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Das Dunkle Netz Der Rache

Das Dunkle Netz Der Rache

Titel: Das Dunkle Netz Der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Spencer-Fleming
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Automobilclub. Ich kann anrufen und deine Maschine abschleppen lassen.«
    Er drehte sich zu ihr um. Er war ein paar Jahre jünger als sie und auf eine gewisse Bauernjunge-trifft-Skinhead-Art attraktiv. Seine weiten Hiphop-Jeans waren billig, und er sah aus wie jemand, der seine einzige Szeneerfahrung in Schenectady gemacht hatte. »Ich muss damit zu Jimino’s, oben in Fort Henry.«
    »Wohin immer du willst.« Sie lächelte entschuldigend, konnte sich aber nicht beherrschen und warf wieder einen Blick über die Schulter.
    »Was hast du?«
    Sie fuhr herum. »Was meinst du?«
    »Ich werde deinem Vater nichts verraten, okay?«
    Er bückte sich und zog das Motorrad am Lenker hoch. Arme und Rücken unter der Jacke wölbten sich; die Kraft eines Mannes, der seinen Lebensunterhalt mit Muskeln statt Hirn verdiente.
    »Du kannst es beim Nachbarn in der Einfahrt abstellen, bis der Abschleppwagen kommt.« Sie zeigte zu den Bells nebenan. »Sie sind schon weg, um den Winter in Florida zu verbringen.« Er warf ihr einen argwöhnischen Blick zu. »Sie ist näher als unsere – die Einfahrt meiner Eltern«, fügte sie hilfreich hinzu.
    Er grunzte, schob das Motorrad aber in die Einfahrt nebenan. Becky zog sich zum Auto zurück, griff nach ihrer Brieftasche und nahm das Handy aus der Halterung. Sie lief zur Einfahrt der Bells hinüber. »Hör mal, ich rufe den Automobilclub sofort an.« Sie jonglierte mit Handy und Brieftasche und kramte ihre Mitgliedskarte aus dem Banknotenfach.
    Er hob die Hände. »Reg dich ab, ja? Du führst dich auf, als würde ich gleich die Bullen rufen.« Er blinzelte ihr zu. »Hast du was dabei oder so?«
    Sie musste sich nicht sorgen, dass die Polizei Drogen bei ihr fand, aber bei ihm schien es durchaus möglich zu sein. »Nein«, sagte sie. Sie sah wieder zu ihrem Haus. »Ich habe mich nur gerade fürchterlich mit meinem Vater gestritten – na ja, das Ende hast du ja mitbekommen –, und ich kriege zu viel, wenn er herausfindet, dass ich beim Zurücksetzen aus der verdammten Einfahrt ein Motorrad zu Schrott gefahren habe.«
    »Aha!« Er nickte befriedigt. »Jetzt kapier ich.« Er betrachtete sein Motorrad, dann ihr Auto, dann sie. »Mein Pick-up steht bei einem Freund. In Glens Falls. Kannst du mich hinbringen? Ich muss meine Frau von der Arbeit abholen und komme sonst zu spät.«
    Glens Falls. Sie musste in die genau entgegengesetzte Richtung. »Wo arbeitet sie?«, fragte Becky und kreuzte im Geist die Finger. Falls es direkt hier in der Stadt war …
    »Haudenosaunee. Das ist ein Camp oben hinter …«
    »Ich weiß, wo das ist! Ich bin auf dem Weg dorthin, um ein paar Unterlagen zu holen. Warum kommst du nicht mit, wir lesen deine Frau auf, und dann bringe ich euch beide zu deinem Pick-up.«
    »Hm.« Unentschlossen schaukelte er vor und zurück.
    »Bitte. Das ist das Mindeste, was ich tun kann.«
    Er zuckte die Schultern. »Okay. Ich bin übrigens Randy Schoof.«
    »Becky Castle.« Sie lief vor ihm her zum Auto. »Steig ein, es ist offen«, sagte sie, als er vor der Beifahrertür stehenblieb. »Jetzt kannst du sehen, warum ich dein Motorrad gerammt habe«, erklärte sie, während sie hinter das Steuer glitt. »Ich hab mein Kleid auf den Haken am Rücksitz gehängt, und es hat mir total die Sicht versperrt.« Sie streckte den Arm über die Lehnen, nahm die Hülle der Reinigung vom Haken und warf sie auf den Rücksitz. »Ich hätte einfach ein paar Falten riskieren sollen.« Sie schaute vielsagend auf den Sicherheitsgut. »Alles klar?« Er schnallte sich an.
    Randy Schoof schwieg, als sie losfuhr, schwieg, als sie den Automobilclub anrief und darum bat, ein Motorrad zu Jimino’s abzuschleppen, und schwieg immer noch, als sie ihr Handy wieder in die Halterung hängte. Es war unheimlich. Sie wusste nicht, ob er nachdachte, schmollte oder einfach nur schüchtern war. Es machte sie nervös, und sie erwischte sich dabei, wie sie plapperte, um sein Schweigen zu überspielen, von ihrer vermissten Freundin Millie erzählte, über Eugene van der Hoevens beschränkte machohafte Grenzermentalität herzog, sich darüber beklagte, wie unvernünftig ihr Vater war. Er saß einfach da, starrte aus dem Fenster und gab gelegentlich zustimmende Geräusche von sich.
    »Es tut mir leid«, sagte sie, als sie auf die Route 53 abbogen und die Berge hoch nach Haudenosaunee fuhren. »Normalerweise quatsche ich Leuten kein Ohr ab. Aber als ich heute Morgen aufgewacht bin, dachte ich, der Tag würde großartig werden, und bis

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