Das Dunkle Netz Der Rache
es?«
»Weiß was?« Robert Corlew sah Clare an, dann Russ und dann wieder Clare.
»Eugene van der Hoeven ist heute umgebracht worden«, erklärte Russ.
»So eine Sch-Schande!«, rief Corlew aus. »Wird der Landverkauf denn trotzdem abgewickelt?«
»Eindeutig ja«, antwortete Clare. »Die Malaysier dort drüben sind hohe Tiere von GWP.« Sie nagte an ihrer Unterlippe. »Ach, wie blöd, ich habe noch zwei Kisten Wein im Auto, die ich hätte abgeben sollen.« Auf Corlews erstaunten Blick hin erklärte sie: »Eugene bat mich, ihm diesen Gefallen zu tun. Der Typ, der sie abholen sollte, war nicht aufgetaucht.«
»Eugene?«, fragte Corlew. »Wie kommt es, dass Sie einen der van der Hoevens beim Vornamen nennen?«
Clare stürzte sich in die Beschreibung ihrer Hilfsaktivitäten beim Rettungs-und Suchdienst. Russ musterte über die Tische hinweg die Männer von GWP. Und wer hätte das gedacht, da saß auch sein alter Freund Shaun Reid mit seiner jungen, reizenden zweiten Ehefrau. Am obersten Tisch im Saal waren die Vorspeisen bereits serviert worden, und er sah, wie Shaun methodisch kaute. Selbst aus der Distanz konnte Russ erkennen, dass er sich bewegte, als wäre er steif und wund.
Einer der Kellner näherte sich Shaun. Russ, der eine Weinflasche erwartet hatte, war überrascht, als der livrierte Mann Shaun etwas reichte, das wie ein Zettel aussah. Shaun faltete ihn auseinander, las ihn und schaute sich wild um. Dann saß er einen Augenblick mit gesenktem Kopf da. Schließlich erhob er sich und folgte dem Weg, den der Kellner durch den Ballsaal genommen hatte.
Wie interessant!
Russ schob seinen Stuhl zurück. »Wenn Sie mich einen Moment entschuldigen würden«, sagte er. Er nahm den Hauptausgang, aber statt nach rechts zu den Toiletten abzubiegen, ging er nach links. Er lief am Ballsaal entlang, bis er eine Tür mit dem diskreten Hinweis Nur für Angestellte erreichte. Er stieß die Tür auf und war enttäuscht, als er feststellte, dass sie in eine kleine Kammer führte, auf deren Wandregalen sich Tischwäsche stapelte. Er ging zurück in die Lobby. Bis zur Ecke kam keine weitere Tür. Irgendwo dort hinten befand sich die Küche, die aber offensichtlich einen separaten Zugang besaß, damit die nichtsahnenden Gäste nicht in das geräuschvolle Chaos stolperten, in dem ihre Abendmahlzeit produziert wurde.
Er griff in seine Jacketttasche und zog sein Handy heraus. »Hey, Harlene«, meldete er sich, als jemand abnahm. »Gibt es was Neues?«
»Hey, Chief. Die Spurensicherung ist bei Reid-Gruyn soeben fertig geworden. Sie sagen, auf der Couch befänden sich jede Menge Fingerabdrücke, und es würde einige Zeit dauern, sie zuzuordnen.«
»Wissen Sie, ob jemand Shaun Reid erreichen wollte? Um ihm Fragen zu stellen oder damit er einen Raum aufschließt oder so?«
»Meines Wissens nicht. Lyle ist noch unterwegs und überprüft alle Orte, an denen dieser Schoof sich aufhalten könnte. Kevin beobachtet nach wie vor das Haus. Er hat sich ein paarmal gemeldet, um sich darüber zu beklagen, wie langweilig ihm ist.«
»Sagen Sie ihm, Langeweile wäre gut. Man muss sich erst Sorgen machen, wenn die Dinge beginnen, interessant zu werden.«
»Wie wahr! Eric ist noch oben in Haudenosaunee. Mark versucht, einige der Mercedeslimousinen zu eliminieren … oh, warten Sie, er möchte mit Ihnen sprechen.«
Eine kurze Pause, dann meldete sich Mark. »Hi, Chief.«
»Hi. Haben Sie etwas entdeckt?«
»Noch nicht. Aber etwas Interessantes habe ich doch. Ich sollte doch die Namenslisten durchsehen, um rauszufinden, ob jemand, der die van der Hoevens kannte, einen schwarzen Mercedes fährt, stimmt’s? Ich habe jemanden gefunden, der zwar die Familie nicht kennt, aber Verbindungen zu Haudenosaunee hat.«
»Wer?«
»Shaun Reid. Er ist doch einer der Verdächtigen im Fall Castle, oder? Und er wurde auf Haudenosaunee gesehen.«
Shaun Reid. Der vor aller Augen herumlief, als hätte er eine Schlägerei hinter sich. »Ich glaube, es wird Zeit, Shaun einen offiziellen Besuch abzustatten. Besorgen Sie alles, was wir für einen Durchsuchungsbeschluss brauchen. Wenn Ryswick funktioniert, schlagen wir morgen früh zu. In der Zwischenzeit halten Sie nach weiteren Mercedeslimousinen Ausschau. Der Täter könnte ebenso gut aus der Stadt kommen, wissen Sie. Ihr Vater, Jasper van der Hoeven, hatte dort seinen Hauptgeschäftssitz.«
»Ja, ich weiß.«
Das gedämpfte Klirren von Besteck auf Porzellan drang durch den Eingang zur Lobby. »Geben Sie
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