Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
Vom Netzwerk:
die Kamera und schoss ein Bild von ihm.
    »Hey«, murrte er.
    Sie drückte wieder ab. Und wieder. Trat einen Schritt zur Seite, damit sie ihn direkt vor dem Lader aufnehmen konnte.
    »Lass das! Was machst du da?« Er machte einen Schritt auf sie zu.
    »Ich fotografiere dich.« Sie blickte ihn über den Rand der Kamera an. »Ich bin nicht sicher, ob du mich eben verstanden hast, als ich über meine Arbeit sprach, aber ich arbeite für die ACC. Falls du daran denkst, zurückzuschleichen und dich mit ein paar von den Maschinen davonzumachen – was allerdings eine verdammt blöde Idee wäre, weil du nicht mal die Hälfte davon ohne Tieflader von der Stelle kriegst –, solltest du meiner Meinung nach wissen, dass du dann nicht nur meinen Dad bestiehlst, sondern auch meinen Arbeitgeber.«
    Sie schoss ein weiteres Foto.
    »Lass das!« Er machte einen Satz auf sie zu.
    Sie tänzelte zur Seite. »Du bist doch nicht wirklich so blöd, oder?«, sagte sie. »Himmel! Du willst wirklich mit dem Skidder abhauen?«
    »Gib her! Du kannst mich nicht einfach fotografieren.« Er griff mit seiner Hand nach der Kamera. Sie hielt sie fest, hoch über den Kopf, außer Reichweite. »Gib her!«, wiederholte er.
    Er ging auf sie los. Im letzten Moment ließ sie Notizblock und Handtasche fallen und ergriff einen der Aluminiumpfosten, die das Dach über der Zugmaschine stützten. Sie schwang sich herum, flog. Ihre unterdrückte, gefesselte Wut stieg auf und explodierte, brannte auf ihrer Haut, machte sie schwerelos, unbesiegbar. Sie berührte den Boden, leicht wie eine Feder, mit wildem Blick, in der Brust einen triumphierenden Schrei. Zur Hölle mit Eugene van der Hoeven. Zur Hölle mit Millie. Zur Hölle mit ihrem Vater. Diesen Idioten konnte sie in alle Ewigkeit ausmanövrieren. Sie bleckte die Zähne.
    »Miststück!« Wieder machte er einen Satz auf sie zu. Dieses Mal sprang sie auf die Zugmaschine, einen Fuß auf der Kette, einen auf dem Sitz und auf die andere Seite.
    Doch er überraschte sie. Sie hatte angenommen, er würde ihr auf demselben Weg folgen wie ein Eisenspan dem Magneten, aber stattdessen umkreiste er die Zugmaschine so rasch, dass sie zurück über den Sitz zur anderen Seite hasten musste. Sie konnte seinem Griff nur knapp entkommen und stürzte von der Kette beinah zu Boden. Ein Eimer eisiger Wirklichkeit entleerte sich über sie. Sie war allein im Wald, mit einem Kerl gebaut wie ein Presslufthammer. Er tauchte am Ende der Raupe auf, sein Körper wesentlich schneller als sein Verstand, und jetzt krähte sie weder, noch grinste sie, senkte einfach nur das Kinn und rannte, querfeldein, zur Straße. Zu ihrem Auto. Versuchte zu entkommen.
    Sie stürmte über die Lichtung, den Blick auf den Boden fixiert, sprang über einen vom Sturm verwehten Ast, wich einer von schweren Reifen gezogenen Fahrspur aus. Sie hörte nichts außer dem Trommeln ihrer Füße, ihrem keuchenden Atem, dem Blut, das durch ihre Adern dröhnte, deshalb erwischte der Hieb aus dem Nichts sie vollkommen unvorbereitet, schlug ihren Kopf zur Seite, wirbelte sie herum, erfüllte ihren Kopf mit einem stechenden Schmerz, der Klang war unmöglich von den Geräuschen zu unterschieden, die er machte, Wut und Schmerz ineinander verschlungen.
    Sie taumelte, stolperte, fing sich wieder und rannte erneut, Tränen ließen ihre Sicht verschwimmen. Sie schaffte drei Schritte, ehe er sie angriff, ihren Kopf auf den Boden knallte und alle Luft aus ihr wich, so dass sie kein Geräusch mehr von sich geben konnte, als er sie schlug, hart, und nach der Kamera griff, die sie noch immer umklammerte.
    »Gib mir … die scheiß … Kamera!« Er griff danach, streckte sich, und irgendeine Quelle der Selbsterhaltung ließ sie die Gelegenheit erkennen, und sie ergriff sie und schlug ihm gegen die Kehle.
    Er würgte grauenhaft wie ein Ertrinkender, und sie schob ihn weg und kam schwankend auf die Beine. Er umklammerte seinen Hals. Es klang, als könnte er nicht atmen. Sie stand auf Zehenspitzen, hin-und hergerissen zwischen Flucht und Verantwortung. O Gott! Was, wenn ich ihn umgebracht habe? Sie, die niemals zuvor zugeschlagen hatte oder geschlagen worden war.
    Dann holte er rasselnd Luft und kroch auf sie zu. Sie rannte wieder, erlebte zum ersten Mal die wilde, muskelverkrampfende, adrenalinbefeuerte Geschwindigkeit von um sein Leben rennen, eine Floskel, die sie selbst schon benutzt hatte, ohne sich jemals die absolute Angst dahinter vorzustellen. Der Weg, den ihr Vater in den Wald

Weitere Kostenlose Bücher