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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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war hinten angebunden. Elise verabschiedete sich hastig von den Gästen, und kurz darauf löste sich auch die Gesellschaft auf.
    «Das war die kürzeste Feier, die ich bei dir je erlebt habe, Cornelius», sagte Linas Bruder Georg.
    «Du kannst ja gern noch bleiben.» Von Sannbergs Stimme klang launig, aber Lina ahnte, dass ihm das Verhalten seiner Frau zutiefst peinlich war.
    «Nimm es dir nicht so zu Herzen, Cornelius», sagte Linaleise, als er sie als Letzte an der Tür verabschiedete. «Das nächste Mal feiern wir wieder bis zum frühen Morgen.»
    «Das hoffe ich doch.» Er winkte ihnen noch hinterher.
     
    Die Saison der Mai- und Sommerbälle nahte, und plötzlich hatte Lina so viele Aufträge wie lange nicht mehr. Nicht nur die Ruhrorter Damen bestellten neue Kleider, auch von Duisburg und aus dem nahegelegenen Mülheim reisten die Kundinnen an.
    Hans Beermann brauchte mehrere Anläufe, doch er brachte die Maschine tatsächlich wieder zum Laufen. Immerhin hatte er sich bei Georg Kaufmeister und Bertram Messmer als guter Kleinschlosser empfohlen. Sie versprachen ihn einzustellen, sobald es möglich war. Bei ihnen konnte er als Fachkraft mehr verdienen als auf dem Phoenix, wo er nur ungelernter Handlanger war.
    Lina holte zunächst aushilfsweise eine der beiden entlassenen Näherinnen zurück. Susanna, Zita und auch Grete benutzten nun alle für die Nähte der Oberteile die Maschinen und waren schneller denn je. Nach und nach sammelten sie genug Erfahrung, um auch feinere Arbeiten mit der Maschine zu erledigen.
    An diesem Morgen wurde die heitere Stimmung in der Näherei jäh unterbrochen. Finchen und Simon hatten so laut gestritten, dass es bis in den Laden zu hören gewesen war. Lina war nicht im Haus, sodass der Ladengehilfe Christian sich genötigt sah, die beiden zu ermahnen, leiser zu sein, damit die Kunden im Stoffladen nichts mitbekamen.
    Kurz danach betrat Finchen mit völlig verheulten Augen die Näherei. Sie zitterte am ganzen Leib.
    «Was ist passiert?», fragte Maria. Da sie im Haus wohnte, bekam sie häufiger mit, wenn mal wieder etwas nicht stimmte bei der jungen Familie.
    «Vor ein paar Tagen hat der neue Polizeidiener Simon am hellen Tag in der ‹Laterne› aufgegriffen.» Finchen schluchzte noch etwas. «Er hat wieder unser Geld verspielt   …»
    «Ich nehme mal an, der Commissar hatte seine Leute angewiesen, nach Simon Ausschau zu halten?», fragte Maria.
    Finchen nickte. «Ich hatte mit Frau Borghoff darüber gesprochen. Die Kinder brauchen Schuhe. Wir werden gut bezahlt hier, und ich habe trotzdem kein Geld, weil mein Mann alles ins Wirtshaus trägt.» Es war Finchen anzumerken, dass sie sehr wütend darüber war. «Der Commissar hat sich Simon vorgenommen und dazu auch Otto befragt. Und Otto hat aufgezählt, wie oft ihn Simon in der letzten Zeit mit der ganzen Arbeit hier allein sitzenließ. Daraufhin hat der Commissar ihm den Lohn gekürzt. Und deshalb wollte er heute meinen haben. Er sagt, als Familienoberhaupt stehe ihm das zu. Familienoberhaupt, dass ich nicht lache! Ein grüner Junge ist er, nichts weiter.»
    «Hast du ihm das Geld gegeben?», fragte Grete neugierig.
    Finchen schüttelte den Kopf. «Ich habe mit Frau Borghoff ausgemacht, dass sie es für mich auf die Bank bringt, damit er es nicht vertrinkt.»
    «Kein Wunder, dass er wütend war. Es ist doch
sein
Geld.» Man konnte Grete ansehen, dass sie sich niemals weigern würden, ihrem Ehemann ihren Verdienst abzuliefern.
    «Dein Mann würde das Geld auch nie selbstsüchtig verschleudern, Grete.» Finchen sprang auf. Die Wut hatte jetzt die Oberhand. «Ich muss jetzt zusehen, dass er lernt, dass das Geld der Familie gehört.»
    «Pass nur gut auf, Finchen.» Maria sah besorgt aus. «So wütend, wie er eben war   …»
    «Das ist das Haus des Commissars.» Finchen lächelte. «Da wird mir schon nichts passieren.»
     
    Die Näherinnen mussten die Werkstatt selbst sauber halten, das Hauspersonal hatte mit dem Modesalon und den privaten Räumen genug zu tun. So war jeden Abend eine andere von ihnen an der Reihe mit Auskehren. Einmal in der Woche wurde auch der Boden aufgewischt. An diesem Abend war das Zitas Aufgabe. Sie kniete mit hochgebundenem Rock auf dem Steinboden und wischte die Fliesen. Übermäßig sorgfältig war sie nicht, weil die Arbeit regelmäßig gemacht wurde, war es nicht besonders schmutzig in der Nähstube.
    Von draußen drang Lärm, ein lautes Grölen, bis nach hinten zu Zita. Zunächst kümmerte sie sich nicht

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