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Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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deine Schwierigkeiten aussehen, Kidnapping ist vermutlich schlimmer.« Ihr Ton änderte sich. Wurde härter. »Abgesehen davon muss ich den Mann kriegen, der Gene ermordet hat. Ich bin die einzige Zeugin für das, was der Scheißkerl getan hat.«
    »Was ist passiert?«
    »Ich war …« Sie zögerte. »Ich war in einem alten Aussichtsturm. Der ist einen ziemlichen Fußmarsch von unserem neuen Haus entfernt. Der Mann wollte mir etwas antun, und mein Bruder hat mich beschützt, und er – der Mann – warf ihn über die Brüstung.« Sie zauderte einen Moment, ehe sie fortfuhr. »Der Scheißkerl hat ihn dort draußen liegenlassen. Wie Müll. Ich muss zu ihm, mich um die Leiche kümmern, ehe …« Sie verstummte.
    Randy dachte daran, was mit einer Leiche passieren konnte, die ein paar Tage draußen in den Wäldern lag. »Das tut mir leid.«
    »Ja. Mir auch. Und der Ratte wird es auch bald leidtun. Sobald ich hier raus bin, gehe ich direkt zu den Bullen.«
    Randy zuckte nervös. Das Ganze ähnelte seinen eigenen Handlungen zu sehr. Vielleicht war der Mann, der ihren Bruder umgebracht hatte, ein kaltblütiger Mörder. Aber vielleicht war er auch wie Randy, jemand, dem das Leben einen Tritt mehr versetzt hatte, als er ertragen konnte, und der daraufhin verzweifelt darum kämpfte, einer Situation zu entkommen, die er nicht im mindesten geplant hatte. Es schien nicht fair, dass ein Mann sein ganzes Leben das Richtige tat und dann alles innerhalb von fünf Minuten in Rauch aufging.
    »Wer war er? Der Mann? Ich meine, was wollte er von dir?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, wie er heißt.« Sie hatte sich zusammengekauert, und er konnte ihr Gesicht nicht erkennen, aber er hörte die Befriedigung in ihrer Stimme, als sie sagte: »Aber ich habe sein Autokennzeichen gesehen. Ehe er mich in den Kofferraum von seinem Mercedes gesperrt hat. Ich habe sie mir immer wieder vorgesagt, während ich dort drin lag.«
    Randy starrte in die Dunkelheit, aber was er sah, war nicht die kalte und schmierige alte Fabrik, sondern die Auffahrt von Haudenosaunee im strahlenden Sonnenschein. Die Auffahrt, die von einem schwarzen Mercedes blockiert wurde.
    »Dieser Mercedes«, sagte er. »Hatte der Aufkleber? Vom Sierra Club?«
    Haare raschelten. Sie hob den Kopf. »Ja.«
    »Shaun Reid«, sagte er, verängstigt und doch frohlockend. »Er hat deinen Bruder umgebracht. Der Kerl, dem die Fabrik gehört. Shaun Reid.«

17:10 Uhr
    Lisa hatte die beiden Streifenwagen erwartet, die in ihrer Einfahrt auftauchten. Nachdem Randy verschwunden war, hatte sie ihre normale Samstagsroutine wieder aufgenommen; geduscht, eine Ladung Wäsche gewaschen, gekocht. Auf dem Herd simmerte ein Eintopf, weil sie sich überlegt hatte, dass sie mit dem Essen auf ihn warten würde, wenn sie nicht wüsste, was ihr Mann getan hatte oder wo er steckte. Sie schob Titanic in den Videorekorder und goss sich ein Glas Rum mit Diätcola ein, Requisiten eines normalen Samstags: abhängen, eine Schnulze gucken, darauf warten, dass der Ehemann nach Hause kommt. Sie griff nach ihrem Drink, weil sie annahm, er würde ihre Nerven beruhigen, entschied sich dann aber doch dagegen, weil sie alle ihre Sinne beieinanderhalten musste und sie nicht mit Alkohol betäuben durfte. Stattdessen ließ sie einen Schluck im Mund herumrollen und spuckte ihn dann in den Ausguss, gefolgt von der Hälfte des Glasinhalts. Simulation. Die Illusion von Realität.
    Deshalb hätte ihr nicht übel werden dürfen, als sie Scheinwerfer auf den Hof einbiegen sah. Sie trank einen kräftigen Schluck Cola-Rum, diesmal wirklich, und atmete langsam und tief durch, ehe sie zur Tür ging. Es war sinnlos, so zu tun, als hätte sie nichts gehört. Sie legte die Hand auf den Türknauf.
    Ich weiß nichts. Ich habe nichts getan. Ich bin unschuldig. Ich weiß nichts.
    Sie öffnete die Tür. Wenig überraschend war es wieder Kevin und ein älterer Polizist, der mit seinem grauen Bürstenschnitt und der Gewichtheberfigur eine Vorschau darauf war, wie der Mann ihrer Schwester in dreißig Jahren aussehen würde. Vermutlich sollte sie dankbar sein. Wenigstens hatten sie nicht Mark geschickt.
    »Lisa?« Diesmal kein Lächeln »Dürfen wir reinkommen?«
    Sie trat zurück, zog die Tür weit auf. »Was ist passiert?« Sie hatte darüber nachgedacht, über ihre erste Reaktion. Während sie Tiefkühlgemüse in den Topf warf, hatte sie gegrübelt, was sie wohl gedacht hätte, wenn die Polizei letzten Samstag zu ihr gekommen wäre, eine

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