Das Dunkle Netz Der Rache
Fergusson hätte beifällig genickt. Trau niemals einem Mann, der Papiertücher benutzt, würde sie sagen. Er wird sich als leichtsinnig und unzuverlässig erweisen.
»Shaun Reid ist zurück«, sagte sie mit erhobener Stimme, um die lebhaften Gespräche links und rechts von ihr zu übertönen.
Russ auf der anderen Seite des Tisches nickte. Er verdrehte leicht den Kopf, als wollte er eine Verspannung lockern, und verfolgte Reids Weg zurück an dessen Tisch. »Schade«, sagte er. »Er hat den Großteil des Essens verpasst.« Kellner kreisten durch den Ballsaal, trugen das schmutzige Geschirr ab und deckten das Dessertbesteck ein.
» Du hättest beinah das Essen verpasst«, sagte Linda und stieß ihn spielerisch mit dem Ellbogen in die Seite. »Ich wette, du verpasst noch mal deine eigene Beerdigung, weil du in Polizeiangelegenheiten unterwegs bist.« Sie beugte sich über den Tisch und sagte in vertraulichem Ton zu Clare: »Hören Sie auf eine Frau, die sich auskennt. Heiraten Sie niemals einen Polizisten.«
Clare spürte, wie ihr brennende Röte ins Gesicht stieg. Es war Hugh, der sie vor einer Antwort bewahrte, indem er ihre Hand nahm und sagte: »Ich tue mein Bestes, damit sie Ihren Rat befolgt.« Er küsste ihr die Hand. Robert Corlew räusperte sich unbehaglich, und Lena und ihr Bürgermeister stießen ein »aah« aus, als versänken sie in einem Bottich Marshmallowbrei.
Russ sah aus wie eines dieser riesigen Steingesichter von der Osterinsel.
Clare hatte nie wirklich an die Doktrin der körperlichen Himmelfahrt geglaubt, aber jetzt wünschte sie, sie wäre wahr und Gott beschlösse in seiner unendlichen Weisheit, ihre Person samt Kleid, Hand, flammend roten Wangen und allem Drum und Dran zu sich in sein himmlisches Königreich zu erheben. Jetzt. Genau jetzt. Jeden Moment.
Sanft zog sie ihre Hand zurück und lächelte Hugh fast überzeugend an. Offensichtlich harrten ihrer auf der Erde noch Aufgaben. Um den vereinten Blicken der Tischrunde zu entkommen, wandte sie sich ab und schaute zu den Kellnern hinüber, die ein Podium neben den Haupttisch rollten. »Was steht als Nächstes an?«, fragte sie niemand im Besonderen.
Jim Cameron antwortete. »Erst hält der Präsident der ACC eine kleine Rede, stellt ein paar Leute vor und ruft zu Spenden auf. Dann werden die Leute von GWP und die van der Hoevens …« Er bog den Kopf zurück, offensichtlich hatte er erst jetzt die Abwesenheit der van der Hoevens am Haupttisch bemerkt. »Nun, wer immer die Übertragung unterzeichnen muss, wird es tun. Dann beginnt der Tanz.« Clare konnte hinter dem Haupttisch sehen, dass vor der Glaswand eine Bühne für eine Band aufgebaut worden war.
Während sie zusah, rollten die Sommelière und ihre Assistentin einen schweren Weinwagen zum Haupttisch und begannen einige vertraute Holzkisten abzuladen. »O nein«, stöhnte sie. Sie behielt den verdammten Wein nie länger als fünf Minuten im Gedächtnis. Als sie sich wieder zum Tisch umdrehte, sah sie, wie Linda sich an Russ schmiegte. Also gab es vielleicht gute Gründe für ihren Mangel an Konzentration.
»Entschuldigen Sie mich.« Sie schob den Stuhl zurück und stand auf. Hugh, Russ und Cameron erhoben sich.
Robert Corlew sah sie an. »Was?«, staunte er. »Was? Tun Kerle das immer noch?«
Lena Erlander blickte mitleidig auf die zusammengeschrumpfte Mrs. Corlew.
Clare bahnte sich ihren Weg durch die Tische, ständig auf ihren Rock achtend. Sie überquerte die Tanzfläche und erreichte die Sommelière, als diese die Verriegelung des Wagens löste und ihn hinausrollen wollte. Die Kisten, auf denen stolz das Etikett der van der Hoevens prangte, waren zu einer wackligen Pyramide vor dem Haupttisch aufgestapelt. Clare glaubte, nie einen traurigeren Anblick gesehen zu haben. »Verzeihung.« Sie berührte die Sommelière am Arm, um sie auf sich aufmerksam zu machen. »Mr. van der Hoeven hat mir zwei Kisten von dem Familienwein anvertraut, um sie zu dem Bankett heute Abend zu bringen. Ich fürchte, ich habe sie im Auto vergessen. Ist es zu spät, um sie noch hereinzubringen?«
Die Sommelière runzelte nachdenklich die Stirn. »Mr. van der Hoevens Instruktionen …« Sie riss sich zusammen, und Clare nahm an, dass die Nachricht von Eugene van der Hoevens Tod im Algonquin Waters bereits die Runde gemacht hatte. »Er wünschte«, fügte sie hinzu, »dass die Hauptpersonen jeweils eine Kiste erhalten und die restlichen Flaschen aus den Kisten geholt und für den Tanz entkorkt
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