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Das dunkle Netz der Lügen

Das dunkle Netz der Lügen

Titel: Das dunkle Netz der Lügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Kaffke
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darum, aber als der Radau anhielt, eilte sie nach vorn in den Laden und von dort in den Stoffladen, denn vor dieser Tür schien sich alles abzuspielen. Vorsichtig stellte sie sich ans Fenster, sie wollte nicht gesehen werden. Von hier konnte sie die Straße gut beobachten.
    Eine Gruppe betrunkener Männer sang lautstark ein Trinklied. Zita erkannte Simon unter ihnen. Sie presste die Lippen aufeinander. Das würde keine angenehme Nacht für Finchen werden. Einen Moment überlegte sie noch, ob sie Finchen warnen sollte, aber dann dachte sie sich, dass die junge Frau nicht auf den Kopf gefallen war und sich denken konnte, wohin sich ihr Mann nach dem Streit verzogen hatte.
    Sie ging zurück an ihre Arbeit und war bald fertig. Mit dem Putzeimer in der Hand trat sie vor die Ladentür. Gerade wollte sie das Wasser ausschütten, als von oben über dem Stoffladen schreckliches Geschrei und Kinderweinen tönten, dazwischen das wütende Gebrüll eines Mannes. Augenblicklich stellte sie den Putzeimer hin und eilte durch den Modesalon und den Stoffladen in das andere Haus.
    An der Treppe traf sie auf Maria, die zitternd vor der Tür von Finchens und Simons Wohnung stand. «Er bringt sie um», rief sie zitternd. «Er schlägt sie windelweich. Sturzbetrunken ist er.»
    «Ist Otto noch hier?»
    Maria schüttelte den Kopf. «Der ist schon vor einer Stunde nach Hause gegangen.»
    Zita überlegte nicht lange. Sie brauchten hier Hilfe, und zwar schnell. «Lauf zur Polizei, Maria. Hol den Commissar. Beeil dich!»
    «Und du?»
    «Er ist betrunken. Ich werde schon mit ihm fertig.» Zita sah sich um und entdeckte in der Ecke neben der Tür einen von Linas alten Gehstöcken. Sie griff ihn sich. «Lauf schon!»
    «Aber du bist doch nur eine Frau   …»
    «Ich kann vielleicht das Schlimmste verhindern, bis der Commissar hier ist. Schnell, lauf!»
    Maria raffte ihre Röcke und lief ohne Mantel und Kopfbedeckung los in Richtung Dammstraße. Das Rathaus war nicht weit, Zita hoffte, sie konnte Simon lange genug aufhalten, bis Hilfe kam. Den Stock fest in ihrer Hand, lief sie die Treppe hinauf.
    «Simon, nein», wimmerte Finchen gerade. «Hör auf, bitte, bitte nicht!» Er gab keine Antwort, und Zita hörte nur ein dumpfes Geräusch.
    Entschlossen riss sie die Tür auf. Das Zimmer war halb verwüstet, zwei Stühle und der Tisch waren zu Bruch gegangen, überall lag Wäsche, um die sich Finchen wohl gerade gekümmert hatte. Mehrere Tassen und Teller hatte Simon gegen die Wand geworfen. Finchen kauerte, die Arme vor dem Gesicht, neben der geöffneten Tür zum zweiten Zimmer, in dem die Kinder sich weinend und angsterfüllt aneinanderdrängten.
    Simon, in der linken Hand ein Stuhlbein, drosch mit der bloßen Rechten auf seine Frau ein. Er hatte Zita noch nicht bemerkt.
    Diese zögerte nicht lange. Bevor er wieder auf Finchen einschlagenkonnte, hieb sie mehrmals mit dem Stock auf ihn ein. Doch obwohl sie ihn zweimal am Kopf erwischte, schien er mehr verwundert zu sein, als dass ihm die Schläge etwas ausmachten. Er drehte sich langsam zu Zita um.
    «In das Zimmer!», rief Zita Finchen zu. «Stell etwas vor die Tür, mach schon!»
    Finchen kroch auf allen vieren in das Zimmer und warf die Tür zu. Zita war sich nicht sicher, ob Finchen in der Lage sein würde, ein Möbelstück vor die Tür zu ziehen. Und jetzt sah sie sich Simon gegenüber.
    Sie holte mit ihrem Stock aus und schlug nach ihm. Er war zu betrunken, um den Hieben schnell zu begegnen, und auf seiner Stirn platzte eine Wunde auf. Wütend wischte er sich das Blut aus dem rechten Auge und schien nun gar nicht glauben zu wollen, dass es die kleine, zierliche Zita war, die da vor ihm stand.
    «Was willst du denn hier, du Schlampe!», schrie er. Er machte einen Schritt auf sie zu, und Zita wich zurück. Sie wusste, auch mit dem Stock in der Hand war sie seinem Zorn nicht gewachsen.
    Trotzdem holte sie noch einmal aus, täuschte vor, ihn links erwischen zu wollen, und als er sich wie ein zorniger Tanzbär in diese Richtung wandte, holte sie blitzschnell ein zweites Mal aus und traf ihn an der Schläfe. Er taumelte, fiel aber immer noch nicht. Doch Zita nutzte diesen Moment, um aus der Tür zu laufen. Sie zog dabei den Schlüssel, der innen steckte, aus dem Schloss. Er stolperte hinter ihr her, versuchte die Tür wieder zu öffnen. Doch er war zu langsam. Die Tür war bereits verschlossen.
    Simon riss wie wild an der Klinke, doch dann wurde ihm klar, dass es keinen Zweck hatte. Zita war für ihn

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