Das Dunkle Muster
Möglichkeit, sie vor neugierigen Blicken zu verstecken: Die überzähligen Gräle wurden mit Wasser gefüllt, ihre Griffe mit Stricken verbunden, die sie von der ledernen Bootshülle abrissen, und in den Fluß hinabgelassen. Die anderen Enden wurden durch kleine, in die Schiffshaut gestochene Löcher im Inneren des Kanus befestigt.
Das Boot erwies sich als ziemlich schwer, aber zum Glück befanden sie sich bald in Ufernähe. In der Nähe eines Gralsteins hielten sie an und zogen das Kanu an einen Anlegesteg, unter dem sie es verbargen.
Schließlich setzten sie sich unter den Überhang des Gralsteins und warteten. Mit dem Morgengrauen kamen Hunderte von Menschen. Burton stellte sich und seine Leute vor und bat darum, den Gralstein mitbenutzen zu dürfen, was man ihnen gewährte, denn die Bewohner des Südufers dieser Gegend waren ausnehmend friedliche Leute. Und nicht nur das: Sie hießen die Fremden, die ihnen immerhin Abwechslung und auch ein wenig Klatsch mitbrachten, auf das herzlichste willkommen.
Der Nebel schwand. Burton kletterte auf die Oberfläche des Gralsteins und spähte zur Felseninsel hinüber, deren nächster Ausläufer etwa zweieinhalb Seemeilen von seinem Standort entfernt lag. Er konnte die größeren Hütten des Floßes ebenso gut erkennen wie das Standbild, aber die Flammen, mit denen er an sich gerechnet hatte, nicht. Vielleicht hatten die Shaawanwaaki das Floß deswegen nicht in Brand gesetzt, weil sie beabsichtigten, es so lange instand zu halten, bis man es ans Ufer bringen und auseinandernehmen konnte. Das Holz war schließlich ein Vermögen wert.
Anstatt den Tag zu nutzen, entschied sich Burton dafür, ihn zur Ruhe zu verwenden. Am gleichen Nachmittag landete eine Gruppe der Ganopo bei ihnen, in der sich auch der Häuptling befand. Burton fragte ihn sofort aus.
Der Häuptling lachte. »Die Shaawanwaakis haben das Floß überhaupt nicht gefunden«, erzählte er. »Wie sie das anstellten, nachdem wir ihnen mit unserem Feuer das Zeichen setzten, werde ich wohl niemals verstehen. Sie sind stundenlang um die Insel herumgerudert, und als der Nebel sich lichtete, fanden sie heraus, daß die Strömung sie fünf Steinwürfe von ihr abgetrieben hatte. Welch eine Bande von Narren!«
»Haben die Babylonier etwas über das fehlende Kanu gesagt? Oder von den Wächtern, denen wir eins auf den Kopf gaben?«
Er hielt es für besser, die Gräle nicht zu erwähnen.
Der Häuptling brach erneut in ein Gelächter aus. »Oh, ja, sie stürmten an Land, noch bevor der Gralstein aufflammte. Sie waren ziemlich wütend, sagten aber nicht, warum. Sie haben uns ein wenig herumgeschubst, aber die paar Schrammen und Beleidigungen taten uns – wissend, daß ihr es wart, die sie zum Narren gehalten habt – nicht weh. Sie haben die ganze Insel durchkämmt, aber natürlich keine Spur von euch gefunden. Als sie die Feuerasche entdeckten, fragten sie uns natürlich, zu was dies gedient habe. Wir sagten ihnen, es handelte sich um ein zeremonielles Feuer.
Sie glaubten uns nicht. Ich nehme an, daß sie die Wahrheit irgendwie geahnt haben. Aber ihr braucht euch keine Sorgen darüber zu machen, daß sie euch vielleicht ein Suchkommando nachschicken. Jeder einzelne von ihnen – selbst Metuŝael – ist damit beschäftigt, das Floß loszubekommen. Sie wollen noch heute von hier weg. Vielleicht erwarten sie in der kommenden Nacht einen weiteren Angriff.«
Burton fragte den Häuptling, warum die Shaawanwaaki das Floß nicht am helllichten Tage angriffen, sie könnten die Babylonier doch sicher leicht überwältigen.
»Sie tun es deswegen nicht, weil alle Staaten in diesem Land eine Übereinkunft getroffen haben, die lautet, daß Fremde ihren Schutz genießen. Bisher hat sich das immer ausgezahlt, und zwar mit gutem Grund, denn die anderen Staaten würden sofort gegen einen möglichen Verletzer dieser Abmachung in den Krieg ziehen. Die Shaawanwaaki hofften, den Angriff geheim halten zu können. Und hätte man sie dabei überrascht, hätten sie einfach behauptet, daß die Flößer sich weigerten, für unseren entstandenen Schaden eine angemessene Entschädigung zu zahlen.
Ich weiß nicht. Vielleicht werden die Shaawanwaaki keinen zweiten Angriff mehr versuchen. Unter ihnen sind allerdings ziemlich viele, die einen solchen Überfall schon aus purem Vergnügen wagen würden.«
Burton fand niemals heraus, was aus den Babyloniern wurde. Arn nächsten Tag entschloß er sich zur Weiterfahrt. Als das Kanu nieder im tiefen Wasser
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