende verfolgen, wenn wir nichts unternehmen. Wir müssen auf die Bremse treten. Ich glaube, es gibt   …«
    »Es gibt was?«
    »Eine Erklärung. Sie braucht nicht natürlich oder vernünftig zu sein, aber ich verlange eine Erklärung.«
    »Von wem?«
    »Vom Haus. Von allem. Es muss doch irgendwo einen Hinweis geben. Etwas, das wir übersehen haben. Oder etwas, das jemand vor uns verbirgt. Wenn du mir sagst, dass du von Savannah gehört hattest, ehe wir uns überhaupt begegnet sind, dann läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter.«
    »Na gut, aber was? Ich war auf Sansibar und ich war auf Pemba, aber na und?«
    »Dann wurdest du als Vertretung an der Mozartschule angestellt und als Erstes musst du auf Klassenreise zu einem Haus fahren, das von einem Mann errichtet worden ist, der von

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