Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
Vom Netzwerk:
er. »Du willst dir doch nicht ernsthaft von einem Fossil aus dem neunzehnten Jahrhundert die Laune verderben lassen. Du überlebst ihn sowieso. Eines Tages sterben er und die anderen Herren, die den Laden schmeißen, aus, und wer wird dann übrigbleiben? Stimmt genau, ein Rudel lesbischer und verheirateter Frauen, das die Menopause hinter sich hat.«
    Sie lächelte ihn dankbar an. »Du tust mir wirklich gut, weißt du?«
    »Selbstverständlich weiß ich das. Lass uns reingehen und unsere Plätze suchen.«
    Im Ballsaal des Algonquin Waters hatte der rustikale Schick der Adirondacks einen neuen Höhepunkt erklommen. Der Palisanderboden schimmerte im Licht von zwölf aus Geweihen gefertigten Kronleuchtern. Drei kiefernholzvertäfelte Wände wurden von sieben Meter hohen Pfeilern aus Flusssteinen unterbrochen, während die vierte Wand, die ihnen gegenüberlag, als sie durch den Eingang traten, aus Glas bestand, Scheiben und Glasflächen, die einen indigoblauen und silbernen Ausblick auf die Berge und den beinah vollen Mond boten.
    »Nicht schlecht«, sagte Hugh.
    »Die werden sich mit Hochzeitsempfängen dumm und dämlich verdienen«, prophezeite Clare. »Glaub mir. Ich bin dieses Jahr bei zwanzig Hochzeiten gewesen, und mindestens die Hälfte der Bräute und ihre Mütter hätten ihren rechten Arm für einen Saal wie diesen geopfert.«
    Runde Tische standen um die Tanzfläche, verborgen unter langen Leinentüchern und mit dunklen Blumen geschmückt, die sich im Silber spiegelten, das wiederum vom Kristall reflektiert wurde. Plötzlich war Clare verunsichert, fühlte sich fehl am Platz in all diesem Luxus. Ihre Großmutter Fergusson hätte sich hier zu Hause gefühlt, hätte die Männer in ihren Smokings bewundert, die Abendkleider der Frauen kritisiert. Aber mit jedem Schritt in ihrem Leben hatte sich Clare weiter und weiter von Orten wie diesem entfernt, und sie erwischte sich dabei, wie sie nervös an ihrem Rock zupfte und sich fragte, ob eine schulterfreie Soutane nicht doch die bessere Wahl gewesen wäre.
    Dann entdeckte Hugh einen Bekannten aus Saratoga, und sie wurde von Vorstellungen und Geplauder abgelenkt. Erneut klingelte die Glocke, und Kellner, beladen mit Salattellern und Wasserkaraffen, defilierten aus der gegenüberliegenden Tür in den Saal. Clare zog Hugh mit auf die Suche nach ihrem Tisch. Sie hatte sich gerade vorgebeugt, um ein Kärtchen zu entziffern – darauf stand Cheryl Earngarten –, als sie hinter sich eine Stimme hörte. »Reverend Fergusson! Hier drüben!«
    Sie drehte sich um und erblickte einen ihrer Gemeindeältesten, Robert Curlew, der sich erhoben hatte und ihr zuwinkte. Sie schlängelte sich zwischen den Tischen hindurch und ergriff seine ausgestreckte Hand. »Sie sehen wundervoll aus«, sagte er. »Bei Gott, man kann über Father Hames vieles behaupten« – Clare lächelte geduldig bei der Erwähnung ihres seligen Vorgängers –, »aber ein Kleid wie dieses hätte ihm nicht gestanden.«
    Der andere Mann am Tisch hatte sich ebenfalls erhoben, und Clare bemerkte mit Interesse, dass es sich um Jim Cameron, den Bürgermeister von Millers Kill, handelte. »Reverend Fergusson«, grüßte er sie. »Wie schön, Sie wieder mal zu sehen.«
    Sie stellte Hugh dem Bürgermeister und Robert vor, und diese machten sie im Gegenzug mit den Damen am Tisch bekannt: mit Eunice Corlew, einer kleinen, vogelhaften Frau, die so zurückhaltend war, dass sie gelegentlich mit dem Mobiliar zu verschmelzen schien, und mit Camerons Gattin, einer ergrauenden blonden Walküre mit spitzem Kinn namens Lena Erlander.
    »Setzen Sie sich zu uns«, drängte Corlew. »Wir haben noch zwei Plätze frei. Zwei kleine alte Damen kamen zum Tisch, überflogen die restlichen Namen, nahmen ihre Kärtchen und verschwanden wieder.« Er wies mit einer schwungvollen Geste auf die leeren Stühle zwischen sich und Lena Erlander. »Ich schätze, sie waren Republikanerinnen, Jim!« Er lachte über seinen eigenen Witz.
    Clare sah Hugh kurz an. Corlew konnte ein Prahlhans sein, aber sie hatte nichts dagegen, ein bisschen Zeit mit dem Bürgermeister zu verbringen. Diese Art von Beziehungen konnte sich auszahlen, wenn die Kirche zum Beispiel kostenlose Räumlichkeiten für ihr Mutter-Kind-Programm suchte.
    »Du bist selbst Republikaner, Robert«, bemerkte Cameron. Er wandte sich an Hugh. »Bitte, leisten Sie uns Gesellschaft.«
    »Nun, wenn Clare nichts …«
    »O ja, nehmen Sie Platz! Setzen Sie sich zu uns!« Die neue Stimme war überaus

Weitere Kostenlose Bücher