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Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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weiblich, ein munteres Hauchen. »Seit Reverend Fergusson das Bein meines armen Mannes gerettet hat, hatte ich keine Möglichkeit mehr, mich mit ihr zu unterhalten.«
    Clare fuhr herum. Eine winzige Blondine, in rosa Satin gehüllt, in dem sie aussah wie eine wohlgeformte griechische Göttin, stand zwischen Eunice Corlew und Jim Cameron. Sie lächelte Hugh zu, und trotz der Tatsache, dass sie mindestens zehn Jahre älter war als er, konnte Clare spüren, wie er seinen Rücken straffte und die Brust herausdrückte. »Hi«, sagte sie. »Ich bin Linda Van Alstyne.«

20:05 Uhr
    Russ beobachte sie von der anderen Seite des Tischs und zählte die unterschiedlichen Ausdrücke, die wie subtile Pinselstriche über Clares Gesicht glitten. Schrecken. Verdruss. Verlegenheit. Und dann die Erkenntnis, dass sie nicht darum herumkommen würde, sich mit ihnen an einen Tisch zu setzen. Clares Gefühle zu katalogisieren half ihm, seine eigenen zu ignorieren.
    Linda plauderte unbekümmert. »… Russ stapft also in den Bergen herum, bei irgendeiner Ermittlung oder so was, stolpert dabei über eine Erdhörnchenhöhle und bricht sich das Bein. Wenn Reverend Fergusson nicht dort gewesen wäre, um ihn ins Krankenhaus zu schaffen, wäre er erfroren.« Sie strahlte Clare von unten an. »Setzen Sie sich! Setzen Sie sich doch!«
    Hugh Parteger, den Russ bis zu diesem Moment überhaupt nicht bemerkt hatte, zog den Stuhl neben Robert Corlew heraus. Clare ließ sich ohne ihre übliche Anmut darauf fallen. Parteger, der sich in seinem Smoking beträchtlich wohler zu fühlen schien als Russ in seinem, musterte mit kühlem Blick die Tischrunde, ehe er sich neben die Frau des Bürgermeisters setzte.
    »Wie mutig und klug von Ihnen, Reverend Fergusson«, bemerkte Lena Erlander mit ihrem skandinavischen Akzent. »Ihr Name – ist der schwedisch?«
    »Schottisch«, erwiderte Clare. »Und bitte, nennen Sie mich Clare.«
    Jim Cameron stürzte sich in die Geschichte, wie Lena und er sich vor drei Jahren in Schottland kennengelernt hatten, was Parteger die Möglichkeit eröffnete, den Tisch mit der Beschreibung zum Lachen zu bringen, wie er einmal anlässlich einer Feier versucht hatte, einen schottischen Tanz zu erlernen, was Robert Corlew auf den Tanzkurs brachte, den er und seine Frau auf ihrer letzten Kreuzfahrt besucht hatten. Das Ganze trug sie durch den ersten Gang. Russ beobachtete Clare, vermied es, Clare zu beobachten, beobachtete sie, ohne dass es so schien, als beobachtete er sie, und fühlte sich wie ein Stück Scheiße.
    Er war der Typ aus den Cartoons, auf einer Schulter einen gezeichneten Engel, auf der anderen Seite ein lüsternes Teufelchen. Der eine schlug ihm immer wieder auf den Kopf und mahnte: Schau dir diese umwerfende Frau an deiner Seite an! Willst du das zerstören? Dem anderen sprangen die Augen aus dem Kopf, und er sabberte: Diese Augen, diese Haare, all die nackte Haut … Er hatte Clare nie so freizügig gekleidet gesehen. Er wollte seine Hände über ihre blassen nackten Schultern gleiten lassen, hinunter zu ihrer – Er schob ein großes bitteres Stück Endivie in den Mund und zermalmte es.
    »Sind Sie fertig?«, fragte der Kellner. Russ ließ sein Besteck auf den Teller fallen und nickte zustimmend.
    Linda beschrieb gerade die panischen Arbeitsstunden, die sie hatte leisten müssen, um rechtzeitig alle Vorhänge im Hotel anzubringen. Er ließ seinen Blick zum Nachbartisch schweifen und dann zum übernächsten, automatisch auf der Suche nach Anzeichen von Vergiftung, Aggression oder Verzweiflung. Ganz vorn im Saal saßen seine Mutter und ihre Cousine Nane, die mit einer ausgelassenen Gruppe von Frauen lachten und redeten, die er für die freiwilligen Gärtnerinnen der ACC hielt. Ein Stückchen weiter entdeckte er einen Tisch, an dem die sieben Männer überwogen: vier elegant gekleidete Asiaten, drei Weiße in schlechtsitzenden Leihsmokings und eine schlanke ältere Frau im rauchgrauen Kleid.
    »Wie heißt die Älteste van der Hoeven?«, fragte er Clare, ohne nachzudenken.
    »Luella? Nein, Louisa.«
    »Ich glaube, das ist die Frau dort drüben.« Er wies mit dem Kinn in die Richtung. Seine Frau warf ihm einen desinteressierten Blick zu, ehe sie sich wieder dem Bürgermeister zuwandte. Sie versuchte, ihn zur Renovierung seines Büros zu überreden.
    Clare drehte sich auf ihrem Sitz um. »Könnte sein«, erwiderte sie. »Eine gewisse Familienähnlichkeit ist vorhanden.« Sie drehte sich wieder zurück »Glauben Sie, sie weiß

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