Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
Vom Netzwerk:
Bitte, bitte, helfen Sie mir! Bitte!«
    O Gott. Er brachte es einfach nicht fertig, das zu ignorieren. »Halten Sie durch«, rief er. »Ich suche meine Taschenlampe.« Er kniete sich vorsichtig hin und begann den Boden abzuklopfen, tastete nach dem schmalen Zylinder.
    »Danke! Danke!«
    Er entdeckte eine bauchige Flasche und einen Laib Brot und etwas Glattes und Kühles, das er als Messer identifizierte, ehe er sich die Hand aufschnitt. Er stopfte alles in den Rucksack. Alles außer der Taschenlampe, die nirgendwo in Reichweite lag. »Mist«, murmelte er.
    »Was?«, rief die Frau.
    »Ich kann meine Taschenlampe nicht finden.« Im Handschuhfach seines Wagens lag noch eine, aber er wollte nicht so bald wieder ins Freie. Vielleicht später.
    »Reden Sie mit mir«, sagte er laut. »Ich folge dem Klang.«
    »Ich bin hier drüben«, sagte sie. »Nahe der hinteren Wand, der am Fluss. Hier drüben. Achten Sie auf die Paletten und die …«
    »Uff!« Ein lautes Klong ertönte, als er direkt gegen etwas Großes, Unbewegliches rannte.
    »… großen Maschinenteile.«
    Er stöhnte. »Was machen Sie hier? Wie meinen Sie das, Sie sind gefangen?« Er stellte sich vor, dass vielleicht eine der Maschinen verrutscht war und sie eingeklemmt hatte, aber dann würde sie doch klingen, als hätte sie Schmerzen.
    Schweigen trat ein. Ein langes Schweigen. Schließlich sagte sie: »Es ist so peinlich.«
    Peinlich? Wie was? Lisa war es peinlich, wenn andere Menschen wussten, dass sie ihre Periode hatte, oder das eine Mal, als er ein paar Freunden erzählt hatte, dass sie die Haare auf ihrer Oberlippe auszupfte. »Reden Sie weiter«, forderte er sie auf. Er meinte, damit er sie leichter finden konnte, aber sie fasste es als Befehl auf.
    »Ich habe mich hier mit jemandem getroffen. Wir wollten … na ja, so ein Bondage-Ding. Aber stattdessen hat er mich gefesselt und ist abgehauen.«
    Eine Hitzewelle überflutete Randys Unterleib. Allmächtiger, vielleicht trug sie so schräge Lederklamotten. Oder gar nichts. Nicht, dass er etwas tun würde. Er liebte seine Frau. Aber Himmel, was für eine Geschichte, die er seinen Kumpeln erzählen konnte. Dann erinnerte er sich, dass er diese Geschichte niemandem erzählen würde. Weil er gar nicht hier war.
    Seine Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, und er konnte Umrisse erkennen. Trotzdem wäre er fast über sie gefallen. Sie lag auf dem Boden, gegen einen Stapel Paletten gelehnt. Das rechteckige Fenster ein Stockwerk über ihnen ließ ausreichend Mondlicht durch, so dass er in der Schwärze ihre ausgestreckten Beine erkennen konnte, die in etwas Helles gewickelt waren. Er fiel auf die Knie.
    Sie war locker in eine Decke gehüllt, deshalb konnte er nicht sehen, was sie anhatte. Auch ihr Gesicht konnte er nicht genau erkennen, aber das machte nichts, weil es bedeutete, dass sie ihn auch nicht richtig sehen konnte.
    »Hey«, sagte er.
    »Hey.« Sie klang wie ein Läufer nach einem langen Rennen, keuchte schwer, versuchte aber, sich zu beherrschen. »Ich … meine Hände und Füße sind gefesselt.«
    Er griff nach der Decke, unter der sie lag, berührte sie aber nicht. »Wie heißen Sie?«, fragte er.
    »M-Mel. Melanie.« Es klang, als wäre sie nicht sicher.
    »Erfreut, dich kennenzulernen, Melanie. Ich bin Mike.« Der Gedanke, einen falschen Namen anzugeben, war ihm bei der Durchquerung der Halle gekommen. Sinnlos, sich zu verstecken, wenn jemand ihn anhand seines Namens identifizieren konnte. »Ich, äh, ich ziehe jetzt die Decke weg.«
    »Okay.«
    »Ich kann dich nicht gut sehen.«
    »Mach schon«, schnarrte sie ungeduldig.
    Vielleicht war sie kein sittsamer Typ. Er zog die Decke weg, nahm beide Hände, um sie abzuwickeln.
    »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich wollte nicht schnippisch sein. Ich bin nur schon den ganzen Tag gefesselt, und mittlerweile habe ich das Gefühl, als würden meine Schultern durchbrechen.«
    Ihre Erklärungen interessierten ihn nicht. Ihn interessierte, warum sie ihm diesen Sado-Maso-Blödsinn auftischen wollte. Er und Lisa hatten direkt nach der Highschool geheiratet, und er hatte nicht viel Erfahrung, aber er war absolut sicher, dass keine Frau zu einem perversen Spielchen mit ihrem Liebhaber in Flanellhemd und Jogginghose erscheinen würde. Und Wanderstiefel? Er konnte sich – gerade noch – vorstellen, dass ein Typ die Idee, mit ihr zu ringen und ihr dabei die Klamotten auszuziehen, so aufregend fand, dass er sie bekleidet fesselte, aber Wanderstiefel?
    Seine Hand

Weitere Kostenlose Bücher