Das Dunkle Netz Der Rache
Eingang zurück, wo er sein Handy aufklappte.
»Van Alstyne hier«, meldete er sich.
»Hi, Chief, ich bin’s, Eric, oben in Haudenosaunee.«
»Eric! Wie läuft’s? Was entdeckt?« Russ sah, wie Clare am Tisch eintraf. Statt sich zu setzen, beugte sie sich vor und sagte etwas zu Parteger. Der Blick war so gut, dass er beinahe McCreas nächsten Satz verpasst hätte.
»Wir haben noch ein paar von diesen Flugblättern der Planetenbefreiungsarmee entdeckt.«
»Irgendwelche Briefe? Etwas, das man als Drohung gegen van der Hoeven verstehen könnte?« Hugh erhob sich und trat einen Schritt zurück, wobei er Clare bedeutete, ihm zu folgen. Sie begannen sich zwischen den Tischen hindurch in Richtung Eingang zu schieben.
»Nein, alles ziemlich allgemein gehalten. Aber«, betonte Eric, »im Keller haben wir was sehr Interessantes entdeckt. Dort standen sauber und ordentlich aufgereiht ein Dutzend Flaschen Bleiche, die gleiche Anzahl leere Waschpulverkartons, fünfzehn leere Benzinkanister und – stellen Sie sich das vor – ein halbvoller Karton Sägemehl.«
Die Zutaten für selbst gemischtes Napalm – »Heilige Scheiße«, fluchte Russ. Clare und Hugh gingen an ihm vorüber. »Bleiben Sie dran«, sagte er zu Eric. Er legte eine Hand über die Sprechmuschel. »Wollen Sie schon gehen?«
Clare schüttelte den Kopf. »Hugh hilft mir, den Wein aus dem Auto zu holen. Wir sind gleich wieder da.«
»Ich wollte Sie noch nach Ihrem Gespräch mit der Haushälterin von heute Morgen fragen.«
Ihre Augen leuchteten vor Neugier. »In Ordnung.«
Russ hielt das Handy wieder ans Ohr. »Eric? Gute Arbeit. Ich rufe Harlene an, damit sie die Staatspolizei und die Feds alarmiert, dass möglicherweise terroristische Waffen im Umlauf sind. Ich gebe die Nummer von Haudenosaunee weiter. Bleiben Sie in Hörweite des Telefons, für den Fall, dass jemand Fragen an Sie hat.«
Er legte auf und tippte Harlenes Kurzwahl ein. Verdammt, er wollte nicht warten, bis Clare und Parteger zurück waren. Abgesehen davon sollte Clare in einem solchen Kleid keine Holzkisten schleppen. Besaß dieser Brite mit dem Schwulenhemd denn gar keinen Verstand?
»Zentrale.«
Er lief durch die Lobby zum Eingang. »Harlene, Russ hier.«
»Hey, Chief. Was kann ich für Sie tun?«
»Hören Sie gut zu. Ich möchte, dass Sie die Antiterroreinheit der State Police und das FBI informieren, dass möglicherweise jemand einen terroristischen Anschlag plant.«
Harlene, seit mehr als dreißig Jahren im Polizeidienst, zuckte mit keiner Wimper. »Sie werden wissen wollen, welcher Art.«
Er stieß eine der kunstvollen Türen aus Glas und Kiefernholz auf. Die Außenbeleuchtung war so hell, dass sie fast den Mond überstrahlte. »Eric hat Indizien gefunden, die auf selbst gemischtes Napalm hinweisen. Leiten Sie alle Fragen direkt an ihn nach Haudenosaunee weiter. Haben Sie die Nummer?«
»Ja.«
»Die genaue Menge kennen wir nicht, aber es sieht aus, als handelte es sich um einige hundert Liter. Das Ganze könnte in Zusammenhang mit Millie van der Hoevens Verschwinden stehen. Das Zeug könnte sich in den Händen einer militanten Gruppe von Ökoterroristen befinden, der Planetenbefreiungsarmee. Haben Sie das?«
»Hab ich.«
Er ging die geschwungene Zufahrt zum Gästeparkplatz hinunter. »Oh, und funken Sie Kevin an. Sagen Sie ihm, er soll die Überwachung abbrechen. Ich will, dass er noch mal mit Lisa Schoof redet. Wir müssen jede Einzelheit wissen, alles, was sie auf Haudenosaunee gehört oder gesehen hat.«
»Wird erledigt.«
Er entdeckte Clares kleines rotes Auto unter einem der schlanken Laternenpfähle, die den Parkplatz sprenkelten. Er verfiel in einen leichten Trab. »Halten Sie mich auf dem Laufenden«, befahl er Harlene. »Was auch immer, ich will alles wissen. Der Chief meldet sich ab.« Er legte auf, ohne ihre Antwort abzuwarten.
Clare überwachte Parteger, der halb auf dem Rücksitz ihres Shelby verschwunden war. Eine Kiste stand zu ihren Füßen auf dem Asphalt – oder da, wo ihre Füße wären, wenn er sie sehen könnte. Ihr Oberkörper war in einen Pelz gehüllt, der aussah, als ob Mamie Eisenhower ihn getragen haben könnte.
»Was ist das denn?«, fragte Russ.
Sie zupfte an dem Ding. »Eine Biberpelzjacke. Sie gehörte meiner Großmutter. Ich habe nicht oft Gelegenheit, sie zu tragen, aber sie ist wunderbar warm.« Ihre Stimme klang entschuldigend; ob wegen der Existenz des Pelzes oder weil sie ihn nicht häufiger trug, konnte er nicht
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